Da die Jute eine Pflanzenfaser ist, sollte man versucht sein, zu glauben, daß sie sich gegen Farbstoffe wie Baumwolle und Leinen verhalte. Dem ist jedoch nicht so; die Jute ist, wie wir im Ersten Teil, § 13 gesehen haben, eine metamorphosierte Cellulose, und verhält sich gegen neutrale Farbstoffe genau so, wie eine mit Tannin oder Sumach gebeizte Baumwollfaser. Die- jenigen adjektiven Baumwollfarbstoffe, welche tannierte Baumwolle färben, (also alle neutralen), sind für Jute substantive Farbstoffe (§ 69, 2).
Da nun diese Farbstoffe auch substantive Wollfarbstoffe sind, so ver- hält sich gegen diese Farbstoffe die Jute thatsächlich genau so wie die Wolle. Dieser Vergleich läßt sich auch auf die schwach sauren Wollfarbstoffe ausdehnen, welche durch Beizen der Jute mit Alaun trefflich fixiert werden. In ähnlicher Weise, wie bei der Wolle, lassen sich auch auf mit Zinn- oder Eisensalzen gebeizte Jute schwach saure Farbstoffe (z. B. alle natürlichen) befestigen. Das Fixieren von Metallsalzen auf der Jute- faser wird durch die gerbstoffähnlich wirkenden Bestandteile der letzteren noch besonders begünstigt. Dagegen eignen sich die sauren Farbstoffe weniger zur Anwendung auf Jute, da die Jute gegen Säuren, selbst gegen ver- dünnte, höchst empfindlich ist; wohl aber zeigt die Jutefaser direkte Ver- wandtschaft zu den substantiven Baumwollfarbstoffen, mit welchen sie sich im Seifenbade färbt. Wir erhalten demnach 3 Abteilungen von Jute-Farb- stoffen:
1. substantive. Dieselben färben entweder aus neutralem Bade, und zwar direkt, besser aber noch nach vorheriger Brechweinstein-Passage. Hierher gehören alle direkten Wollfarbstoffe, § 41, a.
2. adjektive. Dieselben färben die mit Metalloxyden gebeizte Jute in neutralem Bade. Hierher gehören die indirekten Wollfarbstoffe, § 41, 2.
3. direkt aus dem Seifenbade färbende. Hierher gehören alle Benzidinfarbstoffe, § 69, 1.
Hödl (Deutsche Färber-Ztg. 1889) empfiehlt neuerdings auch die Anwendung der Azofarbstoffe für Zwecke der Jutefärberei; doch will mir der von ihm empfohlene Zusatz von 5 Prozent Schwefelsäure und Ausfärben beim Siedepunkt doch für die Haltbarkeit der Jutefaser recht sehr bedenklich scheinen und zwar aus den schon oben angedeuteten Gründen, wogegen der Verwendung der Amido-Azofarbstoffe Bismarckbraun und Chrysoidin nichts im Wege steht.
Zur Erzielung schöner und lebhafter Farben ist es notwendig, daß die Jute zuvor eine rationelle Bleiche durchgemacht hat, durch welche die Faser, ohne an ihren guten Eigenschaften Einbuße erlitten zu haben, mindestens bis zum schwachen Creme entfärbt worden ist. Zum Färben dienen vor- wiegend die künstlichen organischen Farbstoffe, von denen die sub 1 und 3 die einfachste direkte Färbemethode verlangen, während die sub 2 auf gebeizte Jute besonders echte Färbungen geben (z. B. Alizarinfarben). Eine Vor- führung von Beispielen erscheint mir, da sie nur eine Wiederholung des schon früher Gesagten sein würde, nicht notwendig und verweise ich deshalb auf die betreffenden Abschnitte der Wollen- und Baumwollen-Färberei.
§ 91. Jute-Färberei.
Da die Jute eine Pflanzenfaſer iſt, ſollte man verſucht ſein, zu glauben, daß ſie ſich gegen Farbſtoffe wie Baumwolle und Leinen verhalte. Dem iſt jedoch nicht ſo; die Jute iſt, wie wir im Erſten Teil, § 13 geſehen haben, eine metamorphoſierte Celluloſe, und verhält ſich gegen neutrale Farbſtoffe genau ſo, wie eine mit Tannin oder Sumach gebeizte Baumwollfaſer. Die- jenigen adjektiven Baumwollfarbſtoffe, welche tannierte Baumwolle färben, (alſo alle neutralen), ſind für Jute ſubſtantive Farbſtoffe (§ 69, 2).
Da nun dieſe Farbſtoffe auch ſubſtantive Wollfarbſtoffe ſind, ſo ver- hält ſich gegen dieſe Farbſtoffe die Jute thatſächlich genau ſo wie die Wolle. Dieſer Vergleich läßt ſich auch auf die ſchwach ſauren Wollfarbſtoffe ausdehnen, welche durch Beizen der Jute mit Alaun trefflich fixiert werden. In ähnlicher Weiſe, wie bei der Wolle, laſſen ſich auch auf mit Zinn- oder Eiſenſalzen gebeizte Jute ſchwach ſaure Farbſtoffe (z. B. alle natürlichen) befeſtigen. Das Fixieren von Metallſalzen auf der Jute- faſer wird durch die gerbſtoffähnlich wirkenden Beſtandteile der letzteren noch beſonders begünſtigt. Dagegen eignen ſich die ſauren Farbſtoffe weniger zur Anwendung auf Jute, da die Jute gegen Säuren, ſelbſt gegen ver- dünnte, höchſt empfindlich iſt; wohl aber zeigt die Jutefaſer direkte Ver- wandtſchaft zu den ſubſtantiven Baumwollfarbſtoffen, mit welchen ſie ſich im Seifenbade färbt. Wir erhalten demnach 3 Abteilungen von Jute-Farb- ſtoffen:
1. ſubſtantive. Dieſelben färben entweder aus neutralem Bade, und zwar direkt, beſſer aber noch nach vorheriger Brechweinſtein-Paſſage. Hierher gehören alle direkten Wollfarbſtoffe, § 41, a.
2. adjektive. Dieſelben färben die mit Metalloxyden gebeizte Jute in neutralem Bade. Hierher gehören die indirekten Wollfarbſtoffe, § 41, 2.
3. direkt aus dem Seifenbade färbende. Hierher gehören alle Benzidinfarbſtoffe, § 69, 1.
Hödl (Deutſche Färber-Ztg. 1889) empfiehlt neuerdings auch die Anwendung der Azofarbſtoffe für Zwecke der Jutefärberei; doch will mir der von ihm empfohlene Zuſatz von 5 Prozent Schwefelſäure und Ausfärben beim Siedepunkt doch für die Haltbarkeit der Jutefaſer recht ſehr bedenklich ſcheinen und zwar aus den ſchon oben angedeuteten Gründen, wogegen der Verwendung der Amido-Azofarbſtoffe Bismarckbraun und Chryſoidin nichts im Wege ſteht.
Zur Erzielung ſchöner und lebhafter Farben iſt es notwendig, daß die Jute zuvor eine rationelle Bleiche durchgemacht hat, durch welche die Faſer, ohne an ihren guten Eigenſchaften Einbuße erlitten zu haben, mindeſtens bis zum ſchwachen Crême entfärbt worden iſt. Zum Färben dienen vor- wiegend die künſtlichen organiſchen Farbſtoffe, von denen die sub 1 und 3 die einfachſte direkte Färbemethode verlangen, während die sub 2 auf gebeizte Jute beſonders echte Färbungen geben (z. B. Alizarinfarben). Eine Vor- führung von Beiſpielen erſcheint mir, da ſie nur eine Wiederholung des ſchon früher Geſagten ſein würde, nicht notwendig und verweiſe ich deshalb auf die betreffenden Abſchnitte der Wollen- und Baumwollen-Färberei.
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§ 91. Jute-Färberei.
Da die Jute eine Pflanzenfaſer iſt, ſollte man verſucht ſein, zu glauben,
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jedoch nicht ſo; die Jute iſt, wie wir im Erſten Teil, § 13 geſehen haben,
eine metamorphoſierte Celluloſe, und verhält ſich gegen neutrale Farbſtoffe
genau ſo, wie eine mit Tannin oder Sumach gebeizte Baumwollfaſer. Die-
jenigen adjektiven Baumwollfarbſtoffe, welche tannierte Baumwolle färben,
(alſo alle neutralen), ſind für Jute ſubſtantive Farbſtoffe (§ 69, 2).
Da nun dieſe Farbſtoffe auch ſubſtantive Wollfarbſtoffe ſind, ſo ver-
hält ſich gegen dieſe Farbſtoffe die Jute thatſächlich genau ſo
wie die Wolle. Dieſer Vergleich läßt ſich auch auf die ſchwach ſauren
Wollfarbſtoffe ausdehnen, welche durch Beizen der Jute mit Alaun trefflich
fixiert werden. In ähnlicher Weiſe, wie bei der Wolle, laſſen ſich auch auf
mit Zinn- oder Eiſenſalzen gebeizte Jute ſchwach ſaure Farbſtoffe (z. B.
alle natürlichen) befeſtigen. Das Fixieren von Metallſalzen auf der Jute-
faſer wird durch die gerbſtoffähnlich wirkenden Beſtandteile der letzteren noch
beſonders begünſtigt. Dagegen eignen ſich die ſauren Farbſtoffe weniger
zur Anwendung auf Jute, da die Jute gegen Säuren, ſelbſt gegen ver-
dünnte, höchſt empfindlich iſt; wohl aber zeigt die Jutefaſer direkte Ver-
wandtſchaft zu den ſubſtantiven Baumwollfarbſtoffen, mit welchen ſie ſich im
Seifenbade färbt. Wir erhalten demnach 3 Abteilungen von Jute-Farb-
ſtoffen:
1. ſubſtantive. Dieſelben färben entweder aus neutralem Bade,
und zwar direkt, beſſer aber noch nach vorheriger Brechweinſtein-Paſſage.
Hierher gehören alle direkten Wollfarbſtoffe, § 41, a.
2. adjektive. Dieſelben färben die mit Metalloxyden gebeizte Jute
in neutralem Bade. Hierher gehören die indirekten Wollfarbſtoffe, § 41, 2.
3. direkt aus dem Seifenbade färbende. Hierher gehören alle
Benzidinfarbſtoffe, § 69, 1.
Hödl (Deutſche Färber-Ztg. 1889) empfiehlt neuerdings auch die
Anwendung der Azofarbſtoffe für Zwecke der Jutefärberei; doch will mir
der von ihm empfohlene Zuſatz von 5 Prozent Schwefelſäure und Ausfärben
beim Siedepunkt doch für die Haltbarkeit der Jutefaſer recht ſehr bedenklich
ſcheinen und zwar aus den ſchon oben angedeuteten Gründen, wogegen der
Verwendung der Amido-Azofarbſtoffe Bismarckbraun und Chryſoidin nichts
im Wege ſteht.
Zur Erzielung ſchöner und lebhafter Farben iſt es notwendig, daß die
Jute zuvor eine rationelle Bleiche durchgemacht hat, durch welche die Faſer,
ohne an ihren guten Eigenſchaften Einbuße erlitten zu haben, mindeſtens
bis zum ſchwachen Crême entfärbt worden iſt. Zum Färben dienen vor-
wiegend die künſtlichen organiſchen Farbſtoffe, von denen die sub 1 und 3 die
einfachſte direkte Färbemethode verlangen, während die sub 2 auf gebeizte
Jute beſonders echte Färbungen geben (z. B. Alizarinfarben). Eine Vor-
führung von Beiſpielen erſcheint mir, da ſie nur eine Wiederholung des ſchon
früher Geſagten ſein würde, nicht notwendig und verweiſe ich deshalb auf
die betreffenden Abſchnitte der Wollen- und Baumwollen-Färberei.
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/678>, abgerufen am 25.11.2024.
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