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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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Temperatur, und das Färben von Soupleseide erfordert daher Umsicht und
Erfahrung.

Eigenschaften der Seide. Die Seide hat mit der Wolle die Eigen-
schaft gemein, ziemlich bedeutende Mengen Feuchtigkeit aufzunehmen (bis zu
30 Prozent), ohne dabei feucht zu erscheinen; der Wassergehalt läßt sich
nach der äußeren Beschaffenheit der Seide nicht abschätzen. Bei dem
hohen Handelswert der Seide ist es daher von großem Wert, den Feuchtig-
keitsgehalt genau zu erfahren. Das geschieht durch das Konditionieren
der Seide (s. unten). Der gewöhnliche Wassergehalt beträgt 10 bis 18 Pro-
zent, in den Konditionieranstalten läßt man einen Gehalt von 11 Prozent
als Norm gelten. In warmes Wasser getaucht, nimmt trockene Seide weitere
Wassermengen auf, sie quillt auf, ohne sich zu lösen; dabei zieht sie sich
gleichzeitig etwas zusammen. Das spezifische Gewicht ist 1,367. Zu der
charakteristischen Eigentümlichkeit der Seide gehört ihr Glanz; dieser kommt
der Rohseide in erhöhtem Maße zu; bei degummierten Seiden ist der Glanz
geringer, er läßt sich jedoch durch rein mechanische Behandlung, durch Strecken
des Seidengarns, in hohem Maße herstellen. Der Glanz ist somit als eine
Folge der Oberflächenspannung zu betrachten, während er bei der Roh-
seide von dem Sericin herrührt. Diese Streckbarbeit ist eine Folge der un-
gemein großen Elastizität; eine Seidenfaser kann um 1/7 bis 1/5 ihrer
normalen Länge gestreckt werden, ohne zu zerreißen. Die entschälte Seide
besitzt eine um 45 Prozent geringere Elastizität als die Rohseide. Mit
der Streckung nimmt bei der Seide der Glanz zu
(bei der Wolle
ist das Umgekehrte der Fall). An Glanz wird die Seidenfaser von keiner
andern Faser erreicht. Die Weichheit der Seide ist am größten bei der
völlig entschälten Seide; sie nimmt ab in dem Maße, in welchem der Pro-
zentgehalt an Seidenleim zunimmt, und macht bei Rohseide einer gewissen
Härte Platz; sie ist ferner bei der gestreckten Faser geringer, als bei der
nicht gestreckten. Die Feinheit der Seide ist abhängig von der Anzahl
der beim Abhaspeln zusammengelegten Coconfäden. Der Feinheitsgrad
der Handelsware wird durch das Titrieren der Seide (s. unten) bestimmt.
Die Festigkeit der Seide ist bedeutender als die jeder anderen Gespinnst-
faser; ihre Reißlänge *) beträgt (für Rohseide) 30,8 km; d. h. ein Rohseiden-
faden, welcher durch sein Eigengewicht ohne anderweite Belastung bei freiem
Hängen von selbst zerreißt, müßte etwa 4 Meilen lang sein. Im Zu-
sammenhang mit dieser Festigkeit steht auch ihre Widerstandsfähigkeit
gegen klimatische Einflüsse; sie fault nur sehr schwierig, wird auch von Motten
nur selten angefressen; nur gegen Stockflecke ist sie ziemlich empfindlich. Die
Seide ist ein schlechter Elektrizitätsleiter; lufttrockene Seide wird
durch Reiben leicht elektrisch, ein Umstand, der bei der Seidenwarenfabri-
kation leicht fatal werden kann; etwaigen Entladungen kann durch Arbeiten
in feuchter Luft vorgebeugt werden.

Einige Autoren zählen auch das eigentümliche Knistern oder "Krachen"
der Seide zu den charakteristischen Eigenschaften. Das ist jedoch nicht richtig.
Das "Krachen" gehört ganz und gar nicht zu den Eigentümlichkeiten der
Seide; vielmehr ist es eine Eigenschaft, welche ihr durch besondere Behand-
lung, vornehmlich durch saure Bäder, erst erteilt wird, die sie also

*) Vergl. unter Wolle S. 20.

Temperatur, und das Färben von Soupleſeide erfordert daher Umſicht und
Erfahrung.

Eigenſchaften der Seide. Die Seide hat mit der Wolle die Eigen-
ſchaft gemein, ziemlich bedeutende Mengen Feuchtigkeit aufzunehmen (bis zu
30 Prozent), ohne dabei feucht zu erſcheinen; der Waſſergehalt läßt ſich
nach der äußeren Beſchaffenheit der Seide nicht abſchätzen. Bei dem
hohen Handelswert der Seide iſt es daher von großem Wert, den Feuchtig-
keitsgehalt genau zu erfahren. Das geſchieht durch das Konditionieren
der Seide (ſ. unten). Der gewöhnliche Waſſergehalt beträgt 10 bis 18 Pro-
zent, in den Konditionieranſtalten läßt man einen Gehalt von 11 Prozent
als Norm gelten. In warmes Waſſer getaucht, nimmt trockene Seide weitere
Waſſermengen auf, ſie quillt auf, ohne ſich zu löſen; dabei zieht ſie ſich
gleichzeitig etwas zuſammen. Das ſpezifiſche Gewicht iſt 1,367. Zu der
charakteriſtiſchen Eigentümlichkeit der Seide gehört ihr Glanz; dieſer kommt
der Rohſeide in erhöhtem Maße zu; bei degummierten Seiden iſt der Glanz
geringer, er läßt ſich jedoch durch rein mechaniſche Behandlung, durch Strecken
des Seidengarns, in hohem Maße herſtellen. Der Glanz iſt ſomit als eine
Folge der Oberflächenſpannung zu betrachten, während er bei der Roh-
ſeide von dem Sericin herrührt. Dieſe Streckbarbeit iſt eine Folge der un-
gemein großen Elaſtizität; eine Seidenfaſer kann um 1/7 bis ⅕ ihrer
normalen Länge geſtreckt werden, ohne zu zerreißen. Die entſchälte Seide
beſitzt eine um 45 Prozent geringere Elaſtizität als die Rohſeide. Mit
der Streckung nimmt bei der Seide der Glanz zu
(bei der Wolle
iſt das Umgekehrte der Fall). An Glanz wird die Seidenfaſer von keiner
andern Faſer erreicht. Die Weichheit der Seide iſt am größten bei der
völlig entſchälten Seide; ſie nimmt ab in dem Maße, in welchem der Pro-
zentgehalt an Seidenleim zunimmt, und macht bei Rohſeide einer gewiſſen
Härte Platz; ſie iſt ferner bei der geſtreckten Faſer geringer, als bei der
nicht geſtreckten. Die Feinheit der Seide iſt abhängig von der Anzahl
der beim Abhaſpeln zuſammengelegten Coconfäden. Der Feinheitsgrad
der Handelsware wird durch das Titrieren der Seide (ſ. unten) beſtimmt.
Die Feſtigkeit der Seide iſt bedeutender als die jeder anderen Geſpinnſt-
faſer; ihre Reißlänge *) beträgt (für Rohſeide) 30,8 km; d. h. ein Rohſeiden-
faden, welcher durch ſein Eigengewicht ohne anderweite Belaſtung bei freiem
Hängen von ſelbſt zerreißt, müßte etwa 4 Meilen lang ſein. Im Zu-
ſammenhang mit dieſer Feſtigkeit ſteht auch ihre Widerſtandsfähigkeit
gegen klimatiſche Einflüſſe; ſie fault nur ſehr ſchwierig, wird auch von Motten
nur ſelten angefreſſen; nur gegen Stockflecke iſt ſie ziemlich empfindlich. Die
Seide iſt ein ſchlechter Elektrizitätsleiter; lufttrockene Seide wird
durch Reiben leicht elektriſch, ein Umſtand, der bei der Seidenwarenfabri-
kation leicht fatal werden kann; etwaigen Entladungen kann durch Arbeiten
in feuchter Luft vorgebeugt werden.

Einige Autoren zählen auch das eigentümliche Kniſtern oder „Krachen“
der Seide zu den charakteriſtiſchen Eigenſchaften. Das iſt jedoch nicht richtig.
Das „Krachen“ gehört ganz und gar nicht zu den Eigentümlichkeiten der
Seide; vielmehr iſt es eine Eigenſchaft, welche ihr durch beſondere Behand-
lung, vornehmlich durch ſaure Bäder, erſt erteilt wird, die ſie alſo

*) Vergl. unter Wolle S. 20.
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[39/0065] Temperatur, und das Färben von Soupleſeide erfordert daher Umſicht und Erfahrung. Eigenſchaften der Seide. Die Seide hat mit der Wolle die Eigen- ſchaft gemein, ziemlich bedeutende Mengen Feuchtigkeit aufzunehmen (bis zu 30 Prozent), ohne dabei feucht zu erſcheinen; der Waſſergehalt läßt ſich nach der äußeren Beſchaffenheit der Seide nicht abſchätzen. Bei dem hohen Handelswert der Seide iſt es daher von großem Wert, den Feuchtig- keitsgehalt genau zu erfahren. Das geſchieht durch das Konditionieren der Seide (ſ. unten). Der gewöhnliche Waſſergehalt beträgt 10 bis 18 Pro- zent, in den Konditionieranſtalten läßt man einen Gehalt von 11 Prozent als Norm gelten. In warmes Waſſer getaucht, nimmt trockene Seide weitere Waſſermengen auf, ſie quillt auf, ohne ſich zu löſen; dabei zieht ſie ſich gleichzeitig etwas zuſammen. Das ſpezifiſche Gewicht iſt 1,367. Zu der charakteriſtiſchen Eigentümlichkeit der Seide gehört ihr Glanz; dieſer kommt der Rohſeide in erhöhtem Maße zu; bei degummierten Seiden iſt der Glanz geringer, er läßt ſich jedoch durch rein mechaniſche Behandlung, durch Strecken des Seidengarns, in hohem Maße herſtellen. Der Glanz iſt ſomit als eine Folge der Oberflächenſpannung zu betrachten, während er bei der Roh- ſeide von dem Sericin herrührt. Dieſe Streckbarbeit iſt eine Folge der un- gemein großen Elaſtizität; eine Seidenfaſer kann um 1/7 bis ⅕ ihrer normalen Länge geſtreckt werden, ohne zu zerreißen. Die entſchälte Seide beſitzt eine um 45 Prozent geringere Elaſtizität als die Rohſeide. Mit der Streckung nimmt bei der Seide der Glanz zu (bei der Wolle iſt das Umgekehrte der Fall). An Glanz wird die Seidenfaſer von keiner andern Faſer erreicht. Die Weichheit der Seide iſt am größten bei der völlig entſchälten Seide; ſie nimmt ab in dem Maße, in welchem der Pro- zentgehalt an Seidenleim zunimmt, und macht bei Rohſeide einer gewiſſen Härte Platz; ſie iſt ferner bei der geſtreckten Faſer geringer, als bei der nicht geſtreckten. Die Feinheit der Seide iſt abhängig von der Anzahl der beim Abhaſpeln zuſammengelegten Coconfäden. Der Feinheitsgrad der Handelsware wird durch das Titrieren der Seide (ſ. unten) beſtimmt. Die Feſtigkeit der Seide iſt bedeutender als die jeder anderen Geſpinnſt- faſer; ihre Reißlänge *) beträgt (für Rohſeide) 30,8 km; d. h. ein Rohſeiden- faden, welcher durch ſein Eigengewicht ohne anderweite Belaſtung bei freiem Hängen von ſelbſt zerreißt, müßte etwa 4 Meilen lang ſein. Im Zu- ſammenhang mit dieſer Feſtigkeit ſteht auch ihre Widerſtandsfähigkeit gegen klimatiſche Einflüſſe; ſie fault nur ſehr ſchwierig, wird auch von Motten nur ſelten angefreſſen; nur gegen Stockflecke iſt ſie ziemlich empfindlich. Die Seide iſt ein ſchlechter Elektrizitätsleiter; lufttrockene Seide wird durch Reiben leicht elektriſch, ein Umſtand, der bei der Seidenwarenfabri- kation leicht fatal werden kann; etwaigen Entladungen kann durch Arbeiten in feuchter Luft vorgebeugt werden. Einige Autoren zählen auch das eigentümliche Kniſtern oder „Krachen“ der Seide zu den charakteriſtiſchen Eigenſchaften. Das iſt jedoch nicht richtig. Das „Krachen“ gehört ganz und gar nicht zu den Eigentümlichkeiten der Seide; vielmehr iſt es eine Eigenſchaft, welche ihr durch beſondere Behand- lung, vornehmlich durch ſaure Bäder, erſt erteilt wird, die ſie alſo *) Vergl. unter Wolle S. 20.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/65>, abgerufen am 04.05.2024.