5. Lyoner Schwarz. Man beizt kalt in einer 30° Be. starken Auflösung von basisch schwefelsaurem Eisenoxyd, spült, passiert ein 70° R. warmes Seifenbad, und färbt dann in besonderem Bade mit 15 bis 20 Prozent gelbem Blutlaugensalz und ebenso viel Salzsäure berlinerblau. Nachdem die Farbe entwickelt, geht man wieder auf das erste Eisenbad zurück, spült wieder, und färbt nun in einem starken Catechubade (50 bis 100 Pro- zent vom Gewicht der Seide) bei 50 bis 65° schwarz. Auf die so blau- schwarz gefärbte Seide wird nun noch ein Blauholzschwarz gesetzt; man behandelt zu dem Behufe die Ware in einer kalten Alaunbeize, wäscht auf der Waschmaschine und färbt in neuem Bade mit der Abkochung von 20 Pro- zent Blauholz und 5 Prozent Gelbholz unter Zusatz von etwas Seife. Als letzte Operation folgt ein Avivieren in einem Oelbade. Mit diesem Schwarz wird die Seide bis um 10 Prozent beschwert.
6. Schwerschwarz, besonders für Atlas, Taffet u. dergl. Man beizt und seift, wie bei Lyoner Schwarz und wiederholt diese Behandlung wechselsweise bis zu 10 mal; dann wird wie beim vorigen mit Blutlaugen- salz und Salzsäure blau gefärbt. Nun geht man auf ein 100 bis 150 Prozent (vom Gewicht der Seide) starkes Catechubad und behandelt darauf bei 50 bis 65° einige Zeit unter Zusatz von 10 bis 15 Prozent Zinnsalz. Dann folgt ein zweites noch stärkeres Catechubad. Die so gefärbte Seide erhält schließlich noch einen Aufsatz von Blauholzschwarz, indem man sie mit holzessigsaurem Eisen beizt und auf frischem Bade mit Blauholz und Seife, wie oben, ausfärbt und schließlich im Oelbade aviviert.
7. Sammetschwarz. Man gibt der Seide zunächst einen blauen Grund mittels Alkaliblau, beizt und seift dann, wie bei Lyoner Schwarz, und färbt in frischem Bade mit 40 Prozent Gelbholz, 8 Prozent Eisen- vitriol und 2 Prozent Grünspan; darauf folgt noch ein Blauholzaufsatz unter Zugabe von etwas Seife; endlich wird geölt.
8. Anilinschwarz. Die Anwendung des Anilinschwarz befindet sich zur Zeit noch im Versuchsstadium; obgleich einzelne ziemlich gelungene Ver- suche zu verzeichnen sind, so ist doch noch keine Methode gefunden, welche allgemeine Anerkennung gefunden hat.
Das Schwarzfärben der Seide ist ein eigener Industriezweig gewor- den, welcher durch den vorstehenden Paragraphen nicht im entferntesten er- schöpft ist; auch sollen die gegebenen Färbemethoden nur allgemeine An- haltepunkte liefern. Die meisten Fabriken arbeiten nach geheimgehaltenen Rezepten.
3. Baumwollenfärberei.
§ 66. Die Färbemethoden.
Mit der Färberei der Baumwolle gelangen wir auf ein von dem bis- her betrachteten völlig abweichendes Gebiet. Während Wolle und Seide tierischen Ursprungs sind, ist die Baumwolle der Hauptvertreter pflanzlicher Gespinnstfasern. Wir haben bereits an verschiedenen Stellen dieses Buches Gelegenheit gehabt, die Unterschiede zwischen tierischer und pflanzlicher Faser unter sich, sowie in ihrem Verhalten gegen Chemikalien und Farbstoffe zu
5. Lyoner Schwarz. Man beizt kalt in einer 30° Bé. ſtarken Auflöſung von baſiſch ſchwefelſaurem Eiſenoxyd, ſpült, paſſiert ein 70° R. warmes Seifenbad, und färbt dann in beſonderem Bade mit 15 bis 20 Prozent gelbem Blutlaugenſalz und ebenſo viel Salzſäure berlinerblau. Nachdem die Farbe entwickelt, geht man wieder auf das erſte Eiſenbad zurück, ſpült wieder, und färbt nun in einem ſtarken Catechubade (50 bis 100 Pro- zent vom Gewicht der Seide) bei 50 bis 65° ſchwarz. Auf die ſo blau- ſchwarz gefärbte Seide wird nun noch ein Blauholzſchwarz geſetzt; man behandelt zu dem Behufe die Ware in einer kalten Alaunbeize, wäſcht auf der Waſchmaſchine und färbt in neuem Bade mit der Abkochung von 20 Pro- zent Blauholz und 5 Prozent Gelbholz unter Zuſatz von etwas Seife. Als letzte Operation folgt ein Avivieren in einem Oelbade. Mit dieſem Schwarz wird die Seide bis um 10 Prozent beſchwert.
6. Schwerſchwarz, beſonders für Atlas, Taffet u. dergl. Man beizt und ſeift, wie bei Lyoner Schwarz und wiederholt dieſe Behandlung wechſelsweiſe bis zu 10 mal; dann wird wie beim vorigen mit Blutlaugen- ſalz und Salzſäure blau gefärbt. Nun geht man auf ein 100 bis 150 Prozent (vom Gewicht der Seide) ſtarkes Catechubad und behandelt darauf bei 50 bis 65° einige Zeit unter Zuſatz von 10 bis 15 Prozent Zinnſalz. Dann folgt ein zweites noch ſtärkeres Catechubad. Die ſo gefärbte Seide erhält ſchließlich noch einen Aufſatz von Blauholzſchwarz, indem man ſie mit holzeſſigſaurem Eiſen beizt und auf friſchem Bade mit Blauholz und Seife, wie oben, ausfärbt und ſchließlich im Oelbade aviviert.
7. Sammetſchwarz. Man gibt der Seide zunächſt einen blauen Grund mittels Alkaliblau, beizt und ſeift dann, wie bei Lyoner Schwarz, und färbt in friſchem Bade mit 40 Prozent Gelbholz, 8 Prozent Eiſen- vitriol und 2 Prozent Grünſpan; darauf folgt noch ein Blauholzaufſatz unter Zugabe von etwas Seife; endlich wird geölt.
8. Anilinſchwarz. Die Anwendung des Anilinſchwarz befindet ſich zur Zeit noch im Verſuchsſtadium; obgleich einzelne ziemlich gelungene Ver- ſuche zu verzeichnen ſind, ſo iſt doch noch keine Methode gefunden, welche allgemeine Anerkennung gefunden hat.
Das Schwarzfärben der Seide iſt ein eigener Induſtriezweig gewor- den, welcher durch den vorſtehenden Paragraphen nicht im entfernteſten er- ſchöpft iſt; auch ſollen die gegebenen Färbemethoden nur allgemeine An- haltepunkte liefern. Die meiſten Fabriken arbeiten nach geheimgehaltenen Rezepten.
3. Baumwollenfärberei.
§ 66. Die Färbemethoden.
Mit der Färberei der Baumwolle gelangen wir auf ein von dem bis- her betrachteten völlig abweichendes Gebiet. Während Wolle und Seide tieriſchen Urſprungs ſind, iſt die Baumwolle der Hauptvertreter pflanzlicher Geſpinnſtfaſern. Wir haben bereits an verſchiedenen Stellen dieſes Buches Gelegenheit gehabt, die Unterſchiede zwiſchen tieriſcher und pflanzlicher Faſer unter ſich, ſowie in ihrem Verhalten gegen Chemikalien und Farbſtoffe zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0628"n="580"/><p>5. <hirendition="#g">Lyoner Schwarz</hi>. Man beizt kalt in einer 30° Bé. ſtarken<lb/>
Auflöſung von baſiſch ſchwefelſaurem Eiſenoxyd, ſpült, paſſiert ein 70° R.<lb/>
warmes Seifenbad, und färbt dann in beſonderem Bade mit 15 bis 20<lb/>
Prozent gelbem Blutlaugenſalz und ebenſo viel Salzſäure berlinerblau.<lb/>
Nachdem die Farbe entwickelt, geht man wieder auf das erſte Eiſenbad zurück,<lb/>ſpült wieder, und färbt nun in einem ſtarken Catechubade (50 bis 100 Pro-<lb/>
zent vom Gewicht der Seide) bei 50 bis 65° ſchwarz. Auf die ſo blau-<lb/>ſchwarz gefärbte Seide wird nun noch ein Blauholzſchwarz geſetzt; man<lb/>
behandelt zu dem Behufe die Ware in einer kalten Alaunbeize, wäſcht auf<lb/>
der Waſchmaſchine und färbt in neuem Bade mit der Abkochung von 20 Pro-<lb/>
zent Blauholz und 5 Prozent Gelbholz unter Zuſatz von etwas Seife. Als<lb/>
letzte Operation folgt ein Avivieren in einem Oelbade. Mit dieſem Schwarz<lb/>
wird die Seide bis um 10 Prozent beſchwert.</p><lb/><p>6. <hirendition="#g">Schwerſchwarz</hi>, beſonders für Atlas, Taffet u. dergl. Man<lb/>
beizt und ſeift, wie bei Lyoner Schwarz und wiederholt dieſe Behandlung<lb/>
wechſelsweiſe bis zu 10 mal; dann wird wie beim vorigen mit Blutlaugen-<lb/>ſalz und Salzſäure blau gefärbt. Nun geht man auf ein 100 bis 150<lb/>
Prozent (vom Gewicht der Seide) ſtarkes Catechubad und behandelt darauf<lb/>
bei 50 bis 65° einige Zeit unter Zuſatz von 10 bis 15 Prozent Zinnſalz.<lb/>
Dann folgt ein zweites noch ſtärkeres Catechubad. Die ſo gefärbte Seide<lb/>
erhält ſchließlich noch einen Aufſatz von Blauholzſchwarz, indem man ſie<lb/>
mit holzeſſigſaurem Eiſen beizt und auf friſchem Bade mit Blauholz und<lb/>
Seife, wie oben, ausfärbt und ſchließlich im Oelbade aviviert.</p><lb/><p>7. <hirendition="#g">Sammetſchwarz</hi>. Man gibt der Seide zunächſt einen blauen<lb/>
Grund mittels Alkaliblau, beizt und ſeift dann, wie bei Lyoner Schwarz,<lb/>
und färbt in friſchem Bade mit 40 Prozent Gelbholz, 8 Prozent Eiſen-<lb/>
vitriol und 2 Prozent Grünſpan; darauf folgt noch ein Blauholzaufſatz unter<lb/>
Zugabe von etwas Seife; endlich wird geölt.</p><lb/><p>8. <hirendition="#g">Anilinſchwarz</hi>. Die Anwendung des Anilinſchwarz befindet ſich<lb/>
zur Zeit noch im Verſuchsſtadium; obgleich einzelne ziemlich gelungene Ver-<lb/>ſuche zu verzeichnen ſind, ſo iſt doch noch keine Methode gefunden, welche<lb/>
allgemeine Anerkennung gefunden hat.</p><lb/><p>Das Schwarzfärben der Seide iſt ein eigener Induſtriezweig gewor-<lb/>
den, welcher durch den vorſtehenden Paragraphen nicht im entfernteſten er-<lb/>ſchöpft iſt; auch ſollen die gegebenen Färbemethoden nur allgemeine An-<lb/>
haltepunkte liefern. Die meiſten Fabriken arbeiten nach geheimgehaltenen<lb/>
Rezepten.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">3. Baumwollenfärberei.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§ 66. <hirendition="#b">Die Färbemethoden.</hi></head><lb/><p>Mit der Färberei der Baumwolle gelangen wir auf ein von dem bis-<lb/>
her betrachteten völlig abweichendes Gebiet. Während Wolle und Seide<lb/>
tieriſchen Urſprungs ſind, iſt die Baumwolle der Hauptvertreter pflanzlicher<lb/>
Geſpinnſtfaſern. Wir haben bereits an verſchiedenen Stellen dieſes Buches<lb/>
Gelegenheit gehabt, die Unterſchiede zwiſchen tieriſcher und pflanzlicher Faſer<lb/>
unter ſich, ſowie in ihrem Verhalten gegen Chemikalien und Farbſtoffe zu<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[580/0628]
5. Lyoner Schwarz. Man beizt kalt in einer 30° Bé. ſtarken
Auflöſung von baſiſch ſchwefelſaurem Eiſenoxyd, ſpült, paſſiert ein 70° R.
warmes Seifenbad, und färbt dann in beſonderem Bade mit 15 bis 20
Prozent gelbem Blutlaugenſalz und ebenſo viel Salzſäure berlinerblau.
Nachdem die Farbe entwickelt, geht man wieder auf das erſte Eiſenbad zurück,
ſpült wieder, und färbt nun in einem ſtarken Catechubade (50 bis 100 Pro-
zent vom Gewicht der Seide) bei 50 bis 65° ſchwarz. Auf die ſo blau-
ſchwarz gefärbte Seide wird nun noch ein Blauholzſchwarz geſetzt; man
behandelt zu dem Behufe die Ware in einer kalten Alaunbeize, wäſcht auf
der Waſchmaſchine und färbt in neuem Bade mit der Abkochung von 20 Pro-
zent Blauholz und 5 Prozent Gelbholz unter Zuſatz von etwas Seife. Als
letzte Operation folgt ein Avivieren in einem Oelbade. Mit dieſem Schwarz
wird die Seide bis um 10 Prozent beſchwert.
6. Schwerſchwarz, beſonders für Atlas, Taffet u. dergl. Man
beizt und ſeift, wie bei Lyoner Schwarz und wiederholt dieſe Behandlung
wechſelsweiſe bis zu 10 mal; dann wird wie beim vorigen mit Blutlaugen-
ſalz und Salzſäure blau gefärbt. Nun geht man auf ein 100 bis 150
Prozent (vom Gewicht der Seide) ſtarkes Catechubad und behandelt darauf
bei 50 bis 65° einige Zeit unter Zuſatz von 10 bis 15 Prozent Zinnſalz.
Dann folgt ein zweites noch ſtärkeres Catechubad. Die ſo gefärbte Seide
erhält ſchließlich noch einen Aufſatz von Blauholzſchwarz, indem man ſie
mit holzeſſigſaurem Eiſen beizt und auf friſchem Bade mit Blauholz und
Seife, wie oben, ausfärbt und ſchließlich im Oelbade aviviert.
7. Sammetſchwarz. Man gibt der Seide zunächſt einen blauen
Grund mittels Alkaliblau, beizt und ſeift dann, wie bei Lyoner Schwarz,
und färbt in friſchem Bade mit 40 Prozent Gelbholz, 8 Prozent Eiſen-
vitriol und 2 Prozent Grünſpan; darauf folgt noch ein Blauholzaufſatz unter
Zugabe von etwas Seife; endlich wird geölt.
8. Anilinſchwarz. Die Anwendung des Anilinſchwarz befindet ſich
zur Zeit noch im Verſuchsſtadium; obgleich einzelne ziemlich gelungene Ver-
ſuche zu verzeichnen ſind, ſo iſt doch noch keine Methode gefunden, welche
allgemeine Anerkennung gefunden hat.
Das Schwarzfärben der Seide iſt ein eigener Induſtriezweig gewor-
den, welcher durch den vorſtehenden Paragraphen nicht im entfernteſten er-
ſchöpft iſt; auch ſollen die gegebenen Färbemethoden nur allgemeine An-
haltepunkte liefern. Die meiſten Fabriken arbeiten nach geheimgehaltenen
Rezepten.
3. Baumwollenfärberei.
§ 66. Die Färbemethoden.
Mit der Färberei der Baumwolle gelangen wir auf ein von dem bis-
her betrachteten völlig abweichendes Gebiet. Während Wolle und Seide
tieriſchen Urſprungs ſind, iſt die Baumwolle der Hauptvertreter pflanzlicher
Geſpinnſtfaſern. Wir haben bereits an verſchiedenen Stellen dieſes Buches
Gelegenheit gehabt, die Unterſchiede zwiſchen tieriſcher und pflanzlicher Faſer
unter ſich, ſowie in ihrem Verhalten gegen Chemikalien und Farbſtoffe zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/628>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.