werden zusammen mit dem nötigen Wasser gekocht, bis der Indigo reduziert ist, worauf man in die mit Wasser gefüllte Küpe, die auf 62,5° C. geheizt und mit 10 lneutralem schwefligsaurem Natron von 20° Be. versetzt wurde, einträgt, umrührt und absetzen läßt.
Zum Speisen nimmt man:
3 kg Indigo,
3 " Zinkstaub,
1 " Aetznatron,
1 " Aetzkalk,
5 l schwefligsaures Natron.
Außer den angeführten Substanzen setze man zu 1 kg Indigo noch 1 kg krystallisiertes kohlensaures Natron.
Diese Küpe arbeitet sehr gut, verdirbt nie und kann jederzeit unter- brochen werden.
Führung der warmen Küpen. Eine solche erfordert eine mehr- jährige Erfahrung und ein völliges Vertrautsein mit allen den vielen Zu- fälligkeiten, wie sie durch einen so verwickelten chemischen Vorgang, wie die Gärung, in Erscheinung treten. Sie erfordert vor allem völlige Kenntnis jener abnormen Erscheinungen, welche mit dem abgeschmackten Namen "Krank- heiten der Küpe" bezeichnet werden. Delmart nennt sie "Launen". Diese fehlerhaften Zustände sind aber keine "Launen", denn dieselben gehen nicht von der Küpe aus, vielmehr werden sie erst durch Denjenigen, welcher die Küpe führt, hervorgerufen. Die Ursache dieser Krankheiten liegt in dem summarischen Verfahren des Küpenansetzens. Hier möchte vor allem Wandel geschaffen werden. Es ist eine leider nicht zu bestreitende Thatsache, daß viele Färber und Blaudrucker sich über die einfachsten Prozesse ihrer Metho- den keine Rechenschaft ablegen können, dabei im Indigo und den Chemikalien herumtappen und trotz alledem noch mit einem gewissen Dünkel auf ihre langjährige "unfehlbare" Praxis pochen. Das Verhältnis des Indigos zu den Chemikalien, und dieser unter sich und zu einem gewissen Wasserquan- tum sind, wie aus den obigen Zusammenstellungen bei den Ansätzen hervor- geht, nicht nur schwankend, sondern geradezu willkürlich. Für die Praktiker sind diese Zahlen durch die sogenannte Erfahrung geheiligt, und ein jeder von ihnen besitzt -- natürlich! -- das beste Rezept. Von Praktikern dieser Sorte ist natürlich eine Besserung nicht zu erwarten.
Es muß Jedem, der chemisch denken gelernt hat, auffallen, welch große Unterschiede im Verhältnis zwischen Indigo und Kalk von den Autoren an- gegeben werden, während doch nur ein Verhältnis das richtige sein kann. Die Lösung von Indigweiß in Kalkwasser geht nach ganz bestimmten Ge- wichtsverhältnissen vor sich; es muß also mindestens soviel Kalk zugesetzt werden, daß das Indigweiß dadurch in Lösung gehalten werden kann. Die Menge des Indigweiß ist aber abhängig von der Menge des Indigblau, und der Gehalt eines Indigos an reinem Indigblau ist durch die Analyse
Ganswindt, Färberei. 35
3 kg gemahlener Indigo,
6 „ Zinkſtaub,
2 „ Aetznatron,
2 „ Aetzkalk
werden zuſammen mit dem nötigen Waſſer gekocht, bis der Indigo reduziert iſt, worauf man in die mit Waſſer gefüllte Küpe, die auf 62,5° C. geheizt und mit 10 lneutralem ſchwefligſaurem Natron von 20° Bé. verſetzt wurde, einträgt, umrührt und abſetzen läßt.
Zum Speiſen nimmt man:
3 kg Indigo,
3 „ Zinkſtaub,
1 „ Aetznatron,
1 „ Aetzkalk,
5 l ſchwefligſaures Natron.
Außer den angeführten Subſtanzen ſetze man zu 1 kg Indigo noch 1 kg kryſtalliſiertes kohlenſaures Natron.
Dieſe Küpe arbeitet ſehr gut, verdirbt nie und kann jederzeit unter- brochen werden.
Führung der warmen Küpen. Eine ſolche erfordert eine mehr- jährige Erfahrung und ein völliges Vertrautſein mit allen den vielen Zu- fälligkeiten, wie ſie durch einen ſo verwickelten chemiſchen Vorgang, wie die Gärung, in Erſcheinung treten. Sie erfordert vor allem völlige Kenntnis jener abnormen Erſcheinungen, welche mit dem abgeſchmackten Namen „Krank- heiten der Küpe“ bezeichnet werden. Delmart nennt ſie „Launen“. Dieſe fehlerhaften Zuſtände ſind aber keine „Launen“, denn dieſelben gehen nicht von der Küpe aus, vielmehr werden ſie erſt durch Denjenigen, welcher die Küpe führt, hervorgerufen. Die Urſache dieſer Krankheiten liegt in dem ſummariſchen Verfahren des Küpenanſetzens. Hier möchte vor allem Wandel geſchaffen werden. Es iſt eine leider nicht zu beſtreitende Thatſache, daß viele Färber und Blaudrucker ſich über die einfachſten Prozeſſe ihrer Metho- den keine Rechenſchaft ablegen können, dabei im Indigo und den Chemikalien herumtappen und trotz alledem noch mit einem gewiſſen Dünkel auf ihre langjährige „unfehlbare“ Praxis pochen. Das Verhältnis des Indigos zu den Chemikalien, und dieſer unter ſich und zu einem gewiſſen Waſſerquan- tum ſind, wie aus den obigen Zuſammenſtellungen bei den Anſätzen hervor- geht, nicht nur ſchwankend, ſondern geradezu willkürlich. Für die Praktiker ſind dieſe Zahlen durch die ſogenannte Erfahrung geheiligt, und ein jeder von ihnen beſitzt — natürlich! — das beſte Rezept. Von Praktikern dieſer Sorte iſt natürlich eine Beſſerung nicht zu erwarten.
Es muß Jedem, der chemiſch denken gelernt hat, auffallen, welch große Unterſchiede im Verhältnis zwiſchen Indigo und Kalk von den Autoren an- gegeben werden, während doch nur ein Verhältnis das richtige ſein kann. Die Löſung von Indigweiß in Kalkwaſſer geht nach ganz beſtimmten Ge- wichtsverhältniſſen vor ſich; es muß alſo mindeſtens ſoviel Kalk zugeſetzt werden, daß das Indigweiß dadurch in Löſung gehalten werden kann. Die Menge des Indigweiß iſt aber abhängig von der Menge des Indigblau, und der Gehalt eines Indigos an reinem Indigblau iſt durch die Analyſe
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3 kg gemahlener Indigo,
6 „ Zinkſtaub,
2 „ Aetznatron,
2 „ Aetzkalk
werden zuſammen mit dem nötigen Waſſer gekocht, bis der Indigo reduziert
iſt, worauf man in die mit Waſſer gefüllte Küpe, die auf 62,5° C. geheizt
und mit 10 l neutralem ſchwefligſaurem Natron von 20° Bé. verſetzt
wurde, einträgt, umrührt und abſetzen läßt.
Zum Speiſen nimmt man:
3 kg Indigo,
3 „ Zinkſtaub,
1 „ Aetznatron,
1 „ Aetzkalk,
5 l ſchwefligſaures Natron.
Außer den angeführten Subſtanzen ſetze man zu 1 kg Indigo noch
1 kg kryſtalliſiertes kohlenſaures Natron.
Dieſe Küpe arbeitet ſehr gut, verdirbt nie und kann jederzeit unter-
brochen werden.
Führung der warmen Küpen. Eine ſolche erfordert eine mehr-
jährige Erfahrung und ein völliges Vertrautſein mit allen den vielen Zu-
fälligkeiten, wie ſie durch einen ſo verwickelten chemiſchen Vorgang, wie die
Gärung, in Erſcheinung treten. Sie erfordert vor allem völlige Kenntnis
jener abnormen Erſcheinungen, welche mit dem abgeſchmackten Namen „Krank-
heiten der Küpe“ bezeichnet werden. Delmart nennt ſie „Launen“. Dieſe
fehlerhaften Zuſtände ſind aber keine „Launen“, denn dieſelben gehen nicht
von der Küpe aus, vielmehr werden ſie erſt durch Denjenigen, welcher die
Küpe führt, hervorgerufen. Die Urſache dieſer Krankheiten liegt in dem
ſummariſchen Verfahren des Küpenanſetzens. Hier möchte vor allem Wandel
geſchaffen werden. Es iſt eine leider nicht zu beſtreitende Thatſache, daß
viele Färber und Blaudrucker ſich über die einfachſten Prozeſſe ihrer Metho-
den keine Rechenſchaft ablegen können, dabei im Indigo und den Chemikalien
herumtappen und trotz alledem noch mit einem gewiſſen Dünkel auf ihre
langjährige „unfehlbare“ Praxis pochen. Das Verhältnis des Indigos zu
den Chemikalien, und dieſer unter ſich und zu einem gewiſſen Waſſerquan-
tum ſind, wie aus den obigen Zuſammenſtellungen bei den Anſätzen hervor-
geht, nicht nur ſchwankend, ſondern geradezu willkürlich. Für die Praktiker
ſind dieſe Zahlen durch die ſogenannte Erfahrung geheiligt, und ein jeder
von ihnen beſitzt — natürlich! — das beſte Rezept. Von Praktikern
dieſer Sorte iſt natürlich eine Beſſerung nicht zu erwarten.
Es muß Jedem, der chemiſch denken gelernt hat, auffallen, welch große
Unterſchiede im Verhältnis zwiſchen Indigo und Kalk von den Autoren an-
gegeben werden, während doch nur ein Verhältnis das richtige ſein kann.
Die Löſung von Indigweiß in Kalkwaſſer geht nach ganz beſtimmten Ge-
wichtsverhältniſſen vor ſich; es muß alſo mindeſtens ſoviel Kalk zugeſetzt
werden, daß das Indigweiß dadurch in Löſung gehalten werden kann. Die
Menge des Indigweiß iſt aber abhängig von der Menge des Indigblau,
und der Gehalt eines Indigos an reinem Indigblau iſt durch die Analyſe
Ganswindt, Färberei. 35
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/593>, abgerufen am 25.11.2024.
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