oder Schwefelsäure, lassen Wolle unberührt, wogegen sie vegetabilische Bei- mengungen derselben, wie Kletten u. s. w. lösen. Jedoch darf die Verdün- nung der Säuren nicht unter eine gewisse Konzentration hinuntergehen, da sonst die gewünschte Wirkung nicht mehr eintritt. Nach Wiesner ist das zweckmäßigste Verhältnis 1 bis 2 Prozent Säure. In der Praxis stellt sich das Karbonisieren am zweckmäßigsten so dar, daß man die Wolle in eine 1 bis 2 prozentige Schwefelsäure einweicht, hierauf die Schwefelsäure abschleudert und die Wolle auf Horden in Trockenkammern bei 100° trocknet. Die Wollfaser bleibt dabei unverändert, während die vegetabilischen Ver- unreinigungen zu feinem Pulver zerfallen, welches durch Spülen mit Wasser als zarter Schlamm entfernt wird, und dessen letzter Rest nach dem Trock- nen der gespülten Wolle durch Klopfen entfernt wird.
An Stelle verdünnter Säuren wird zum Karbonisieren auch eine Lösung von Chloraluminium angewendet. Noch vorteilhafter soll nach Frank Chlormagnesium sein. In der Praxis gestaltet sich das Verfahren ge- nau wie eben mit verdünnter Schwefelsäure beschrieben; man verwendet Lösungen von 1,07 bis 1,10 spezifischem Gewicht. Nach dem Ausschleudern und Trocknen gelangt die Wolle in den bis auf 130° erwärmten Karbonisations- raum, und verbleibt darin 2 bis 3 Stunden, worauf die eigentliche Ent- klettung beendet ist. Die Wirkungsweise des Chloraluminiums oder Chlor- magnesiums ist nur so zu erklären, daß durch die im Karbonisationsraume herrschende Temperatur eine Dissociation dieser Salze stattfindet, und daß die Metalloxyde (Thonerde resp. Magnesia) auf die Faser niedergeschlagen werden, während die Salzsäure gasförmig frei wird, welche dann die Zer- störung der Vegetabilien bewirkt. Bei dieser Methode der Entklettung muß die Wolle, statt einfach gespült zu werden, ein schwaches Salzsäurebad pas- sieren, um die auf der Faser abgelagerten Metalloxyde wieder zu lösen. Dieses Bad kann dann wieder zum Entkletten neuer Mengen von Wolle verwendet werden.
Einfacher und billiger ist das in neuerer Zeit eingeführte Karboni- sieren mit Salzsäuregas bei einer Temperatur von etwas über 100°, welche aber keinesfalls auf mehr als 112° erhöht werden darf. Die Wolle darf zu diesem Zweck nur sehr wenig feucht sein, auch muß ein häufigeres Wen- den derselben stattfinden, um ein möglichst schnelles und gleichmäßiges Zer- stören der Vegetabilien zu erreichen. Diese Methode kann nur in größerem Maßstab zur Verwendung gelangen und sind für diesen Zweck besondere Apparate konstruiert, auf welche wir jedoch, da sie in der Färberei selbst keine Verwendung finden, hier nicht weiter eingehen wollen.
Der Name Karbonisation bedeutet eigentlich Verkohlung, und hat seinen Ursprung daher, daß dieser Prozeß früher stets mit verdünnter Schwefel- säure bei einer Temperatur vorgenommen wurde, bei welcher die vegetabili- schen Bestandteile, die Cellulose, eine tiefgreifendere Zersetzung erlitten und da- bei ein kohliges Aussehen annahmen.
Nach den Versuchen von Professor Wiesner tritt das Schwarzwerden, das kohlige Aussehen der Pflanzenfaser beim Karbonisieren, nur ein, wenn man die Temperatur über eine gewisse Grenze steigert. Es ist jedoch jenes Stadium für den Prozeß an sich nicht notwendig. Wird die Karbonisation bei niederen Temperaturen vorgenommen, so erfährt die Faser in ihrer Fär- bung keine Aenderung. Man kann z. B. aus der Baumwolle ein weißes Pulver herstellen, wenn man die Karbonisation bei etwa 60° vornimmt.
oder Schwefelſäure, laſſen Wolle unberührt, wogegen ſie vegetabiliſche Bei- mengungen derſelben, wie Kletten u. ſ. w. löſen. Jedoch darf die Verdün- nung der Säuren nicht unter eine gewiſſe Konzentration hinuntergehen, da ſonſt die gewünſchte Wirkung nicht mehr eintritt. Nach Wiesner iſt das zweckmäßigſte Verhältnis 1 bis 2 Prozent Säure. In der Praxis ſtellt ſich das Karboniſieren am zweckmäßigſten ſo dar, daß man die Wolle in eine 1 bis 2 prozentige Schwefelſäure einweicht, hierauf die Schwefelſäure abſchleudert und die Wolle auf Horden in Trockenkammern bei 100° trocknet. Die Wollfaſer bleibt dabei unverändert, während die vegetabiliſchen Ver- unreinigungen zu feinem Pulver zerfallen, welches durch Spülen mit Waſſer als zarter Schlamm entfernt wird, und deſſen letzter Reſt nach dem Trock- nen der geſpülten Wolle durch Klopfen entfernt wird.
An Stelle verdünnter Säuren wird zum Karboniſieren auch eine Löſung von Chloraluminium angewendet. Noch vorteilhafter ſoll nach Frank Chlormagneſium ſein. In der Praxis geſtaltet ſich das Verfahren ge- nau wie eben mit verdünnter Schwefelſäure beſchrieben; man verwendet Löſungen von 1,07 bis 1,10 ſpezifiſchem Gewicht. Nach dem Ausſchleudern und Trocknen gelangt die Wolle in den bis auf 130° erwärmten Karboniſations- raum, und verbleibt darin 2 bis 3 Stunden, worauf die eigentliche Ent- klettung beendet iſt. Die Wirkungsweiſe des Chloraluminiums oder Chlor- magneſiums iſt nur ſo zu erklären, daß durch die im Karboniſationsraume herrſchende Temperatur eine Diſſociation dieſer Salze ſtattfindet, und daß die Metalloxyde (Thonerde reſp. Magneſia) auf die Faſer niedergeſchlagen werden, während die Salzſäure gasförmig frei wird, welche dann die Zer- ſtörung der Vegetabilien bewirkt. Bei dieſer Methode der Entklettung muß die Wolle, ſtatt einfach geſpült zu werden, ein ſchwaches Salzſäurebad paſ- ſieren, um die auf der Faſer abgelagerten Metalloxyde wieder zu löſen. Dieſes Bad kann dann wieder zum Entkletten neuer Mengen von Wolle verwendet werden.
Einfacher und billiger iſt das in neuerer Zeit eingeführte Karboni- ſieren mit Salzſäuregas bei einer Temperatur von etwas über 100°, welche aber keinesfalls auf mehr als 112° erhöht werden darf. Die Wolle darf zu dieſem Zweck nur ſehr wenig feucht ſein, auch muß ein häufigeres Wen- den derſelben ſtattfinden, um ein möglichſt ſchnelles und gleichmäßiges Zer- ſtören der Vegetabilien zu erreichen. Dieſe Methode kann nur in größerem Maßſtab zur Verwendung gelangen und ſind für dieſen Zweck beſondere Apparate konſtruiert, auf welche wir jedoch, da ſie in der Färberei ſelbſt keine Verwendung finden, hier nicht weiter eingehen wollen.
Der Name Karboniſation bedeutet eigentlich Verkohlung, und hat ſeinen Urſprung daher, daß dieſer Prozeß früher ſtets mit verdünnter Schwefel- ſäure bei einer Temperatur vorgenommen wurde, bei welcher die vegetabili- ſchen Beſtandteile, die Celluloſe, eine tiefgreifendere Zerſetzung erlitten und da- bei ein kohliges Ausſehen annahmen.
Nach den Verſuchen von Profeſſor Wiesner tritt das Schwarzwerden, das kohlige Ausſehen der Pflanzenfaſer beim Karboniſieren, nur ein, wenn man die Temperatur über eine gewiſſe Grenze ſteigert. Es iſt jedoch jenes Stadium für den Prozeß an ſich nicht notwendig. Wird die Karboniſation bei niederen Temperaturen vorgenommen, ſo erfährt die Faſer in ihrer Fär- bung keine Aenderung. Man kann z. B. aus der Baumwolle ein weißes Pulver herſtellen, wenn man die Karboniſation bei etwa 60° vornimmt.
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[18/0044]
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nung der Säuren nicht unter eine gewiſſe Konzentration hinuntergehen, da
ſonſt die gewünſchte Wirkung nicht mehr eintritt. Nach Wiesner iſt das
zweckmäßigſte Verhältnis 1 bis 2 Prozent Säure. In der Praxis ſtellt
ſich das Karboniſieren am zweckmäßigſten ſo dar, daß man die Wolle in
eine 1 bis 2 prozentige Schwefelſäure einweicht, hierauf die Schwefelſäure
abſchleudert und die Wolle auf Horden in Trockenkammern bei 100° trocknet.
Die Wollfaſer bleibt dabei unverändert, während die vegetabiliſchen Ver-
unreinigungen zu feinem Pulver zerfallen, welches durch Spülen mit Waſſer
als zarter Schlamm entfernt wird, und deſſen letzter Reſt nach dem Trock-
nen der geſpülten Wolle durch Klopfen entfernt wird.
An Stelle verdünnter Säuren wird zum Karboniſieren auch eine Löſung
von Chloraluminium angewendet. Noch vorteilhafter ſoll nach Frank
Chlormagneſium ſein. In der Praxis geſtaltet ſich das Verfahren ge-
nau wie eben mit verdünnter Schwefelſäure beſchrieben; man verwendet
Löſungen von 1,07 bis 1,10 ſpezifiſchem Gewicht. Nach dem Ausſchleudern
und Trocknen gelangt die Wolle in den bis auf 130° erwärmten Karboniſations-
raum, und verbleibt darin 2 bis 3 Stunden, worauf die eigentliche Ent-
klettung beendet iſt. Die Wirkungsweiſe des Chloraluminiums oder Chlor-
magneſiums iſt nur ſo zu erklären, daß durch die im Karboniſationsraume
herrſchende Temperatur eine Diſſociation dieſer Salze ſtattfindet, und daß
die Metalloxyde (Thonerde reſp. Magneſia) auf die Faſer niedergeſchlagen
werden, während die Salzſäure gasförmig frei wird, welche dann die Zer-
ſtörung der Vegetabilien bewirkt. Bei dieſer Methode der Entklettung muß
die Wolle, ſtatt einfach geſpült zu werden, ein ſchwaches Salzſäurebad paſ-
ſieren, um die auf der Faſer abgelagerten Metalloxyde wieder zu löſen.
Dieſes Bad kann dann wieder zum Entkletten neuer Mengen von Wolle
verwendet werden.
Einfacher und billiger iſt das in neuerer Zeit eingeführte Karboni-
ſieren mit Salzſäuregas bei einer Temperatur von etwas über 100°,
welche aber keinesfalls auf mehr als 112° erhöht werden darf. Die Wolle darf
zu dieſem Zweck nur ſehr wenig feucht ſein, auch muß ein häufigeres Wen-
den derſelben ſtattfinden, um ein möglichſt ſchnelles und gleichmäßiges Zer-
ſtören der Vegetabilien zu erreichen. Dieſe Methode kann nur in größerem
Maßſtab zur Verwendung gelangen und ſind für dieſen Zweck beſondere
Apparate konſtruiert, auf welche wir jedoch, da ſie in der Färberei ſelbſt
keine Verwendung finden, hier nicht weiter eingehen wollen.
Der Name Karboniſation bedeutet eigentlich Verkohlung, und hat ſeinen
Urſprung daher, daß dieſer Prozeß früher ſtets mit verdünnter Schwefel-
ſäure bei einer Temperatur vorgenommen wurde, bei welcher die vegetabili-
ſchen Beſtandteile, die Celluloſe, eine tiefgreifendere Zerſetzung erlitten und da-
bei ein kohliges Ausſehen annahmen.
Nach den Verſuchen von Profeſſor Wiesner tritt das Schwarzwerden,
das kohlige Ausſehen der Pflanzenfaſer beim Karboniſieren, nur ein, wenn
man die Temperatur über eine gewiſſe Grenze ſteigert. Es iſt jedoch jenes
Stadium für den Prozeß an ſich nicht notwendig. Wird die Karboniſation
bei niederen Temperaturen vorgenommen, ſo erfährt die Faſer in ihrer Fär-
bung keine Aenderung. Man kann z. B. aus der Baumwolle ein weißes
Pulver herſtellen, wenn man die Karboniſation bei etwa 60° vornimmt.
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/44>, abgerufen am 21.11.2024.
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