Hier finden nur diejenigen Bleichmittel noch einen Platz, welche in die bisherige Einteilung nicht sich einrangieren ließen, nämlich Schwefel und Wasserstoffsuperoxyd.
1. Schwefel. Der zum Bleichen (Schwefeln) von Wolle und Seide vielfach verwendete Schwefel kommt teils als Stangenschwefel teils als sub- limierter Schwefel in Pulverform in den Handel; im ersteren Falle bildet er 4 bis 5 cm dicke runde Stangen, hart, schwefelgelb, fast geruchlos, spröde; sie lassen sich leicht zu Pulver zerstoßen und zerreiben. Der pulverförmige Schwefel, Schwefelblumen, ist ein gelbes, niemals ganz trockenes, krüm- liges Pulver von schwachem Geruch, unlöslich in Wasser; es enthält stets etwas schweflige Säure. Beide Formen müssen ohne Rückstand verbrennen. Die Verbrennung geschieht in den Schwefelkammern zu schwefliger Säure (vergl. auch § 87, 3).
2. Wasserstoffsuperoxyd, H2 O2, besteht, wie das Wasser, aus Sauerstoff und Wasserstoff, enthält jedoch auf die gleiche Menge Wasserstoff die doppelte Menge Sauerstoff, hat aber mit Ausnahme seiner Farbe und Form nichts mit dem Wasser gemein. Es wird in chemischen Fabriken durch Behandeln von Baryumsuperoxyd mit verdünnten Säuren erhalten und kommt für den technischen Bedarf niemals in konzentrierter Form, son- dern stets nur in schwach angesäuerter wässeriger meist 3 bis 10prozentiger Lösung in den Handel. Diese bildet eine farblose, wasserhelle Flüssigkeit von eigentümlichem Geruch und nur geringer Beständigkeit; sie muß an einem kühlen Ort vor Licht geschützt aufbewahrt werden, auch gut verschlossen sein, da sie sich schon an der Luft, wenn auch langsam, zersetzt.
Das Handelsprodukt muß für seine Verwendung als Bleichmittel mit dem 5 bis 10fachen Gewicht Wasser verdünnt *), mit Ammoniak bis zur alkalischen Reaktion versetzt und kalt verwendet werden. Das Handels- produkt ist zwar nicht chemisch rein (es enthält geringe Mengen saures Baryumphosphat und andere Verunreinigungen), welche jedoch den Bleich- prozeß nicht beeinflussen.
§ 111. Appreturmittel.
In diesem Paragraphen finden nur diejenigen Appreturmittel Erwähnung, welche nicht bereits als Salze, Fette u. dergl. einen Platz gefunden haben.
1. Stärke, Stärkemehl. Die Stärke ist ein Produkt des pflanz- lichen Lebens und kommt in den Pflanzen stets in Form von Körnern vor. Diese sind stets farblos und weichen in Bezug auf Größe und Form oft sehr wesentlich voneinander ab. Diese Abweichungen sind so bedeutend, und die Größe und Form der einzelnen Stärkekörner ist so charakteristisch für die einzelnen Arten, daß man in den meisten Fällen daraus allein schon einen
*)Ebell (Chemikerztg. 1888, 2) empfiehlt dagegen, das handelsübliche 3proc. Wasserstoffsuperoxyd nicht zu verdünnen.
Ganswindt, Färberei. 20
§ 110. Bleichmittel.
Hier finden nur diejenigen Bleichmittel noch einen Platz, welche in die bisherige Einteilung nicht ſich einrangieren ließen, nämlich Schwefel und Waſſerſtoffſuperoxyd.
1. Schwefel. Der zum Bleichen (Schwefeln) von Wolle und Seide vielfach verwendete Schwefel kommt teils als Stangenſchwefel teils als ſub- limierter Schwefel in Pulverform in den Handel; im erſteren Falle bildet er 4 bis 5 cm dicke runde Stangen, hart, ſchwefelgelb, faſt geruchlos, ſpröde; ſie laſſen ſich leicht zu Pulver zerſtoßen und zerreiben. Der pulverförmige Schwefel, Schwefelblumen, iſt ein gelbes, niemals ganz trockenes, krüm- liges Pulver von ſchwachem Geruch, unlöslich in Waſſer; es enthält ſtets etwas ſchweflige Säure. Beide Formen müſſen ohne Rückſtand verbrennen. Die Verbrennung geſchieht in den Schwefelkammern zu ſchwefliger Säure (vergl. auch § 87, 3).
2. Waſſerſtoffſuperoxyd, H2 O2, beſteht, wie das Waſſer, aus Sauerſtoff und Waſſerſtoff, enthält jedoch auf die gleiche Menge Waſſerſtoff die doppelte Menge Sauerſtoff, hat aber mit Ausnahme ſeiner Farbe und Form nichts mit dem Waſſer gemein. Es wird in chemiſchen Fabriken durch Behandeln von Baryumſuperoxyd mit verdünnten Säuren erhalten und kommt für den techniſchen Bedarf niemals in konzentrierter Form, ſon- dern ſtets nur in ſchwach angeſäuerter wäſſeriger meiſt 3 bis 10prozentiger Löſung in den Handel. Dieſe bildet eine farbloſe, waſſerhelle Flüſſigkeit von eigentümlichem Geruch und nur geringer Beſtändigkeit; ſie muß an einem kühlen Ort vor Licht geſchützt aufbewahrt werden, auch gut verſchloſſen ſein, da ſie ſich ſchon an der Luft, wenn auch langſam, zerſetzt.
Das Handelsprodukt muß für ſeine Verwendung als Bleichmittel mit dem 5 bis 10fachen Gewicht Waſſer verdünnt *), mit Ammoniak bis zur alkaliſchen Reaktion verſetzt und kalt verwendet werden. Das Handels- produkt iſt zwar nicht chemiſch rein (es enthält geringe Mengen ſaures Baryumphosphat und andere Verunreinigungen), welche jedoch den Bleich- prozeß nicht beeinfluſſen.
§ 111. Appreturmittel.
In dieſem Paragraphen finden nur diejenigen Appreturmittel Erwähnung, welche nicht bereits als Salze, Fette u. dergl. einen Platz gefunden haben.
1. Stärke, Stärkemehl. Die Stärke iſt ein Produkt des pflanz- lichen Lebens und kommt in den Pflanzen ſtets in Form von Körnern vor. Dieſe ſind ſtets farblos und weichen in Bezug auf Größe und Form oft ſehr weſentlich voneinander ab. Dieſe Abweichungen ſind ſo bedeutend, und die Größe und Form der einzelnen Stärkekörner iſt ſo charakteriſtiſch für die einzelnen Arten, daß man in den meiſten Fällen daraus allein ſchon einen
*)Ebell (Chemikerztg. 1888, 2) empfiehlt dagegen, das handelsübliche 3proc. Waſſerſtoffſuperoxyd nicht zu verdünnen.
Ganswindt, Färberei. 20
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§ 110. Bleichmittel.
Hier finden nur diejenigen Bleichmittel noch einen Platz, welche in die
bisherige Einteilung nicht ſich einrangieren ließen, nämlich Schwefel und
Waſſerſtoffſuperoxyd.
1. Schwefel. Der zum Bleichen (Schwefeln) von Wolle und Seide
vielfach verwendete Schwefel kommt teils als Stangenſchwefel teils als ſub-
limierter Schwefel in Pulverform in den Handel; im erſteren Falle bildet
er 4 bis 5 cm dicke runde Stangen, hart, ſchwefelgelb, faſt geruchlos, ſpröde;
ſie laſſen ſich leicht zu Pulver zerſtoßen und zerreiben. Der pulverförmige
Schwefel, Schwefelblumen, iſt ein gelbes, niemals ganz trockenes, krüm-
liges Pulver von ſchwachem Geruch, unlöslich in Waſſer; es enthält ſtets
etwas ſchweflige Säure. Beide Formen müſſen ohne Rückſtand verbrennen.
Die Verbrennung geſchieht in den Schwefelkammern zu ſchwefliger Säure
(vergl. auch § 87, 3).
2. Waſſerſtoffſuperoxyd, H2 O2, beſteht, wie das Waſſer, aus
Sauerſtoff und Waſſerſtoff, enthält jedoch auf die gleiche Menge Waſſerſtoff
die doppelte Menge Sauerſtoff, hat aber mit Ausnahme ſeiner Farbe und
Form nichts mit dem Waſſer gemein. Es wird in chemiſchen Fabriken
durch Behandeln von Baryumſuperoxyd mit verdünnten Säuren erhalten
und kommt für den techniſchen Bedarf niemals in konzentrierter Form, ſon-
dern ſtets nur in ſchwach angeſäuerter wäſſeriger meiſt 3 bis 10prozentiger
Löſung in den Handel. Dieſe bildet eine farbloſe, waſſerhelle Flüſſigkeit
von eigentümlichem Geruch und nur geringer Beſtändigkeit; ſie muß an einem
kühlen Ort vor Licht geſchützt aufbewahrt werden, auch gut verſchloſſen ſein,
da ſie ſich ſchon an der Luft, wenn auch langſam, zerſetzt.
Das Handelsprodukt muß für ſeine Verwendung als Bleichmittel
mit dem 5 bis 10fachen Gewicht Waſſer verdünnt *), mit Ammoniak bis
zur alkaliſchen Reaktion verſetzt und kalt verwendet werden. Das Handels-
produkt iſt zwar nicht chemiſch rein (es enthält geringe Mengen ſaures
Baryumphosphat und andere Verunreinigungen), welche jedoch den Bleich-
prozeß nicht beeinfluſſen.
§ 111. Appreturmittel.
In dieſem Paragraphen finden nur diejenigen Appreturmittel Erwähnung,
welche nicht bereits als Salze, Fette u. dergl. einen Platz gefunden haben.
1. Stärke, Stärkemehl. Die Stärke iſt ein Produkt des pflanz-
lichen Lebens und kommt in den Pflanzen ſtets in Form von Körnern vor.
Dieſe ſind ſtets farblos und weichen in Bezug auf Größe und Form oft
ſehr weſentlich voneinander ab. Dieſe Abweichungen ſind ſo bedeutend, und
die Größe und Form der einzelnen Stärkekörner iſt ſo charakteriſtiſch für
die einzelnen Arten, daß man in den meiſten Fällen daraus allein ſchon einen
*) Ebell (Chemikerztg. 1888, 2) empfiehlt dagegen, das handelsübliche 3proc.
Waſſerſtoffſuperoxyd nicht zu verdünnen.
Ganswindt, Färberei. 20
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/331>, abgerufen am 23.11.2024.
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