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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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8 bis 12 mm dick, walzenrund, undeutlich geringelt; sie ist die fast stets im
Handel vorkommende Sorte; die geschätzteste Sorte heißt Bengal. Die
runde Form kommt seltener in den Handel. Für Färbereizwecke sind beide
Formen gleich gut verwendbar.

Curcumafarbstoff. Die Curcumawurzel enthält einen rotgelben
Farbstoff, das Curcumin, C8 H10 O2. Derselbe ist als solcher in der Wurzel
enthalten und kann daraus durch siedendes Benzol ausgezogen werden. In
reinem Zustande bildet es lebhaft orangerote Krystalle, welche leicht in
Alkohol, in Aether, schwerer in Benzol löslich sind. In Alkalien löst es
sich mit lebhaft rotbrauner Farbe; in der alkoholischen Lösung erzeugt Blei-
salz einen feurig roten Niederschlag. Das Curcumin ist ein substantiver Farb-
stoff, welcher ohne Beizen angeht. Die Färbungen mit Curcumin sind aber
sehr unecht, sie verbleichen schnell und werden durch geringen Alkalizusatz,
also auch durch Seife, in ein fahles Braun umgewandelt.

Anwendung. Obgleich die Färbungen mit Curcuma sehr unecht sind,
wird dieses Färbmaterial seines billigen Preises (20 Pfennige pro Kilo) und
seiner einfachen Anwendung wegen (einfache Abkochung mit Wasser ohne An-
wendung einer Beize) noch vielfach verwendet, sowohl in der Baumwollen-
färberei, vornehmlich aber in der Wollen- und Seidenfärberei zur Erzeu-
gung zusammengesetzter Nüancen (Oliv, Braun).

Prüfung und Wertbestimmung fallen hier weg.

§ 40. Wau.

Abstammung. Wau, auch Färberwau, Gelbkraut, Gilbe ge-
nannt, ist die ganze, in Deutschland, Frankreich und England wildwachsende,
zur Familie der Resedaceae gehörende Pflanze Reseda luteola L. Sie
wächst auf Wiesen und grasigen Anhöhen, hat einen aufrechten, etwa meter-
hohen Stengel, im Kreise zusammenstehende Wurzelblätter und zerstreut
sitzende, schmale lanzettförmige, etwas stumpfe, glatte, glänzende, unge-
stielte Stengelblätter und blaßgelbe, eine lange Aehre bildende Blüten. Nur
der oberirdische Teil der Pflanze wird gesammelt.

Handelssorten. Man unterscheidet deutschen, englischen und franzö-
sischen Wau, von denen der erste der beste ist.

Eigenschaft. Das Farbmaterial kommt getrocknet, in Büschel gebunden,
in den Handel; es sieht gelb aus, etwas ins Rötliche spielend. Die Abkochung
hat eine gelblichgrüne Farbe, einen eigentümlichen, widerlich süßen Geruch,
schmeckt schwach bitter und wird durch Alkalien dunkel goldgelb, durch
Säuren dunkelgelb, durch Metallsalze gelb, durch Eisenvitriol olivgrün
gefärbt.

Waufarbstoff. Der Farbstoff des Wau ist 1832 von Chevreul
dargestellt und Luteolin genannt und später von Schützenberger unter-
sucht worden. Es ist krystallisierbar, läßt sich ohne Zersetzung sublimieren,
und ist in Wasser wenig, leichter in Alkohol, Aether und Essigsäure löslich.
Kali, Natron und Ammoniak verändern den Farbenton in Grüngelb; starke
Säuren fällen es aus seinen Lösungen.

Anwendung. Wau dient vornehmlich in der Seidenfärberei als
ziemlich echter Farbstoff zum Färben von Gelb, Oliv und Grün, in der

9*

8 bis 12 mm dick, walzenrund, undeutlich geringelt; ſie iſt die faſt ſtets im
Handel vorkommende Sorte; die geſchätzteſte Sorte heißt Bengal. Die
runde Form kommt ſeltener in den Handel. Für Färbereizwecke ſind beide
Formen gleich gut verwendbar.

Curcumafarbſtoff. Die Curcumawurzel enthält einen rotgelben
Farbſtoff, das Curcumin, C8 H10 O2. Derſelbe iſt als ſolcher in der Wurzel
enthalten und kann daraus durch ſiedendes Benzol ausgezogen werden. In
reinem Zuſtande bildet es lebhaft orangerote Kryſtalle, welche leicht in
Alkohol, in Aether, ſchwerer in Benzol löslich ſind. In Alkalien löſt es
ſich mit lebhaft rotbrauner Farbe; in der alkoholiſchen Löſung erzeugt Blei-
ſalz einen feurig roten Niederſchlag. Das Curcumin iſt ein ſubſtantiver Farb-
ſtoff, welcher ohne Beizen angeht. Die Färbungen mit Curcumin ſind aber
ſehr unecht, ſie verbleichen ſchnell und werden durch geringen Alkalizuſatz,
alſo auch durch Seife, in ein fahles Braun umgewandelt.

Anwendung. Obgleich die Färbungen mit Curcuma ſehr unecht ſind,
wird dieſes Färbmaterial ſeines billigen Preiſes (20 Pfennige pro Kilo) und
ſeiner einfachen Anwendung wegen (einfache Abkochung mit Waſſer ohne An-
wendung einer Beize) noch vielfach verwendet, ſowohl in der Baumwollen-
färberei, vornehmlich aber in der Wollen- und Seidenfärberei zur Erzeu-
gung zuſammengeſetzter Nüancen (Oliv, Braun).

Prüfung und Wertbeſtimmung fallen hier weg.

§ 40. Wau.

Abſtammung. Wau, auch Färberwau, Gelbkraut, Gilbe ge-
nannt, iſt die ganze, in Deutſchland, Frankreich und England wildwachſende,
zur Familie der Resedaceae gehörende Pflanze Reseda luteola L. Sie
wächſt auf Wieſen und graſigen Anhöhen, hat einen aufrechten, etwa meter-
hohen Stengel, im Kreiſe zuſammenſtehende Wurzelblätter und zerſtreut
ſitzende, ſchmale lanzettförmige, etwas ſtumpfe, glatte, glänzende, unge-
ſtielte Stengelblätter und blaßgelbe, eine lange Aehre bildende Blüten. Nur
der oberirdiſche Teil der Pflanze wird geſammelt.

Handelsſorten. Man unterſcheidet deutſchen, engliſchen und franzö-
ſiſchen Wau, von denen der erſte der beſte iſt.

Eigenſchaft. Das Farbmaterial kommt getrocknet, in Büſchel gebunden,
in den Handel; es ſieht gelb aus, etwas ins Rötliche ſpielend. Die Abkochung
hat eine gelblichgrüne Farbe, einen eigentümlichen, widerlich ſüßen Geruch,
ſchmeckt ſchwach bitter und wird durch Alkalien dunkel goldgelb, durch
Säuren dunkelgelb, durch Metallſalze gelb, durch Eiſenvitriol olivgrün
gefärbt.

Waufarbſtoff. Der Farbſtoff des Wau iſt 1832 von Chevreul
dargeſtellt und Luteolin genannt und ſpäter von Schützenberger unter-
ſucht worden. Es iſt kryſtalliſierbar, läßt ſich ohne Zerſetzung ſublimieren,
und iſt in Waſſer wenig, leichter in Alkohol, Aether und Eſſigſäure löslich.
Kali, Natron und Ammoniak verändern den Farbenton in Grüngelb; ſtarke
Säuren fällen es aus ſeinen Löſungen.

Anwendung. Wau dient vornehmlich in der Seidenfärberei als
ziemlich echter Farbſtoff zum Färben von Gelb, Oliv und Grün, in der

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[131/0157] 8 bis 12 mm dick, walzenrund, undeutlich geringelt; ſie iſt die faſt ſtets im Handel vorkommende Sorte; die geſchätzteſte Sorte heißt Bengal. Die runde Form kommt ſeltener in den Handel. Für Färbereizwecke ſind beide Formen gleich gut verwendbar. Curcumafarbſtoff. Die Curcumawurzel enthält einen rotgelben Farbſtoff, das Curcumin, C8 H10 O2. Derſelbe iſt als ſolcher in der Wurzel enthalten und kann daraus durch ſiedendes Benzol ausgezogen werden. In reinem Zuſtande bildet es lebhaft orangerote Kryſtalle, welche leicht in Alkohol, in Aether, ſchwerer in Benzol löslich ſind. In Alkalien löſt es ſich mit lebhaft rotbrauner Farbe; in der alkoholiſchen Löſung erzeugt Blei- ſalz einen feurig roten Niederſchlag. Das Curcumin iſt ein ſubſtantiver Farb- ſtoff, welcher ohne Beizen angeht. Die Färbungen mit Curcumin ſind aber ſehr unecht, ſie verbleichen ſchnell und werden durch geringen Alkalizuſatz, alſo auch durch Seife, in ein fahles Braun umgewandelt. Anwendung. Obgleich die Färbungen mit Curcuma ſehr unecht ſind, wird dieſes Färbmaterial ſeines billigen Preiſes (20 Pfennige pro Kilo) und ſeiner einfachen Anwendung wegen (einfache Abkochung mit Waſſer ohne An- wendung einer Beize) noch vielfach verwendet, ſowohl in der Baumwollen- färberei, vornehmlich aber in der Wollen- und Seidenfärberei zur Erzeu- gung zuſammengeſetzter Nüancen (Oliv, Braun). Prüfung und Wertbeſtimmung fallen hier weg. § 40. Wau. Abſtammung. Wau, auch Färberwau, Gelbkraut, Gilbe ge- nannt, iſt die ganze, in Deutſchland, Frankreich und England wildwachſende, zur Familie der Resedaceae gehörende Pflanze Reseda luteola L. Sie wächſt auf Wieſen und graſigen Anhöhen, hat einen aufrechten, etwa meter- hohen Stengel, im Kreiſe zuſammenſtehende Wurzelblätter und zerſtreut ſitzende, ſchmale lanzettförmige, etwas ſtumpfe, glatte, glänzende, unge- ſtielte Stengelblätter und blaßgelbe, eine lange Aehre bildende Blüten. Nur der oberirdiſche Teil der Pflanze wird geſammelt. Handelsſorten. Man unterſcheidet deutſchen, engliſchen und franzö- ſiſchen Wau, von denen der erſte der beſte iſt. Eigenſchaft. Das Farbmaterial kommt getrocknet, in Büſchel gebunden, in den Handel; es ſieht gelb aus, etwas ins Rötliche ſpielend. Die Abkochung hat eine gelblichgrüne Farbe, einen eigentümlichen, widerlich ſüßen Geruch, ſchmeckt ſchwach bitter und wird durch Alkalien dunkel goldgelb, durch Säuren dunkelgelb, durch Metallſalze gelb, durch Eiſenvitriol olivgrün gefärbt. Waufarbſtoff. Der Farbſtoff des Wau iſt 1832 von Chevreul dargeſtellt und Luteolin genannt und ſpäter von Schützenberger unter- ſucht worden. Es iſt kryſtalliſierbar, läßt ſich ohne Zerſetzung ſublimieren, und iſt in Waſſer wenig, leichter in Alkohol, Aether und Eſſigſäure löslich. Kali, Natron und Ammoniak verändern den Farbenton in Grüngelb; ſtarke Säuren fällen es aus ſeinen Löſungen. Anwendung. Wau dient vornehmlich in der Seidenfärberei als ziemlich echter Farbſtoff zum Färben von Gelb, Oliv und Grün, in der 9*

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/157>, abgerufen am 21.11.2024.