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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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vorbringen, wie ich es selbst beobachtet habe. Ro-
sen
erzählt von einem Kinde, welches von übermä-
ßigem Aderlassen eine einzige Blatter bekam; nachdem
es aber zu Kräften gekommen war, bekam es einen
reichlichen Blatternausbruch. Die Brasilianischen
Weiber sollen ihre Töchter, wenn sie mannbar wer-
den, an den Schenkeln stark schrepfen, und dadurch
verhüten, daß sie in ihrem ganzen Leben keinen Zeit-
fluß bekommen. Auch erschöpfende Krankheiten, und
zuweilen unmäßige Ausleerungen hemmen diesen perio-
dischen Blutfluß. Burseri führt an, daß man all-
gemein erfahren habe, daß der Brechweinstein in
kleinen Gaben nicht nur die Säfte in Fäulniß auflöse,
sondern auch die Kochung und Entscheidungen hindere.
Testa will zwar behaupten, die Herren Bordeux,
Fouquet, Michelli, Fizes
und Cchirak, deren
Heilart in immerwährendem Purgieren und Aderlassen
bestund, hätten dadurch die Perioden der Krankhei-
ten nie verändert gesehen. Allein de Haen, Burse-
ri
, und tausend andere haben dadurch nicht nur den
Puls, sondern den ganzen Verlauf auf alle Arten ver-
ändert gesehen, was durch meine oben §. 41--42--
95--96 etc. angeführte Krankengeschichten vielfältig
bestättigt wird. -- Sydenham sah die Wechselfieber
von den Jahren 1661--62--63--64 durch unmä-
ßige Ausleerungen verdoppeln. Von den Sommer-
und Herbstfiebern der nämlichen Jahre, sagt er:
Wenn man die dreytägigen Fieber durch Aderlassen,
besonders wo sie sehr epidemisch sind, behandelt, und
sie bleiben nicht alsogleich aus, so hat man auch in

den

vorbringen, wie ich es ſelbſt beobachtet habe. Ro-
ſen
erzaͤhlt von einem Kinde, welches von uͤbermaͤ-
ßigem Aderlaſſen eine einzige Blatter bekam; nachdem
es aber zu Kraͤften gekommen war, bekam es einen
reichlichen Blatternausbruch. Die Braſilianiſchen
Weiber ſollen ihre Toͤchter, wenn ſie mannbar wer-
den, an den Schenkeln ſtark ſchrepfen, und dadurch
verhuͤten, daß ſie in ihrem ganzen Leben keinen Zeit-
fluß bekommen. Auch erſchoͤpfende Krankheiten, und
zuweilen unmaͤßige Ausleerungen hemmen dieſen perio-
diſchen Blutfluß. Burſeri fuͤhrt an, daß man all-
gemein erfahren habe, daß der Brechweinſtein in
kleinen Gaben nicht nur die Saͤfte in Faͤulniß aufloͤſe,
ſondern auch die Kochung und Entſcheidungen hindere.
Teſta will zwar behaupten, die Herren Bordeux,
Fouquet, Michelli, Fizes
und Cchirak, deren
Heilart in immerwaͤhrendem Purgieren und Aderlaſſen
beſtund, haͤtten dadurch die Perioden der Krankhei-
ten nie veraͤndert geſehen. Allein de Haen, Burſe-
ri
, und tauſend andere haben dadurch nicht nur den
Puls, ſondern den ganzen Verlauf auf alle Arten ver-
aͤndert geſehen, was durch meine oben §. 41—42—
95—96 ꝛc. angefuͤhrte Krankengeſchichten vielfaͤltig
beſtaͤttigt wird. — Sydenham ſah die Wechſelfieber
von den Jahren 1661—62—63—64 durch unmaͤ-
ßige Ausleerungen verdoppeln. Von den Sommer-
und Herbſtfiebern der naͤmlichen Jahre, ſagt er:
Wenn man die dreytaͤgigen Fieber durch Aderlaſſen,
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[681/0700] vorbringen, wie ich es ſelbſt beobachtet habe. Ro- ſen erzaͤhlt von einem Kinde, welches von uͤbermaͤ- ßigem Aderlaſſen eine einzige Blatter bekam; nachdem es aber zu Kraͤften gekommen war, bekam es einen reichlichen Blatternausbruch. Die Braſilianiſchen Weiber ſollen ihre Toͤchter, wenn ſie mannbar wer- den, an den Schenkeln ſtark ſchrepfen, und dadurch verhuͤten, daß ſie in ihrem ganzen Leben keinen Zeit- fluß bekommen. Auch erſchoͤpfende Krankheiten, und zuweilen unmaͤßige Ausleerungen hemmen dieſen perio- diſchen Blutfluß. Burſeri fuͤhrt an, daß man all- gemein erfahren habe, daß der Brechweinſtein in kleinen Gaben nicht nur die Saͤfte in Faͤulniß aufloͤſe, ſondern auch die Kochung und Entſcheidungen hindere. Teſta will zwar behaupten, die Herren Bordeux, Fouquet, Michelli, Fizes und Cchirak, deren Heilart in immerwaͤhrendem Purgieren und Aderlaſſen beſtund, haͤtten dadurch die Perioden der Krankhei- ten nie veraͤndert geſehen. Allein de Haen, Burſe- ri, und tauſend andere haben dadurch nicht nur den Puls, ſondern den ganzen Verlauf auf alle Arten ver- aͤndert geſehen, was durch meine oben §. 41—42— 95—96 ꝛc. angefuͤhrte Krankengeſchichten vielfaͤltig beſtaͤttigt wird. — Sydenham ſah die Wechſelfieber von den Jahren 1661—62—63—64 durch unmaͤ- ßige Ausleerungen verdoppeln. Von den Sommer- und Herbſtfiebern der naͤmlichen Jahre, ſagt er: Wenn man die dreytaͤgigen Fieber durch Aderlaſſen, beſonders wo ſie ſehr epidemiſch ſind, behandelt, und ſie bleiben nicht alſogleich aus, ſo hat man auch in den

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/700>, abgerufen am 21.11.2024.