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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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zen und Krämpfe stillen; die Säfte nach dem Kopf
treiben, eine innere Gährung derselben hervorbringen
u. s. w. -- lauter Wirkungen, die Heute wahr und Mor-
gen falsch sind. Dabey erlaubt man nur geringe Ga-
ben. Indessen sagt Grant vom Londner Philonium,
daß es die gichtischen Personen nicht so sehr, als man
glauben sollte, zu Verstopfungen geneigt mache. Hat
sich die Gicht auf den Magen geworfen, so giebt
man so, wie in der Bleykolik, obschon in beyden Fäl-
len der Kopf unendlich schmerzhaft und betäubt seyn
kann, in ausserordentlichen Gaben den Mohnsaft mit
dem Erfolge, daß der Andrang der Säfte nach dem
Kopf, das etwannige Nasenbluten und die Betäubung
aufhören. Hoffmann heilte mit einer Gabe von
achzig Tropfen flüssigem Laudanum augenblicklich einen
Nervenschlag, der ein bösartiges Wechselfieber be-
gleitete. Gooch gab in einem Blutharnen, das zehn
Monate fast ununterbrochen angehalten und allen Mit-
teln widerstanden hatte, vier Gran unaufgelösten
Mohnsaft, mit einem Löffel von einfachem Pfeffer-
münzen- und Zimmetwasser. Der Kranke fiel bald
in einen festen Schlaf, der fast sechs Stunden dauerte,
und das Blutharnen hörte auf.*) Sydenham hin-
gegen empfiehlt ihn, um den Kindbettfluß wieder in
Gang zu bringen. Planchon sah durch Mohnsaft ein
Kind von einem schlafsüchtigen Zufall retten, welches
von zurückgehaltenem Blatterstoff entstanden war. Lind
gab eine halbe Stunde, nachdem im Wechselfieber die
Hitze angefangen hatte, 15--20 Tropfen der thebai-

schen
*) S. a. Abh. 1ter Theil 4 St. S. 179.

zen und Kraͤmpfe ſtillen; die Saͤfte nach dem Kopf
treiben, eine innere Gaͤhrung derſelben hervorbringen
u. ſ. w. — lauter Wirkungen, die Heute wahr und Mor-
gen falſch ſind. Dabey erlaubt man nur geringe Ga-
ben. Indeſſen ſagt Grant vom Londner Philonium,
daß es die gichtiſchen Perſonen nicht ſo ſehr, als man
glauben ſollte, zu Verſtopfungen geneigt mache. Hat
ſich die Gicht auf den Magen geworfen, ſo giebt
man ſo, wie in der Bleykolik, obſchon in beyden Faͤl-
len der Kopf unendlich ſchmerzhaft und betaͤubt ſeyn
kann, in auſſerordentlichen Gaben den Mohnſaft mit
dem Erfolge, daß der Andrang der Saͤfte nach dem
Kopf, das etwannige Naſenbluten und die Betaͤubung
aufhoͤren. Hoffmann heilte mit einer Gabe von
achzig Tropfen fluͤſſigem Laudanum augenblicklich einen
Nervenſchlag, der ein boͤsartiges Wechſelfieber be-
gleitete. Gooch gab in einem Blutharnen, das zehn
Monate faſt ununterbrochen angehalten und allen Mit-
teln widerſtanden hatte, vier Gran unaufgeloͤſten
Mohnſaft, mit einem Loͤffel von einfachem Pfeffer-
muͤnzen- und Zimmetwaſſer. Der Kranke fiel bald
in einen feſten Schlaf, der faſt ſechs Stunden dauerte,
und das Blutharnen hoͤrte auf.*) Sydenham hin-
gegen empfiehlt ihn, um den Kindbettfluß wieder in
Gang zu bringen. Planchon ſah durch Mohnſaft ein
Kind von einem ſchlafſuͤchtigen Zufall retten, welches
von zuruͤckgehaltenem Blatterſtoff entſtanden war. Lind
gab eine halbe Stunde, nachdem im Wechſelfieber die
Hitze angefangen hatte, 15—20 Tropfen der thebai-

ſchen
*) S. a. Abh. 1ter Theil 4 St. S. 179.
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[605/0624] zen und Kraͤmpfe ſtillen; die Saͤfte nach dem Kopf treiben, eine innere Gaͤhrung derſelben hervorbringen u. ſ. w. — lauter Wirkungen, die Heute wahr und Mor- gen falſch ſind. Dabey erlaubt man nur geringe Ga- ben. Indeſſen ſagt Grant vom Londner Philonium, daß es die gichtiſchen Perſonen nicht ſo ſehr, als man glauben ſollte, zu Verſtopfungen geneigt mache. Hat ſich die Gicht auf den Magen geworfen, ſo giebt man ſo, wie in der Bleykolik, obſchon in beyden Faͤl- len der Kopf unendlich ſchmerzhaft und betaͤubt ſeyn kann, in auſſerordentlichen Gaben den Mohnſaft mit dem Erfolge, daß der Andrang der Saͤfte nach dem Kopf, das etwannige Naſenbluten und die Betaͤubung aufhoͤren. Hoffmann heilte mit einer Gabe von achzig Tropfen fluͤſſigem Laudanum augenblicklich einen Nervenſchlag, der ein boͤsartiges Wechſelfieber be- gleitete. Gooch gab in einem Blutharnen, das zehn Monate faſt ununterbrochen angehalten und allen Mit- teln widerſtanden hatte, vier Gran unaufgeloͤſten Mohnſaft, mit einem Loͤffel von einfachem Pfeffer- muͤnzen- und Zimmetwaſſer. Der Kranke fiel bald in einen feſten Schlaf, der faſt ſechs Stunden dauerte, und das Blutharnen hoͤrte auf. *) Sydenham hin- gegen empfiehlt ihn, um den Kindbettfluß wieder in Gang zu bringen. Planchon ſah durch Mohnſaft ein Kind von einem ſchlafſuͤchtigen Zufall retten, welches von zuruͤckgehaltenem Blatterſtoff entſtanden war. Lind gab eine halbe Stunde, nachdem im Wechſelfieber die Hitze angefangen hatte, 15—20 Tropfen der thebai- ſchen *) S. a. Abh. 1ter Theil 4 St. S. 179.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/624>, abgerufen am 24.11.2024.