sehr rühig. Beym Erwachen verlangte sie dringend etwas zu Essen; und ich glaube, man hab ihr zu viel gegeben; denn in der Nacht bekam sie dreymal starke Zuckungen, und klagte den
Dreyzehnten Tag wieder mehr über Bauch- schmerzen; hatte einen weichen Stuhl und ließ viel Harn, der einen Satz machte; klagte über Kopf- schmerzen; trauriges Gesicht; sehr oft fieng sie mit schmerzhaften Empfindungen um den Hals und die Brust mit den Zähnen zu knirschen an, wobey sie sich wieder vollkommen gegenwärtig war; der Puls voll, weich, langsam; sie war von sieben Uhr Abends bis Mitternacht unruhig; schlief nachher, und als sie er- wachte, fiel sie in Uebelkeiten.
Den vierzehnten Tag einige gut gekochte, gel- be Stühle; kein Knirschen und keine Zuckungen mehr; viel Durst; ruhige Nacht, außer daß sie noch einige Male leicht zu knirschen anfieng. Man bemerkte nun auch am obern Theil des rechten Hinterbackens eine aufgelegene Wunde, oder vielmehr jenen kritischen Brand, bey dessen Erscheinung man mehr zu hoffen als zu fürchten hat. Sie ließ nun immer viel Harn, hatte öftere Stühle -- nahm Kina und Wein, und erholte sich innerhalb drey Wochen vollständig. Es war noch merkwürdig, daß sie jedesmal gegen den Tagesanbruch heftige Zufälle bekam, die aber nicht anhielten.
Ehe ich diese Geschichte auf den Hauptendzweck anwende, mache ich einige Nebenbemerkungen: Die alltäglichen Verschlimmerungen gegen Tag, der un-
aus-
ſehr ruͤhig. Beym Erwachen verlangte ſie dringend etwas zu Eſſen; und ich glaube, man hab ihr zu viel gegeben; denn in der Nacht bekam ſie dreymal ſtarke Zuckungen, und klagte den
Dreyzehnten Tag wieder mehr uͤber Bauch- ſchmerzen; hatte einen weichen Stuhl und ließ viel Harn, der einen Satz machte; klagte uͤber Kopf- ſchmerzen; trauriges Geſicht; ſehr oft fieng ſie mit ſchmerzhaften Empfindungen um den Hals und die Bruſt mit den Zaͤhnen zu knirſchen an, wobey ſie ſich wieder vollkommen gegenwaͤrtig war; der Puls voll, weich, langſam; ſie war von ſieben Uhr Abends bis Mitternacht unruhig; ſchlief nachher, und als ſie er- wachte, fiel ſie in Uebelkeiten.
Den vierzehnten Tag einige gut gekochte, gel- be Stuͤhle; kein Knirſchen und keine Zuckungen mehr; viel Durſt; ruhige Nacht, außer daß ſie noch einige Male leicht zu knirſchen anfieng. Man bemerkte nun auch am obern Theil des rechten Hinterbackens eine aufgelegene Wunde, oder vielmehr jenen kritiſchen Brand, bey deſſen Erſcheinung man mehr zu hoffen als zu fuͤrchten hat. Sie ließ nun immer viel Harn, hatte oͤftere Stuͤhle — nahm Kina und Wein, und erholte ſich innerhalb drey Wochen vollſtaͤndig. Es war noch merkwuͤrdig, daß ſie jedesmal gegen den Tagesanbruch heftige Zufaͤlle bekam, die aber nicht anhielten.
Ehe ich dieſe Geſchichte auf den Hauptendzweck anwende, mache ich einige Nebenbemerkungen: Die alltaͤglichen Verſchlimmerungen gegen Tag, der un-
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ſehr ruͤhig. Beym Erwachen verlangte ſie dringend
etwas zu Eſſen; und ich glaube, man hab ihr zu viel
gegeben; denn in der Nacht bekam ſie dreymal ſtarke
Zuckungen, und klagte den
Dreyzehnten Tag wieder mehr uͤber Bauch-
ſchmerzen; hatte einen weichen Stuhl und ließ viel
Harn, der einen Satz machte; klagte uͤber Kopf-
ſchmerzen; trauriges Geſicht; ſehr oft fieng ſie mit
ſchmerzhaften Empfindungen um den Hals und die
Bruſt mit den Zaͤhnen zu knirſchen an, wobey ſie ſich
wieder vollkommen gegenwaͤrtig war; der Puls voll,
weich, langſam; ſie war von ſieben Uhr Abends bis
Mitternacht unruhig; ſchlief nachher, und als ſie er-
wachte, fiel ſie in Uebelkeiten.
Den vierzehnten Tag einige gut gekochte, gel-
be Stuͤhle; kein Knirſchen und keine Zuckungen mehr;
viel Durſt; ruhige Nacht, außer daß ſie noch einige
Male leicht zu knirſchen anfieng. Man bemerkte nun
auch am obern Theil des rechten Hinterbackens eine
aufgelegene Wunde, oder vielmehr jenen kritiſchen
Brand, bey deſſen Erſcheinung man mehr zu hoffen
als zu fuͤrchten hat. Sie ließ nun immer viel Harn,
hatte oͤftere Stuͤhle — nahm Kina und Wein, und
erholte ſich innerhalb drey Wochen vollſtaͤndig. Es
war noch merkwuͤrdig, daß ſie jedesmal gegen den
Tagesanbruch heftige Zufaͤlle bekam, die aber nicht
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/609>, abgerufen am 24.11.2024.
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