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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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werfen. -- Ein 16 jähriger Jüngling, nachdem er
bis den neunten Tag mit sehr bedenklichen Nervenzu-
ständen gekämpft hatte, bekam den neunten Ohnmach-
ten, Zittern, Sehnenhüpfen, Schlucksen, mit einem
kleinen, schwachen, bebenden Pulse. Blasenpflaster,
Kampfer und Bisam, worauf alles zur Ruhe kam. --
(Wohlgemerkt, den neunten Tag)! -- Nun schlich
das Fieber so fort ohne ordentlichen Gang, wobey
der Puls beynah nicht öfter, als natürlich schlug;
hie und da ereigneten sich krampfhafte Bewegungen,
Zittern, Sehnenhüpfen, die Haut war bald trocken,
bald feucht; die Schweiße ungleich, örtlich; der Harn
bald sparsam und bleich, bald sehr trüb. -- (Vorbo-
ten einer nahen aber zweifelhaften Entscheidung); --
In der Nacht vom eilften zum zwölften Tag wurde
alles schlimmer. Er warf die Arme herum, sam-
melte Flocken, redete schwer, war irre, und schwitzte
anhaltend. Dazu kam Bedrückung auf der Brust,
beschwerliches Athmen, und Husten, gar kein Aus-
wurf. In der Frühe fand Herz von allen diesen
Zufällen nichts mehr, als ein Zischen beym Athmen,
und eine leichte Bedrückung. Der Kranke war bey
sich, und der Puls gleich. Auf Meerzwiebelsaft und
mineralischen Kermes bekam er einen schleimichten
Auswurf. -- (Kritische Stöhrung, unvollständige
Entscheidung, theilweise Verwerfung nach der Lunge.
Es war also noch keine vollständige Genesung zu er-
warten.) -- Die Zufälle blieben im Alten; doch kam
in gewissen Zwischenräumen das Uebel zurück; das
Athmen wurde beängstigt, der Aderschlag öfter, und

der

werfen. — Ein 16 jaͤhriger Juͤngling, nachdem er
bis den neunten Tag mit ſehr bedenklichen Nervenzu-
ſtaͤnden gekaͤmpft hatte, bekam den neunten Ohnmach-
ten, Zittern, Sehnenhuͤpfen, Schluckſen, mit einem
kleinen, ſchwachen, bebenden Pulſe. Blaſenpflaſter,
Kampfer und Biſam, worauf alles zur Ruhe kam. —
(Wohlgemerkt, den neunten Tag)! — Nun ſchlich
das Fieber ſo fort ohne ordentlichen Gang, wobey
der Puls beynah nicht oͤfter, als natuͤrlich ſchlug;
hie und da ereigneten ſich krampfhafte Bewegungen,
Zittern, Sehnenhuͤpfen, die Haut war bald trocken,
bald feucht; die Schweiße ungleich, oͤrtlich; der Harn
bald ſparſam und bleich, bald ſehr truͤb. — (Vorbo-
ten einer nahen aber zweifelhaften Entſcheidung); —
In der Nacht vom eilften zum zwoͤlften Tag wurde
alles ſchlimmer. Er warf die Arme herum, ſam-
melte Flocken, redete ſchwer, war irre, und ſchwitzte
anhaltend. Dazu kam Bedruͤckung auf der Bruſt,
beſchwerliches Athmen, und Huſten, gar kein Aus-
wurf. In der Fruͤhe fand Herz von allen dieſen
Zufaͤllen nichts mehr, als ein Ziſchen beym Athmen,
und eine leichte Bedruͤckung. Der Kranke war bey
ſich, und der Puls gleich. Auf Meerzwiebelſaft und
mineraliſchen Kermes bekam er einen ſchleimichten
Auswurf. — (Kritiſche Stoͤhrung, unvollſtaͤndige
Entſcheidung, theilweiſe Verwerfung nach der Lunge.
Es war alſo noch keine vollſtaͤndige Geneſung zu er-
warten.) — Die Zufaͤlle blieben im Alten; doch kam
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Athmen wurde beaͤngſtigt, der Aderſchlag oͤfter, und

der
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[541/0560] werfen. — Ein 16 jaͤhriger Juͤngling, nachdem er bis den neunten Tag mit ſehr bedenklichen Nervenzu- ſtaͤnden gekaͤmpft hatte, bekam den neunten Ohnmach- ten, Zittern, Sehnenhuͤpfen, Schluckſen, mit einem kleinen, ſchwachen, bebenden Pulſe. Blaſenpflaſter, Kampfer und Biſam, worauf alles zur Ruhe kam. — (Wohlgemerkt, den neunten Tag)! — Nun ſchlich das Fieber ſo fort ohne ordentlichen Gang, wobey der Puls beynah nicht oͤfter, als natuͤrlich ſchlug; hie und da ereigneten ſich krampfhafte Bewegungen, Zittern, Sehnenhuͤpfen, die Haut war bald trocken, bald feucht; die Schweiße ungleich, oͤrtlich; der Harn bald ſparſam und bleich, bald ſehr truͤb. — (Vorbo- ten einer nahen aber zweifelhaften Entſcheidung); — In der Nacht vom eilften zum zwoͤlften Tag wurde alles ſchlimmer. Er warf die Arme herum, ſam- melte Flocken, redete ſchwer, war irre, und ſchwitzte anhaltend. Dazu kam Bedruͤckung auf der Bruſt, beſchwerliches Athmen, und Huſten, gar kein Aus- wurf. In der Fruͤhe fand Herz von allen dieſen Zufaͤllen nichts mehr, als ein Ziſchen beym Athmen, und eine leichte Bedruͤckung. Der Kranke war bey ſich, und der Puls gleich. Auf Meerzwiebelſaft und mineraliſchen Kermes bekam er einen ſchleimichten Auswurf. — (Kritiſche Stoͤhrung, unvollſtaͤndige Entſcheidung, theilweiſe Verwerfung nach der Lunge. Es war alſo noch keine vollſtaͤndige Geneſung zu er- warten.) — Die Zufaͤlle blieben im Alten; doch kam in gewiſſen Zwiſchenraͤumen das Uebel zuruͤck; das Athmen wurde beaͤngſtigt, der Aderſchlag oͤfter, und der

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/560>, abgerufen am 24.11.2024.