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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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mal, sie sprang auf, und konnte sich nicht erhalten.
Sie sprach sehr viel irre. Das Fieber war überaus
heftig. In derselben Nacht schwitzte sie durchaus
warm. Das Fieber verließ sie, und sie schlief. Sie
besann sich wieder auf alles, und die Krankheit brach
sich. Um den vierten Tag ließ sie schwarzen, dün-
nen Urin, der meistens eine abgerundete Wolke in sich
enthielte, und sich doch nicht setzte. Um die Krists
herum brach ihre Reinigung reichlich aus."*) Wer
sieht nicht die Aehnlichkeit in dem Wesentlichen dieser
Hippokratischen Krankengeschichte mit der meinigen?
-- Gerade dieses hatte auch statt in der ersten Kran-
kengeschichte des Sim. Herz. Nachdem die Natur
einige Male nur unvollständige Entscheidungen zu Stan-
de gebracht hatte, weßwegen immer Rückfälle ent-
standen, bekam die Kranke den 31ten Tag in der
Nacht einen Schauer und hatte Fieber, worauf im
Munde und an der Zunge kleine Geschwüre zum Vor-
schein kamen. Obschon das Fieber und die übrigen
Zufälle jetzt nicht ganz nachließen, so wurden sie doch
gelinder, und dauerten bis den fünf und vierzigsten
Tag so fort. -- (Man bemerke hier die Vorboten
einer zu erwartenden zwar gewaltthätigen aber
guten Entscheidung.) -- In der Nacht des fünf
und vierzigsten wurde das Fieber heftiger mit Irre-
seyn und andern schweren Nervenunordnungen. Sie
sprach allerley verwirrtes und lächerliches Zeug, und
wälzte und warf sich umher, und zupfte an der Bett-
decke. Endlich fieng sie an allen Gliedern zu zittern

an,
*) 3tes Buch v. d. Lands. 3ter Absch. 11te Kranken[g].

mal, ſie ſprang auf, und konnte ſich nicht erhalten.
Sie ſprach ſehr viel irre. Das Fieber war uͤberaus
heftig. In derſelben Nacht ſchwitzte ſie durchaus
warm. Das Fieber verließ ſie, und ſie ſchlief. Sie
beſann ſich wieder auf alles, und die Krankheit brach
ſich. Um den vierten Tag ließ ſie ſchwarzen, duͤn-
nen Urin, der meiſtens eine abgerundete Wolke in ſich
enthielte, und ſich doch nicht ſetzte. Um die Kriſts
herum brach ihre Reinigung reichlich aus.〟*) Wer
ſieht nicht die Aehnlichkeit in dem Weſentlichen dieſer
Hippokratiſchen Krankengeſchichte mit der meinigen?
— Gerade dieſes hatte auch ſtatt in der erſten Kran-
kengeſchichte des Sim. Herz. Nachdem die Natur
einige Male nur unvollſtaͤndige Entſcheidungen zu Stan-
de gebracht hatte, weßwegen immer Ruͤckfaͤlle ent-
ſtanden, bekam die Kranke den 31ten Tag in der
Nacht einen Schauer und hatte Fieber, worauf im
Munde und an der Zunge kleine Geſchwuͤre zum Vor-
ſchein kamen. Obſchon das Fieber und die uͤbrigen
Zufaͤlle jetzt nicht ganz nachließen, ſo wurden ſie doch
gelinder, und dauerten bis den fuͤnf und vierzigſten
Tag ſo fort. — (Man bemerke hier die Vorboten
einer zu erwartenden zwar gewaltthaͤtigen aber
guten Entſcheidung.) — In der Nacht des fuͤnf
und vierzigſten wurde das Fieber heftiger mit Irre-
ſeyn und andern ſchweren Nervenunordnungen. Sie
ſprach allerley verwirrtes und laͤcherliches Zeug, und
waͤlzte und warf ſich umher, und zupfte an der Bett-
decke. Endlich fieng ſie an allen Gliedern zu zittern

an,
*) 3tes Buch v. d. Landſ. 3ter Abſch. 11te Kranken[g].
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[539/0558] mal, ſie ſprang auf, und konnte ſich nicht erhalten. Sie ſprach ſehr viel irre. Das Fieber war uͤberaus heftig. In derſelben Nacht ſchwitzte ſie durchaus warm. Das Fieber verließ ſie, und ſie ſchlief. Sie beſann ſich wieder auf alles, und die Krankheit brach ſich. Um den vierten Tag ließ ſie ſchwarzen, duͤn- nen Urin, der meiſtens eine abgerundete Wolke in ſich enthielte, und ſich doch nicht ſetzte. Um die Kriſts herum brach ihre Reinigung reichlich aus.〟 *) Wer ſieht nicht die Aehnlichkeit in dem Weſentlichen dieſer Hippokratiſchen Krankengeſchichte mit der meinigen? — Gerade dieſes hatte auch ſtatt in der erſten Kran- kengeſchichte des Sim. Herz. Nachdem die Natur einige Male nur unvollſtaͤndige Entſcheidungen zu Stan- de gebracht hatte, weßwegen immer Ruͤckfaͤlle ent- ſtanden, bekam die Kranke den 31ten Tag in der Nacht einen Schauer und hatte Fieber, worauf im Munde und an der Zunge kleine Geſchwuͤre zum Vor- ſchein kamen. Obſchon das Fieber und die uͤbrigen Zufaͤlle jetzt nicht ganz nachließen, ſo wurden ſie doch gelinder, und dauerten bis den fuͤnf und vierzigſten Tag ſo fort. — (Man bemerke hier die Vorboten einer zu erwartenden zwar gewaltthaͤtigen aber guten Entſcheidung.) — In der Nacht des fuͤnf und vierzigſten wurde das Fieber heftiger mit Irre- ſeyn und andern ſchweren Nervenunordnungen. Sie ſprach allerley verwirrtes und laͤcherliches Zeug, und waͤlzte und warf ſich umher, und zupfte an der Bett- decke. Endlich fieng ſie an allen Gliedern zu zittern an, *) 3tes Buch v. d. Landſ. 3ter Abſch. 11te Krankeng.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/558>, abgerufen am 24.11.2024.