Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

cken in die Höhe, wankt ungestaltet einher; hängt den
Kopf und die Ohren; die Augen sind trüb, schmuzig,
triefend; es wird von Krämpfen und Zuckungen be-
fallen, dreht sich im Kreise, lauft überall an, oder
macht sonst höchst unruhige, vor Schmerz verzweifelte
Geberden, und stirbt kraftlos unter Zuckungen. O-
der wird mit Fleischspeisen, Fleischbrühen, mit gelin-
den schleimzerschneidenden und schleimabführenden Ar-
zeneyen oder solchen Brechmitteln weit glücklicher ge-
heilt, als mittelst der sogenannten wurmtreibenden
Mitteln, welche nicht selten eben so, wie Milch- und
Mehlspeisen den Tod befördern. Bey der Oeffnung
habe ich leicht entzündete Gedärme, in deren Häute
eingeborte 4 bis 5 Zoll lange, harte, an beyden En-
den zugespitzte Würmer, Madenwürmer, Bandwür-
mer u. d. gl.; in den Hirnhöhlen ergossenes Wasser;
im Gekröse verhärtete, theils hohle, theils mit einer
kalkichten oder käsigten Materie angefüllte, theils ver-
eiterte Drüsen gefunden; lauter Erscheinungen, die
man alle Tage bey Kindern in der nämlichen Krank-
heit beobachten kann. -- Zu Ende des fünften Monates
wechselt der Hund so, wie der Mensch zu Ende des sieben-
ten Jahres die Zähne, und gleichwiewährend dem Zahnen
das Kind mit den Fingern im Mund stört, so nagt er
an Holz, Knochen und den Pfoten. -- Kurz vor der Zeit
der Mannbarkeit äussert sich bey ihm, so wie beym
Jüngling, das stärkste Wachsthum; im Alter wird er
zahnlos, triefaugicht; aus den Zeugungstheilen trö-
pfelt eine gelbe, dicke Feuchtigkeit; die ganze Ober-
fläche des Körpers wird mit einen schuppichten, ro-

then

cken in die Hoͤhe, wankt ungeſtaltet einher; haͤngt den
Kopf und die Ohren; die Augen ſind truͤb, ſchmuzig,
triefend; es wird von Kraͤmpfen und Zuckungen be-
fallen, dreht ſich im Kreiſe, lauft uͤberall an, oder
macht ſonſt hoͤchſt unruhige, vor Schmerz verzweifelte
Geberden, und ſtirbt kraftlos unter Zuckungen. O-
der wird mit Fleiſchſpeiſen, Fleiſchbruͤhen, mit gelin-
den ſchleimzerſchneidenden und ſchleimabfuͤhrenden Ar-
zeneyen oder ſolchen Brechmitteln weit gluͤcklicher ge-
heilt, als mittelſt der ſogenannten wurmtreibenden
Mitteln, welche nicht ſelten eben ſo, wie Milch- und
Mehlſpeiſen den Tod befoͤrdern. Bey der Oeffnung
habe ich leicht entzuͤndete Gedaͤrme, in deren Haͤute
eingeborte 4 bis 5 Zoll lange, harte, an beyden En-
den zugeſpitzte Wuͤrmer, Madenwuͤrmer, Bandwuͤr-
mer u. d. gl.; in den Hirnhoͤhlen ergoſſenes Waſſer;
im Gekroͤſe verhaͤrtete, theils hohle, theils mit einer
kalkichten oder kaͤſigten Materie angefuͤllte, theils ver-
eiterte Druͤſen gefunden; lauter Erſcheinungen, die
man alle Tage bey Kindern in der naͤmlichen Krank-
heit beobachten kann. — Zu Ende des fuͤnften Monates
wechſelt der Hund ſo, wie der Menſch zu Ende des ſieben-
ten Jahres die Zaͤhne, und gleichwiewaͤhrend dem Zahnen
das Kind mit den Fingern im Mund ſtoͤrt, ſo nagt er
an Holz, Knochen und den Pfoten. — Kurz vor der Zeit
der Mannbarkeit aͤuſſert ſich bey ihm, ſo wie beym
Juͤngling, das ſtaͤrkſte Wachsthum; im Alter wird er
zahnlos, triefaugicht; aus den Zeugungstheilen troͤ-
pfelt eine gelbe, dicke Feuchtigkeit; die ganze Ober-
flaͤche des Koͤrpers wird mit einen ſchuppichten, ro-

then
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0053" n="34"/>
cken in die Ho&#x0364;he, wankt unge&#x017F;taltet einher; ha&#x0364;ngt den<lb/>
Kopf und die Ohren; die Augen &#x017F;ind tru&#x0364;b, &#x017F;chmuzig,<lb/>
triefend; es wird von Kra&#x0364;mpfen und Zuckungen be-<lb/>
fallen, dreht &#x017F;ich im Krei&#x017F;e, lauft u&#x0364;berall an, oder<lb/>
macht &#x017F;on&#x017F;t ho&#x0364;ch&#x017F;t unruhige, vor Schmerz verzweifelte<lb/>
Geberden, und &#x017F;tirbt kraftlos unter Zuckungen. O-<lb/>
der wird mit Flei&#x017F;ch&#x017F;pei&#x017F;en, Flei&#x017F;chbru&#x0364;hen, mit gelin-<lb/>
den &#x017F;chleimzer&#x017F;chneidenden und &#x017F;chleimabfu&#x0364;hrenden Ar-<lb/>
zeneyen oder &#x017F;olchen Brechmitteln weit glu&#x0364;cklicher ge-<lb/>
heilt, als mittel&#x017F;t der &#x017F;ogenannten wurmtreibenden<lb/>
Mitteln, welche nicht &#x017F;elten eben &#x017F;o, wie Milch- und<lb/>
Mehl&#x017F;pei&#x017F;en den Tod befo&#x0364;rdern. Bey der Oeffnung<lb/>
habe ich leicht entzu&#x0364;ndete Geda&#x0364;rme, in deren Ha&#x0364;ute<lb/>
eingeborte 4 bis 5 Zoll lange, harte, an beyden En-<lb/>
den zuge&#x017F;pitzte Wu&#x0364;rmer, Madenwu&#x0364;rmer, Bandwu&#x0364;r-<lb/>
mer u. d. gl.; in den Hirnho&#x0364;hlen ergo&#x017F;&#x017F;enes Wa&#x017F;&#x017F;er;<lb/>
im Gekro&#x0364;&#x017F;e verha&#x0364;rtete, theils hohle, theils mit einer<lb/>
kalkichten oder ka&#x0364;&#x017F;igten Materie angefu&#x0364;llte, theils ver-<lb/>
eiterte Dru&#x0364;&#x017F;en gefunden; lauter Er&#x017F;cheinungen, die<lb/>
man alle Tage bey Kindern in der na&#x0364;mlichen Krank-<lb/>
heit beobachten kann. &#x2014; Zu Ende des fu&#x0364;nften Monates<lb/>
wech&#x017F;elt der Hund &#x017F;o, wie der Men&#x017F;ch zu Ende des &#x017F;ieben-<lb/>
ten Jahres die Za&#x0364;hne, und gleichwiewa&#x0364;hrend dem Zahnen<lb/>
das Kind mit den Fingern im Mund &#x017F;to&#x0364;rt, &#x017F;o nagt er<lb/>
an Holz, Knochen und den Pfoten. &#x2014; Kurz vor der Zeit<lb/>
der Mannbarkeit a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert &#x017F;ich bey ihm, &#x017F;o wie beym<lb/>
Ju&#x0364;ngling, das &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;te Wachsthum; im Alter wird er<lb/>
zahnlos, triefaugicht; aus den Zeugungstheilen tro&#x0364;-<lb/>
pfelt eine gelbe, dicke Feuchtigkeit; die ganze Ober-<lb/>
fla&#x0364;che des Ko&#x0364;rpers wird mit einen &#x017F;chuppichten, ro-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">then</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0053] cken in die Hoͤhe, wankt ungeſtaltet einher; haͤngt den Kopf und die Ohren; die Augen ſind truͤb, ſchmuzig, triefend; es wird von Kraͤmpfen und Zuckungen be- fallen, dreht ſich im Kreiſe, lauft uͤberall an, oder macht ſonſt hoͤchſt unruhige, vor Schmerz verzweifelte Geberden, und ſtirbt kraftlos unter Zuckungen. O- der wird mit Fleiſchſpeiſen, Fleiſchbruͤhen, mit gelin- den ſchleimzerſchneidenden und ſchleimabfuͤhrenden Ar- zeneyen oder ſolchen Brechmitteln weit gluͤcklicher ge- heilt, als mittelſt der ſogenannten wurmtreibenden Mitteln, welche nicht ſelten eben ſo, wie Milch- und Mehlſpeiſen den Tod befoͤrdern. Bey der Oeffnung habe ich leicht entzuͤndete Gedaͤrme, in deren Haͤute eingeborte 4 bis 5 Zoll lange, harte, an beyden En- den zugeſpitzte Wuͤrmer, Madenwuͤrmer, Bandwuͤr- mer u. d. gl.; in den Hirnhoͤhlen ergoſſenes Waſſer; im Gekroͤſe verhaͤrtete, theils hohle, theils mit einer kalkichten oder kaͤſigten Materie angefuͤllte, theils ver- eiterte Druͤſen gefunden; lauter Erſcheinungen, die man alle Tage bey Kindern in der naͤmlichen Krank- heit beobachten kann. — Zu Ende des fuͤnften Monates wechſelt der Hund ſo, wie der Menſch zu Ende des ſieben- ten Jahres die Zaͤhne, und gleichwiewaͤhrend dem Zahnen das Kind mit den Fingern im Mund ſtoͤrt, ſo nagt er an Holz, Knochen und den Pfoten. — Kurz vor der Zeit der Mannbarkeit aͤuſſert ſich bey ihm, ſo wie beym Juͤngling, das ſtaͤrkſte Wachsthum; im Alter wird er zahnlos, triefaugicht; aus den Zeugungstheilen troͤ- pfelt eine gelbe, dicke Feuchtigkeit; die ganze Ober- flaͤche des Koͤrpers wird mit einen ſchuppichten, ro- then

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der erste Band von Franz Joseph Galls "Philosophi… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/53
Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/53>, abgerufen am 06.05.2024.