Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

schlimm, wenn er bey diesen regelmäßig, als wenn
er bey andern unregelmäßig und aussetzend wird. In
Rücksicht der Mattigkeit nehmen die Kranken auch ei-
nen großen Unterschied wahr; einige klagen zwar über
Mattigkeit der Glieder; dennoch bewegen sie sich ganz
frey; andere liegen niedergeschlagen, traurig da,
verlangen Ruhe, und bewegen sich mit vieler Beschwer-
de; indeßen richten sie sich noch auf, und gehen noch
manchmal ohne Unterstützung; andere liegen immer-
während auf dem Rücken, sie können weder den Kopf
noch die Glieder bewegen, das Maul nicht geschlos-
sen halten, noch reden; sie schurren zu den Füssen
herab, und legt man sie auf die Seite, so fällt der
Körper wieder durch seine eigne Schwere auf dem
Rücken. Viele sind gewohnt mit halbgeschloßnen Au-
gen zu schlafen; oder sie liegen gewöhnlich auf dem
Rücken mit offenem Munde, weßwegen die Zunge,
die Lippen und der Hals, ohne das geringste zu bedeu-
ten, sehr trocken und mißfärbig seyn können. Die
Winde und andere Ausleerungen gallichter Leute stin-
ken immer mehr, als jene der schleimichten; bey Grei-
sen verliert oft der Puls bis zum letzten Athem seine
Härte nicht u. s. w. Von allen diesen zufälligen Un-
terschieden werde ich im 3ten Kapitel umständlich han-
deln. Nur dieses muß ich noch anmerken, daß diese
Zeichen eben so wie die obigen vom allgemeinen Un-
vermögen selten geschickt sind, den Arzt auf eine be-
stimmte Vorherkündigung, oder auf eine bestimmte
sichere Heilart zu führen. Folgende Bemerkungen

wer-

ſchlimm, wenn er bey dieſen regelmaͤßig, als wenn
er bey andern unregelmaͤßig und ausſetzend wird. In
Ruͤckſicht der Mattigkeit nehmen die Kranken auch ei-
nen großen Unterſchied wahr; einige klagen zwar uͤber
Mattigkeit der Glieder; dennoch bewegen ſie ſich ganz
frey; andere liegen niedergeſchlagen, traurig da,
verlangen Ruhe, und bewegen ſich mit vieler Beſchwer-
de; indeßen richten ſie ſich noch auf, und gehen noch
manchmal ohne Unterſtuͤtzung; andere liegen immer-
waͤhrend auf dem Ruͤcken, ſie koͤnnen weder den Kopf
noch die Glieder bewegen, das Maul nicht geſchloſ-
ſen halten, noch reden; ſie ſchurren zu den Fuͤſſen
herab, und legt man ſie auf die Seite, ſo faͤllt der
Koͤrper wieder durch ſeine eigne Schwere auf dem
Ruͤcken. Viele ſind gewohnt mit halbgeſchloßnen Au-
gen zu ſchlafen; oder ſie liegen gewoͤhnlich auf dem
Ruͤcken mit offenem Munde, weßwegen die Zunge,
die Lippen und der Hals, ohne das geringſte zu bedeu-
ten, ſehr trocken und mißfaͤrbig ſeyn koͤnnen. Die
Winde und andere Ausleerungen gallichter Leute ſtin-
ken immer mehr, als jene der ſchleimichten; bey Grei-
ſen verliert oft der Puls bis zum letzten Athem ſeine
Haͤrte nicht u. ſ. w. Von allen dieſen zufaͤlligen Un-
terſchieden werde ich im 3ten Kapitel umſtaͤndlich han-
deln. Nur dieſes muß ich noch anmerken, daß dieſe
Zeichen eben ſo wie die obigen vom allgemeinen Un-
vermoͤgen ſelten geſchickt ſind, den Arzt auf eine be-
ſtimmte Vorherkuͤndigung, oder auf eine beſtimmte
ſichere Heilart zu fuͤhren. Folgende Bemerkungen

wer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0450" n="431"/>
&#x017F;chlimm, wenn er bey die&#x017F;en regelma&#x0364;ßig, als wenn<lb/>
er bey andern unregelma&#x0364;ßig und aus&#x017F;etzend wird. In<lb/>
Ru&#x0364;ck&#x017F;icht der Mattigkeit nehmen die Kranken auch ei-<lb/>
nen großen Unter&#x017F;chied wahr; einige klagen zwar u&#x0364;ber<lb/>
Mattigkeit der Glieder; dennoch bewegen &#x017F;ie &#x017F;ich ganz<lb/>
frey; andere liegen niederge&#x017F;chlagen, traurig da,<lb/>
verlangen Ruhe, und bewegen &#x017F;ich mit vieler Be&#x017F;chwer-<lb/>
de; indeßen richten &#x017F;ie &#x017F;ich noch auf, und gehen noch<lb/>
manchmal ohne Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung; andere liegen immer-<lb/>
wa&#x0364;hrend auf dem Ru&#x0364;cken, &#x017F;ie ko&#x0364;nnen weder den Kopf<lb/>
noch die Glieder bewegen, das Maul nicht ge&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en halten, noch reden; &#x017F;ie &#x017F;churren zu den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
herab, und legt man &#x017F;ie auf die Seite, &#x017F;o fa&#x0364;llt der<lb/>
Ko&#x0364;rper wieder durch &#x017F;eine eigne Schwere auf dem<lb/>
Ru&#x0364;cken. Viele &#x017F;ind gewohnt mit halbge&#x017F;chloßnen Au-<lb/>
gen zu &#x017F;chlafen; oder &#x017F;ie liegen gewo&#x0364;hnlich auf dem<lb/>
Ru&#x0364;cken mit offenem Munde, weßwegen die Zunge,<lb/>
die Lippen und der Hals, ohne das gering&#x017F;te zu bedeu-<lb/>
ten, &#x017F;ehr trocken und mißfa&#x0364;rbig &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen. Die<lb/>
Winde und andere Ausleerungen gallichter Leute &#x017F;tin-<lb/>
ken immer mehr, als jene der &#x017F;chleimichten; bey Grei-<lb/>
&#x017F;en verliert oft der Puls bis zum letzten Athem &#x017F;eine<lb/>
Ha&#x0364;rte nicht u. &#x017F;. w. Von allen die&#x017F;en zufa&#x0364;lligen Un-<lb/>
ter&#x017F;chieden werde ich im 3ten Kapitel um&#x017F;ta&#x0364;ndlich han-<lb/>
deln. Nur die&#x017F;es muß ich noch anmerken, daß die&#x017F;e<lb/>
Zeichen eben &#x017F;o wie die obigen vom allgemeinen Un-<lb/>
vermo&#x0364;gen &#x017F;elten ge&#x017F;chickt &#x017F;ind, den Arzt auf eine be-<lb/>
&#x017F;timmte Vorherku&#x0364;ndigung, oder auf eine be&#x017F;timmte<lb/>
&#x017F;ichere Heilart zu fu&#x0364;hren. Folgende Bemerkungen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wer-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0450] ſchlimm, wenn er bey dieſen regelmaͤßig, als wenn er bey andern unregelmaͤßig und ausſetzend wird. In Ruͤckſicht der Mattigkeit nehmen die Kranken auch ei- nen großen Unterſchied wahr; einige klagen zwar uͤber Mattigkeit der Glieder; dennoch bewegen ſie ſich ganz frey; andere liegen niedergeſchlagen, traurig da, verlangen Ruhe, und bewegen ſich mit vieler Beſchwer- de; indeßen richten ſie ſich noch auf, und gehen noch manchmal ohne Unterſtuͤtzung; andere liegen immer- waͤhrend auf dem Ruͤcken, ſie koͤnnen weder den Kopf noch die Glieder bewegen, das Maul nicht geſchloſ- ſen halten, noch reden; ſie ſchurren zu den Fuͤſſen herab, und legt man ſie auf die Seite, ſo faͤllt der Koͤrper wieder durch ſeine eigne Schwere auf dem Ruͤcken. Viele ſind gewohnt mit halbgeſchloßnen Au- gen zu ſchlafen; oder ſie liegen gewoͤhnlich auf dem Ruͤcken mit offenem Munde, weßwegen die Zunge, die Lippen und der Hals, ohne das geringſte zu bedeu- ten, ſehr trocken und mißfaͤrbig ſeyn koͤnnen. Die Winde und andere Ausleerungen gallichter Leute ſtin- ken immer mehr, als jene der ſchleimichten; bey Grei- ſen verliert oft der Puls bis zum letzten Athem ſeine Haͤrte nicht u. ſ. w. Von allen dieſen zufaͤlligen Un- terſchieden werde ich im 3ten Kapitel umſtaͤndlich han- deln. Nur dieſes muß ich noch anmerken, daß dieſe Zeichen eben ſo wie die obigen vom allgemeinen Un- vermoͤgen ſelten geſchickt ſind, den Arzt auf eine be- ſtimmte Vorherkuͤndigung, oder auf eine beſtimmte ſichere Heilart zu fuͤhren. Folgende Bemerkungen wer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der erste Band von Franz Joseph Galls "Philosophi… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/450
Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/450>, abgerufen am 18.05.2024.