was ihm schmeckt und was er verdauet -- in kurzer Zeit zur Schande des Arztes, der ihn für unheilbar erklärte, seine Gesundheit in eben dem Maaße wieder erhält, als er an Kräften zunimmt.
Darinn liegt auch der Grund, warum Pfuscher, Marktschreyer, Juden, Bartscheerer, Mönche und alte Weiber nicht selten vermittelst einer nahrhaften Sulze, Suppe, u. d. gl. Kuren zu Stande bringen, welche die Büchsen der Apotheker umsonst erschöpft hatten. Van Swieten erzählt das Beyspiel eines vierzigjährigen Mannes, der in dem mittlern, innern und untern Theile des rechten Armes mit dem Degen verwundet wurde. Man hemmte den Blutfluß durch zusammenziehende Dinge und eine starke Unterbindung. Aber es kam ein anhaltendes, brennendes Fieber mit immerwährender Schlaflosigkeit hiezu. Der kalte Brand hatte in kurzer Zeit alles bis auf den Ellenbo- gen zerstöhrt, ja es war schon der inwendige Theil des Armes bis zur Schulter hinauf brandig, und selbst das Armbein lag, vier Zolle von der Schulter, ent- blößet da, weil alles Fleisch verfaulet war. Das Fieber begleiteten Bangigkeiten, die Wangen waren bleyfärbig, der Puls schwach und wankend, die Wund- ärzte getraueten sich nicht mehr, den Arm abzunehmen. Indessen kömmt ein altes Weib; reibet den Arm mit einer Salbe, bindet ihn ein; giebt dem Kranken recht nahrhafte Speisen und den besten Wein. Schon nach vier und zwanzig Stunden fieng das Abgestorbene von dem Lebenden sich zu trennen an; das Weib setzte ihre Heilart fort, und das Uebel besserte sich alle Ta-
ge,
was ihm ſchmeckt und was er verdauet — in kurzer Zeit zur Schande des Arztes, der ihn fuͤr unheilbar erklaͤrte, ſeine Geſundheit in eben dem Maaße wieder erhaͤlt, als er an Kraͤften zunimmt.
Darinn liegt auch der Grund, warum Pfuſcher, Marktſchreyer, Juden, Bartſcheerer, Moͤnche und alte Weiber nicht ſelten vermittelſt einer nahrhaften Sulze, Suppe, u. d. gl. Kuren zu Stande bringen, welche die Buͤchſen der Apotheker umſonſt erſchoͤpft hatten. Van Swieten erzaͤhlt das Beyſpiel eines vierzigjaͤhrigen Mannes, der in dem mittlern, innern und untern Theile des rechten Armes mit dem Degen verwundet wurde. Man hemmte den Blutfluß durch zuſammenziehende Dinge und eine ſtarke Unterbindung. Aber es kam ein anhaltendes, brennendes Fieber mit immerwaͤhrender Schlafloſigkeit hiezu. Der kalte Brand hatte in kurzer Zeit alles bis auf den Ellenbo- gen zerſtoͤhrt, ja es war ſchon der inwendige Theil des Armes bis zur Schulter hinauf brandig, und ſelbſt das Armbein lag, vier Zolle von der Schulter, ent- bloͤßet da, weil alles Fleiſch verfaulet war. Das Fieber begleiteten Bangigkeiten, die Wangen waren bleyfaͤrbig, der Puls ſchwach und wankend, die Wund- aͤrzte getraueten ſich nicht mehr, den Arm abzunehmen. Indeſſen koͤmmt ein altes Weib; reibet den Arm mit einer Salbe, bindet ihn ein; giebt dem Kranken recht nahrhafte Speiſen und den beſten Wein. Schon nach vier und zwanzig Stunden fieng das Abgeſtorbene von dem Lebenden ſich zu trennen an; das Weib ſetzte ihre Heilart fort, und das Uebel beſſerte ſich alle Ta-
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was ihm ſchmeckt und was er verdauet — in kurzer
Zeit zur Schande des Arztes, der ihn fuͤr unheilbar
erklaͤrte, ſeine Geſundheit in eben dem Maaße wieder
erhaͤlt, als er an Kraͤften zunimmt.
Darinn liegt auch der Grund, warum Pfuſcher,
Marktſchreyer, Juden, Bartſcheerer, Moͤnche und
alte Weiber nicht ſelten vermittelſt einer nahrhaften
Sulze, Suppe, u. d. gl. Kuren zu Stande bringen,
welche die Buͤchſen der Apotheker umſonſt erſchoͤpft
hatten. Van Swieten erzaͤhlt das Beyſpiel eines
vierzigjaͤhrigen Mannes, der in dem mittlern, innern
und untern Theile des rechten Armes mit dem Degen
verwundet wurde. Man hemmte den Blutfluß durch
zuſammenziehende Dinge und eine ſtarke Unterbindung.
Aber es kam ein anhaltendes, brennendes Fieber mit
immerwaͤhrender Schlafloſigkeit hiezu. Der kalte
Brand hatte in kurzer Zeit alles bis auf den Ellenbo-
gen zerſtoͤhrt, ja es war ſchon der inwendige Theil des
Armes bis zur Schulter hinauf brandig, und ſelbſt
das Armbein lag, vier Zolle von der Schulter, ent-
bloͤßet da, weil alles Fleiſch verfaulet war. Das
Fieber begleiteten Bangigkeiten, die Wangen waren
bleyfaͤrbig, der Puls ſchwach und wankend, die Wund-
aͤrzte getraueten ſich nicht mehr, den Arm abzunehmen.
Indeſſen koͤmmt ein altes Weib; reibet den Arm mit
einer Salbe, bindet ihn ein; giebt dem Kranken recht
nahrhafte Speiſen und den beſten Wein. Schon nach
vier und zwanzig Stunden fieng das Abgeſtorbene
von dem Lebenden ſich zu trennen an; das Weib ſetzte
ihre Heilart fort, und das Uebel beſſerte ſich alle Ta-
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/435>, abgerufen am 21.11.2024.
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