er Boratschensaft, einen Eibischabsud und warme Um- schläge. In der folgenden Nacht ereignete sich ein guter Schweiß, und am andern Morgen war der Sei- tenstich beynahe verschwunden, und das Fieber sehr mäßig. Jetzt gab er ein Loth Manna mit vier Loth frischem Mandelöl; nach zwey bis drey Tagen befand sich der Kranke fast eben so stark, als er vor der Krankheit war. -- -- Ein junger, starker, lebhaf- ter Mensch, der einen sehr heftigen Seitenstich hatte, und dem schon viermal Blut abgezapft worden war, wurde am sechsten Tage unruhiger, ängstlicher, der Aderschlag wurde geschnürter und der Schmerz hefti- ger. An der Haut aber bemerkte man eine Erschlap- pung und Feuchtigkeit, da sie bisher sehr trocken und dürre war. Dieses zeigte die annäherende Entschei- dung an. In der Nacht zwischen dem sechsten und siebenten schwitzte der Kranke, worauf sich alle Zu- fälle verloren; zwey Tage nachher war er bis auf ei- ne unbeträchtliche Schwachheit vollkommen hergestellt.
Kathrine Alt, eine starke, dicke Frau, welche sehr dem Wein ergeben war, bekam im Hor- nung 1788 gählings heftige Schmerzen im Unterlei- be; diese Schmerzen hielten unausgesetzt an; wurden von Zeit zu Zeit heftiger, und ertrugen nicht die gering- ste Bedeckung. Das Fieber war heftig, der Puls klein und geschwind; der Abgang des Harns und des Stuhles verstopft; nebst allen übrigen Zeichen einer heftigen Entzündung der Gedärme. Ich verordnete eine reichliche Aderläße; ließ die Bettdecke durch Rei- fe in die Höhe halten, und füllte das ganze Bett mit
einem
A a 2
er Boratſchenſaft, einen Eibiſchabſud und warme Um- ſchlaͤge. In der folgenden Nacht ereignete ſich ein guter Schweiß, und am andern Morgen war der Sei- tenſtich beynahe verſchwunden, und das Fieber ſehr maͤßig. Jetzt gab er ein Loth Manna mit vier Loth friſchem Mandeloͤl; nach zwey bis drey Tagen befand ſich der Kranke faſt eben ſo ſtark, als er vor der Krankheit war. — — Ein junger, ſtarker, lebhaf- ter Menſch, der einen ſehr heftigen Seitenſtich hatte, und dem ſchon viermal Blut abgezapft worden war, wurde am ſechſten Tage unruhiger, aͤngſtlicher, der Aderſchlag wurde geſchnuͤrter und der Schmerz hefti- ger. An der Haut aber bemerkte man eine Erſchlap- pung und Feuchtigkeit, da ſie bisher ſehr trocken und duͤrre war. Dieſes zeigte die annaͤherende Entſchei- dung an. In der Nacht zwiſchen dem ſechſten und ſiebenten ſchwitzte der Kranke, worauf ſich alle Zu- faͤlle verloren; zwey Tage nachher war er bis auf ei- ne unbetraͤchtliche Schwachheit vollkommen hergeſtellt.
Kathrine Alt, eine ſtarke, dicke Frau, welche ſehr dem Wein ergeben war, bekam im Hor- nung 1788 gaͤhlings heftige Schmerzen im Unterlei- be; dieſe Schmerzen hielten unausgeſetzt an; wurden von Zeit zu Zeit heftiger, und ertrugen nicht die gering- ſte Bedeckung. Das Fieber war heftig, der Puls klein und geſchwind; der Abgang des Harns und des Stuhles verſtopft; nebſt allen uͤbrigen Zeichen einer heftigen Entzuͤndung der Gedaͤrme. Ich verordnete eine reichliche Aderlaͤße; ließ die Bettdecke durch Rei- fe in die Hoͤhe halten, und fuͤllte das ganze Bett mit
einem
A a 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0390"n="371"/>
er Boratſchenſaft, einen Eibiſchabſud und warme Um-<lb/>ſchlaͤge. In der folgenden Nacht ereignete ſich ein<lb/>
guter Schweiß, und am andern Morgen war der Sei-<lb/>
tenſtich beynahe verſchwunden, und das Fieber ſehr<lb/>
maͤßig. Jetzt gab er ein Loth Manna mit vier Loth<lb/>
friſchem Mandeloͤl; nach zwey bis drey Tagen befand<lb/>ſich der Kranke faſt eben ſo ſtark, als er vor der<lb/>
Krankheit war. —— Ein junger, ſtarker, lebhaf-<lb/>
ter Menſch, der einen ſehr heftigen Seitenſtich hatte,<lb/>
und dem ſchon viermal Blut abgezapft worden war,<lb/>
wurde am ſechſten Tage unruhiger, aͤngſtlicher, der<lb/>
Aderſchlag wurde geſchnuͤrter und der Schmerz hefti-<lb/>
ger. An der Haut aber bemerkte man eine Erſchlap-<lb/>
pung und Feuchtigkeit, da ſie bisher ſehr trocken und<lb/>
duͤrre war. Dieſes zeigte die annaͤherende Entſchei-<lb/>
dung an. In der Nacht zwiſchen dem ſechſten und<lb/>ſiebenten ſchwitzte der Kranke, worauf ſich alle Zu-<lb/>
faͤlle verloren; zwey Tage nachher war er bis auf ei-<lb/>
ne unbetraͤchtliche Schwachheit vollkommen hergeſtellt.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Kathrine Alt</hi>, eine ſtarke, dicke Frau,<lb/>
welche ſehr dem Wein ergeben war, bekam im Hor-<lb/>
nung 1788 gaͤhlings heftige Schmerzen im Unterlei-<lb/>
be; dieſe Schmerzen hielten unausgeſetzt an; wurden<lb/>
von Zeit zu Zeit heftiger, und ertrugen nicht die gering-<lb/>ſte Bedeckung. Das Fieber war heftig, der Puls<lb/>
klein und geſchwind; der Abgang des Harns und des<lb/>
Stuhles verſtopft; nebſt allen uͤbrigen Zeichen einer<lb/>
heftigen Entzuͤndung der Gedaͤrme. Ich verordnete<lb/>
eine reichliche Aderlaͤße; ließ die Bettdecke durch Rei-<lb/>
fe in die Hoͤhe halten, und fuͤllte das ganze Bett mit<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">einem</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[371/0390]
er Boratſchenſaft, einen Eibiſchabſud und warme Um-
ſchlaͤge. In der folgenden Nacht ereignete ſich ein
guter Schweiß, und am andern Morgen war der Sei-
tenſtich beynahe verſchwunden, und das Fieber ſehr
maͤßig. Jetzt gab er ein Loth Manna mit vier Loth
friſchem Mandeloͤl; nach zwey bis drey Tagen befand
ſich der Kranke faſt eben ſo ſtark, als er vor der
Krankheit war. — — Ein junger, ſtarker, lebhaf-
ter Menſch, der einen ſehr heftigen Seitenſtich hatte,
und dem ſchon viermal Blut abgezapft worden war,
wurde am ſechſten Tage unruhiger, aͤngſtlicher, der
Aderſchlag wurde geſchnuͤrter und der Schmerz hefti-
ger. An der Haut aber bemerkte man eine Erſchlap-
pung und Feuchtigkeit, da ſie bisher ſehr trocken und
duͤrre war. Dieſes zeigte die annaͤherende Entſchei-
dung an. In der Nacht zwiſchen dem ſechſten und
ſiebenten ſchwitzte der Kranke, worauf ſich alle Zu-
faͤlle verloren; zwey Tage nachher war er bis auf ei-
ne unbetraͤchtliche Schwachheit vollkommen hergeſtellt.
Kathrine Alt, eine ſtarke, dicke Frau,
welche ſehr dem Wein ergeben war, bekam im Hor-
nung 1788 gaͤhlings heftige Schmerzen im Unterlei-
be; dieſe Schmerzen hielten unausgeſetzt an; wurden
von Zeit zu Zeit heftiger, und ertrugen nicht die gering-
ſte Bedeckung. Das Fieber war heftig, der Puls
klein und geſchwind; der Abgang des Harns und des
Stuhles verſtopft; nebſt allen uͤbrigen Zeichen einer
heftigen Entzuͤndung der Gedaͤrme. Ich verordnete
eine reichliche Aderlaͤße; ließ die Bettdecke durch Rei-
fe in die Hoͤhe halten, und fuͤllte das ganze Bett mit
einem
A a 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/390>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.