haftet gewesen wäre, oder sonst ein körperlich Ge- brechen an sich gehabt hätte: Auch sahen wir unter der grossen Menge derer, die wir nackt gesehen hat- ten, nicht das geringste von Ausschlägen der Haut, noch sonst eine Art von Merkmal, dergleichen Ge- schwüre oder Ausschläge hinter sich zu lassen pflegen. Ein anderer Beweis ihrer Gesundheit ist dieser, daß ihre Wunden so leicht heilen, wie sich theils aus den Narben der alten, theils aus dem guten Zustande derer, die während unsers Hierseyns erst frisch ge- macht waren, abnehmen ließ. Als wir den Mann wieder zu sehen bekamen, der mit einem Musketten- schuß durch die fleischichten Theile des Armes war verwundet worden, schien seine Wunde so gut dige- rirt, und ihrer vollkommenen Heilung so nahe zu seyn, daß, wenn wir nicht gewust hätten, daß nichts darauf gelegt worden war, wir uns gewiß sogleich mit der eifrigsten Wißbegierde nach den Wundkräutern und nach der Wundarzneykunde würden erkundiget ha- ben." -- In Othahiti sahen sie einen Mann, des- sen Gesicht durch einen Zufall ganz ausser aller natür- lichen Form gebracht worden war. Die Nase sammt ihren Beinen war vollkommen flach, und eine Backe und ein Auge waren dergestalt eingeschlagen, daß man eine Mannsfaust hineinlegen konnte; dennoch war kein Geschwür übrig geblieben. Ihr Reisgefährte Tupia war ehemals mit einem Speer, dessen Spitze aus der Gräte eines Stechrochens bestanden hatte, dergestalt durchbohrt worden, daß das Gewehr ihm in den Rücken eingedrungen, und vorne hart unter
der
haftet geweſen waͤre, oder ſonſt ein koͤrperlich Ge- brechen an ſich gehabt haͤtte: Auch ſahen wir unter der groſſen Menge derer, die wir nackt geſehen hat- ten, nicht das geringſte von Ausſchlaͤgen der Haut, noch ſonſt eine Art von Merkmal, dergleichen Ge- ſchwuͤre oder Ausſchlaͤge hinter ſich zu laſſen pflegen. Ein anderer Beweis ihrer Geſundheit iſt dieſer, daß ihre Wunden ſo leicht heilen, wie ſich theils aus den Narben der alten, theils aus dem guten Zuſtande derer, die waͤhrend unſers Hierſeyns erſt friſch ge- macht waren, abnehmen ließ. Als wir den Mann wieder zu ſehen bekamen, der mit einem Musketten- ſchuß durch die fleiſchichten Theile des Armes war verwundet worden, ſchien ſeine Wunde ſo gut dige- rirt, und ihrer vollkommenen Heilung ſo nahe zu ſeyn, daß, wenn wir nicht gewuſt haͤtten, daß nichts darauf gelegt worden war, wir uns gewiß ſogleich mit der eifrigſten Wißbegierde nach den Wundkraͤutern und nach der Wundarzneykunde wuͤrden erkundiget ha- ben.„ — In Othahiti ſahen ſie einen Mann, deſ- ſen Geſicht durch einen Zufall ganz auſſer aller natuͤr- lichen Form gebracht worden war. Die Naſe ſammt ihren Beinen war vollkommen flach, und eine Backe und ein Auge waren dergeſtalt eingeſchlagen, daß man eine Mannsfauſt hineinlegen konnte; dennoch war kein Geſchwuͤr uͤbrig geblieben. Ihr Reiſgefaͤhrte Tupia war ehemals mit einem Speer, deſſen Spitze aus der Graͤte eines Stechrochens beſtanden hatte, dergeſtalt durchbohrt worden, daß das Gewehr ihm in den Ruͤcken eingedrungen, und vorne hart unter
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0313"n="294"/>
haftet geweſen waͤre, oder ſonſt ein koͤrperlich Ge-<lb/>
brechen an ſich gehabt haͤtte: Auch ſahen wir unter<lb/>
der groſſen Menge derer, die wir nackt geſehen hat-<lb/>
ten, nicht das geringſte von Ausſchlaͤgen der Haut,<lb/>
noch ſonſt eine Art von Merkmal, dergleichen Ge-<lb/>ſchwuͤre oder Ausſchlaͤge hinter ſich zu laſſen pflegen.<lb/>
Ein anderer Beweis ihrer Geſundheit iſt dieſer, daß<lb/>
ihre Wunden ſo leicht heilen, wie ſich theils aus den<lb/>
Narben der alten, theils aus dem guten Zuſtande<lb/>
derer, die waͤhrend unſers Hierſeyns erſt friſch ge-<lb/>
macht waren, abnehmen ließ. Als wir den Mann<lb/>
wieder zu ſehen bekamen, der mit einem Musketten-<lb/>ſchuß durch die fleiſchichten Theile des Armes war<lb/>
verwundet worden, ſchien ſeine Wunde ſo gut dige-<lb/>
rirt, und ihrer vollkommenen Heilung ſo nahe zu ſeyn,<lb/>
daß, wenn wir nicht gewuſt haͤtten, daß nichts darauf<lb/>
gelegt worden war, wir uns gewiß ſogleich mit der<lb/>
eifrigſten Wißbegierde nach den Wundkraͤutern und<lb/>
nach der Wundarzneykunde wuͤrden erkundiget ha-<lb/>
ben.„— In Othahiti ſahen ſie einen Mann, deſ-<lb/>ſen Geſicht durch einen Zufall ganz auſſer aller natuͤr-<lb/>
lichen Form gebracht worden war. Die Naſe ſammt<lb/>
ihren Beinen war vollkommen flach, und eine Backe<lb/>
und ein Auge waren dergeſtalt eingeſchlagen, daß man<lb/>
eine Mannsfauſt hineinlegen konnte; dennoch war<lb/>
kein Geſchwuͤr uͤbrig geblieben. Ihr Reiſgefaͤhrte<lb/><hirendition="#fr">Tupia</hi> war ehemals mit einem Speer, deſſen Spitze<lb/>
aus der Graͤte eines Stechrochens beſtanden hatte,<lb/>
dergeſtalt durchbohrt worden, daß das Gewehr ihm<lb/>
in den Ruͤcken eingedrungen, und vorne hart unter<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[294/0313]
haftet geweſen waͤre, oder ſonſt ein koͤrperlich Ge-
brechen an ſich gehabt haͤtte: Auch ſahen wir unter
der groſſen Menge derer, die wir nackt geſehen hat-
ten, nicht das geringſte von Ausſchlaͤgen der Haut,
noch ſonſt eine Art von Merkmal, dergleichen Ge-
ſchwuͤre oder Ausſchlaͤge hinter ſich zu laſſen pflegen.
Ein anderer Beweis ihrer Geſundheit iſt dieſer, daß
ihre Wunden ſo leicht heilen, wie ſich theils aus den
Narben der alten, theils aus dem guten Zuſtande
derer, die waͤhrend unſers Hierſeyns erſt friſch ge-
macht waren, abnehmen ließ. Als wir den Mann
wieder zu ſehen bekamen, der mit einem Musketten-
ſchuß durch die fleiſchichten Theile des Armes war
verwundet worden, ſchien ſeine Wunde ſo gut dige-
rirt, und ihrer vollkommenen Heilung ſo nahe zu ſeyn,
daß, wenn wir nicht gewuſt haͤtten, daß nichts darauf
gelegt worden war, wir uns gewiß ſogleich mit der
eifrigſten Wißbegierde nach den Wundkraͤutern und
nach der Wundarzneykunde wuͤrden erkundiget ha-
ben.„ — In Othahiti ſahen ſie einen Mann, deſ-
ſen Geſicht durch einen Zufall ganz auſſer aller natuͤr-
lichen Form gebracht worden war. Die Naſe ſammt
ihren Beinen war vollkommen flach, und eine Backe
und ein Auge waren dergeſtalt eingeſchlagen, daß man
eine Mannsfauſt hineinlegen konnte; dennoch war
kein Geſchwuͤr uͤbrig geblieben. Ihr Reiſgefaͤhrte
Tupia war ehemals mit einem Speer, deſſen Spitze
aus der Graͤte eines Stechrochens beſtanden hatte,
dergeſtalt durchbohrt worden, daß das Gewehr ihm
in den Ruͤcken eingedrungen, und vorne hart unter
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/313>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.