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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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unschätzbare Denkmäler des menschlichen Scharfsinnes.
Wo die Natur durch ein gewaltsames Verfahren der
Kunst alle Augenblicke von ihrer Bahne abgeführt
wird, da ist es nicht möglich, ihre Weege kennen zu
lernen; und ohne diese Kenntniß wäre alles Bestre-
ben der neuern Heilkunde ein blindes Würfelspiel ge-
blieben. Aber bekannt mit dem Verlauf der Krank-
heiten, mit ihrer Gefahr und mit den Hilfsmitteln der
Natur, war es den Neuern nicht mehr so schwer, das
Heilgeschäft auf einen so hohen Grad von Vollkom-
menheit zu bringen, daß man mit Vertrauen von der
Zukunft erwarten kann, sie werde auch viele von den
uns noch unheilbaren Uebeln theils verhüten theils
überwinden lernen.

Zu allen Zeiten waren die Fieber die allge-
meinsten Feinde des menschlichen Geschlechtes. Vom
Krebs bis zum Steinbock, sagt Black, durch alle
Gegenden des Aequators, oder auf dem mittleren
heissen Striche der Erde sind Wechselfieber, aber vor
allen andern, nachlassende Fieber und Ruhren fast
die einzigen Krankheiten. Sie reiben, (sich selbst
überlassen) ganze Heere von Menschen auf. Während
der periodischen regnichten Jahrszeiten in den Wen-
dezirkeln, insonderheit da, wo sie mit Wäldern und
Morästen angefüllt sind, und an neuen noch unbe-
baueten Pflanzörtern verheeren diese Fieber oft wie
die Pest in Aegypten; und zuweilen tödten sie nach
einem oder zwey Anfällen, wenn sie nicht bald geho-
ben werden, den Arzt, den Richter, den Priester
schleunig nach einander bey ihren Besuchen. Sie raf-

fen

unſchaͤtzbare Denkmaͤler des menſchlichen Scharfſinnes.
Wo die Natur durch ein gewaltſames Verfahren der
Kunſt alle Augenblicke von ihrer Bahne abgefuͤhrt
wird, da iſt es nicht moͤglich, ihre Weege kennen zu
lernen; und ohne dieſe Kenntniß waͤre alles Beſtre-
ben der neuern Heilkunde ein blindes Wuͤrfelſpiel ge-
blieben. Aber bekannt mit dem Verlauf der Krank-
heiten, mit ihrer Gefahr und mit den Hilfsmitteln der
Natur, war es den Neuern nicht mehr ſo ſchwer, das
Heilgeſchaͤft auf einen ſo hohen Grad von Vollkom-
menheit zu bringen, daß man mit Vertrauen von der
Zukunft erwarten kann, ſie werde auch viele von den
uns noch unheilbaren Uebeln theils verhuͤten theils
uͤberwinden lernen.

Zu allen Zeiten waren die Fieber die allge-
meinſten Feinde des menſchlichen Geſchlechtes. Vom
Krebs bis zum Steinbock, ſagt Black, durch alle
Gegenden des Aequators, oder auf dem mittleren
heiſſen Striche der Erde ſind Wechſelfieber, aber vor
allen andern, nachlaſſende Fieber und Ruhren faſt
die einzigen Krankheiten. Sie reiben, (ſich ſelbſt
uͤberlaſſen) ganze Heere von Menſchen auf. Waͤhrend
der periodiſchen regnichten Jahrszeiten in den Wen-
dezirkeln, inſonderheit da, wo ſie mit Waͤldern und
Moraͤſten angefuͤllt ſind, und an neuen noch unbe-
baueten Pflanzoͤrtern verheeren dieſe Fieber oft wie
die Peſt in Aegypten; und zuweilen toͤdten ſie nach
einem oder zwey Anfaͤllen, wenn ſie nicht bald geho-
ben werden, den Arzt, den Richter, den Prieſter
ſchleunig nach einander bey ihren Beſuchen. Sie raf-

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[253/0272] unſchaͤtzbare Denkmaͤler des menſchlichen Scharfſinnes. Wo die Natur durch ein gewaltſames Verfahren der Kunſt alle Augenblicke von ihrer Bahne abgefuͤhrt wird, da iſt es nicht moͤglich, ihre Weege kennen zu lernen; und ohne dieſe Kenntniß waͤre alles Beſtre- ben der neuern Heilkunde ein blindes Wuͤrfelſpiel ge- blieben. Aber bekannt mit dem Verlauf der Krank- heiten, mit ihrer Gefahr und mit den Hilfsmitteln der Natur, war es den Neuern nicht mehr ſo ſchwer, das Heilgeſchaͤft auf einen ſo hohen Grad von Vollkom- menheit zu bringen, daß man mit Vertrauen von der Zukunft erwarten kann, ſie werde auch viele von den uns noch unheilbaren Uebeln theils verhuͤten theils uͤberwinden lernen. Zu allen Zeiten waren die Fieber die allge- meinſten Feinde des menſchlichen Geſchlechtes. Vom Krebs bis zum Steinbock, ſagt Black, durch alle Gegenden des Aequators, oder auf dem mittleren heiſſen Striche der Erde ſind Wechſelfieber, aber vor allen andern, nachlaſſende Fieber und Ruhren faſt die einzigen Krankheiten. Sie reiben, (ſich ſelbſt uͤberlaſſen) ganze Heere von Menſchen auf. Waͤhrend der periodiſchen regnichten Jahrszeiten in den Wen- dezirkeln, inſonderheit da, wo ſie mit Waͤldern und Moraͤſten angefuͤllt ſind, und an neuen noch unbe- baueten Pflanzoͤrtern verheeren dieſe Fieber oft wie die Peſt in Aegypten; und zuweilen toͤdten ſie nach einem oder zwey Anfaͤllen, wenn ſie nicht bald geho- ben werden, den Arzt, den Richter, den Prieſter ſchleunig nach einander bey ihren Beſuchen. Sie raf- fen

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/272>, abgerufen am 24.11.2024.