Faulsieber. Wassersuchten wurden manchmal durch einen wässerichten Ausfluß aus dem Nabel, den Fuß- knöcheln, durch wäßerichte Stühle, Speichelflüße, häu- fige Schweise gehoben. Hofmann sah heftige Zuckun- gen, die von Würmern verursacht wurden, durch ein Fieber; hypochrondrische Zufälle durch alle Arten von Wechselfiebern; Wassersucht mit Herzklopfen und Zittern, ja selbst die Brustwassersucht durch einen häu- figen Ausfluß einer wäßerichten Feuchtigkeit aus der Gebärmutter vergehen.*) Sogar Schlagflüße hat die Natur durch häufiges Geifern, durch Auswurf, Blutflüsse aus der Nase, und durch häufige Bauch- flüsse geheilt. Bey Mead wurde eine Bauchwasser- sucht durch den Wahnsinn, und ein hektisches Fieber ebenfalls durch einen frommen Wahnsinn, wodurch die Kräften zunahmen, und einer wirksamern Heilart Platz gemacht wurde, gehoben. Die viertägigen Wechselsieber, welche ehemals aller Kunst der Aerzte widerstanden, wurden sehr oft durch Kräze, Pocken, Frie- sel, Goldaderfluß, Speichelfluß, kleine Geschwüre der Lippen, durch Ruhren, Bauchflüsse, Gallen- krankheit (cholera) geheilt. Deswegen sagte Hel- mont vom Quartanfieber: Doctrinam academiarum, harumque promissa risui jam dudum exposuit tanquam vanas sine viribus nugas, atque luridas fabellas. Nam omnes academiarum potestates connexae tantumdem non possunt, quantum Natura absque illis, sua spon- te potest, atque facit.
§. 3
*)De opti[m]a naturae morbi[s] medendi methode.
O 2
Faulſieber. Waſſerſuchten wurden manchmal durch einen waͤſſerichten Ausfluß aus dem Nabel, den Fuß- knoͤcheln, durch waͤßerichte Stuͤhle, Speichelfluͤße, haͤu- fige Schweiſe gehoben. Hofmann ſah heftige Zuckun- gen, die von Wuͤrmern verurſacht wurden, durch ein Fieber; hypochrondriſche Zufaͤlle durch alle Arten von Wechſelfiebern; Waſſerſucht mit Herzklopfen und Zittern, ja ſelbſt die Bruſtwaſſerſucht durch einen haͤu- figen Ausfluß einer waͤßerichten Feuchtigkeit aus der Gebaͤrmutter vergehen.*) Sogar Schlagfluͤße hat die Natur durch haͤufiges Geifern, durch Auswurf, Blutfluͤſſe aus der Naſe, und durch haͤufige Bauch- fluͤſſe geheilt. Bey Mead wurde eine Bauchwaſſer- ſucht durch den Wahnſinn, und ein hektiſches Fieber ebenfalls durch einen frommen Wahnſinn, wodurch die Kraͤften zunahmen, und einer wirkſamern Heilart Platz gemacht wurde, gehoben. Die viertaͤgigen Wechſelſieber, welche ehemals aller Kunſt der Aerzte widerſtanden, wurden ſehr oft durch Kraͤze, Pocken, Frie- ſel, Goldaderfluß, Speichelfluß, kleine Geſchwuͤre der Lippen, durch Ruhren, Bauchfluͤſſe, Gallen- krankheit (cholera) geheilt. Deswegen ſagte Hel- mont vom Quartanfieber: Doctrinam academiarum, harumque promiſſa riſui jam dudum expoſuit tanquam vanas ſine viribus nugas, atque luridas fabellas. Nam omnes academiarum poteſtates connexæ tantumdem non poſſunt, quantum Natura absque illis, ſua ſpon- te poteſt, atque facit.
§. 3
*)De opti[m]a naturæ morbi[s] medendi methode.
O 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0230"n="211"/>
Faulſieber. Waſſerſuchten wurden manchmal durch<lb/>
einen waͤſſerichten Ausfluß aus dem Nabel, den Fuß-<lb/>
knoͤcheln, durch waͤßerichte Stuͤhle, Speichelfluͤße, haͤu-<lb/>
fige Schweiſe gehoben. <hirendition="#fr">Hofmann</hi>ſah heftige Zuckun-<lb/>
gen, die von Wuͤrmern verurſacht wurden, durch<lb/>
ein Fieber; hypochrondriſche Zufaͤlle durch alle Arten<lb/>
von Wechſelfiebern; Waſſerſucht mit Herzklopfen und<lb/>
Zittern, ja ſelbſt die Bruſtwaſſerſucht durch einen haͤu-<lb/>
figen Ausfluß einer waͤßerichten Feuchtigkeit aus der<lb/>
Gebaͤrmutter vergehen.<noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#aq">De opti<supplied>m</supplied>a naturæ morbi<supplied>s</supplied> medendi methode.</hi></note> Sogar Schlagfluͤße hat<lb/>
die Natur durch haͤufiges Geifern, durch Auswurf,<lb/>
Blutfluͤſſe aus der Naſe, und durch haͤufige Bauch-<lb/>
fluͤſſe geheilt. Bey <hirendition="#fr">Mead</hi> wurde eine Bauchwaſſer-<lb/>ſucht durch den Wahnſinn, und ein hektiſches Fieber<lb/>
ebenfalls durch einen frommen Wahnſinn, wodurch<lb/>
die Kraͤften zunahmen, und einer wirkſamern Heilart<lb/>
Platz gemacht wurde, gehoben. Die viertaͤgigen<lb/>
Wechſelſieber, welche ehemals aller Kunſt der Aerzte<lb/>
widerſtanden, wurden ſehr oft durch Kraͤze, Pocken, Frie-<lb/>ſel, Goldaderfluß, Speichelfluß, kleine Geſchwuͤre<lb/>
der Lippen, durch Ruhren, Bauchfluͤſſe, Gallen-<lb/>
krankheit <hirendition="#aq">(cholera)</hi> geheilt. Deswegen ſagte <hirendition="#fr">Hel-<lb/>
mont</hi> vom Quartanfieber: <hirendition="#aq">Doctrinam academiarum,<lb/>
harumque promiſſa riſui jam dudum expoſuit tanquam<lb/>
vanas ſine viribus nugas, atque luridas fabellas. Nam<lb/>
omnes academiarum poteſtates connexæ tantumdem<lb/>
non poſſunt, quantum Natura absque illis, ſua ſpon-<lb/>
te poteſt, atque facit.</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">O 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">§. 3</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[211/0230]
Faulſieber. Waſſerſuchten wurden manchmal durch
einen waͤſſerichten Ausfluß aus dem Nabel, den Fuß-
knoͤcheln, durch waͤßerichte Stuͤhle, Speichelfluͤße, haͤu-
fige Schweiſe gehoben. Hofmann ſah heftige Zuckun-
gen, die von Wuͤrmern verurſacht wurden, durch
ein Fieber; hypochrondriſche Zufaͤlle durch alle Arten
von Wechſelfiebern; Waſſerſucht mit Herzklopfen und
Zittern, ja ſelbſt die Bruſtwaſſerſucht durch einen haͤu-
figen Ausfluß einer waͤßerichten Feuchtigkeit aus der
Gebaͤrmutter vergehen. *) Sogar Schlagfluͤße hat
die Natur durch haͤufiges Geifern, durch Auswurf,
Blutfluͤſſe aus der Naſe, und durch haͤufige Bauch-
fluͤſſe geheilt. Bey Mead wurde eine Bauchwaſſer-
ſucht durch den Wahnſinn, und ein hektiſches Fieber
ebenfalls durch einen frommen Wahnſinn, wodurch
die Kraͤften zunahmen, und einer wirkſamern Heilart
Platz gemacht wurde, gehoben. Die viertaͤgigen
Wechſelſieber, welche ehemals aller Kunſt der Aerzte
widerſtanden, wurden ſehr oft durch Kraͤze, Pocken, Frie-
ſel, Goldaderfluß, Speichelfluß, kleine Geſchwuͤre
der Lippen, durch Ruhren, Bauchfluͤſſe, Gallen-
krankheit (cholera) geheilt. Deswegen ſagte Hel-
mont vom Quartanfieber: Doctrinam academiarum,
harumque promiſſa riſui jam dudum expoſuit tanquam
vanas ſine viribus nugas, atque luridas fabellas. Nam
omnes academiarum poteſtates connexæ tantumdem
non poſſunt, quantum Natura absque illis, ſua ſpon-
te poteſt, atque facit.
§. 3
*) De optima naturæ morbis medendi methode.
O 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/230>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.