Zweytes Kapitel. Vom Heilvermögen der Natur und der Kunst.
§. 1.
In diesem Kapitel halte ich mich unmittelbar an den Menschen, in wiefern er der Gegenstand des Arz- tes ist. Das Heilvermögen der menschlichen Na- tur und der Kunst; die unentbehrlichsten Erfor- dernisse zur Wirksamkeit der Natur; und eini- ge der wichtigsten Hilfsmitteln der Natur und der Kunst erforschen, durch Beyspiele erläutern, und dem Geiste der Leser tief einprägen: -- Dieses ists, was ich zu unternehmen wage, und einigermassen aus- zuführen wünsche.
Die Erkenntniß dieser Dinge verdient die Auf- merksamkeit des Weltweisen und des Arztes; auf ihr beruht der ganze Umfang der Heilkunde; ohne sie kann der größte Arzt keinen Menschen gesund erhal- ten, und keinen Kranken heilen. Wer die Kräfte der Natur kennt, und zu brauchen weiß, der ist in der Kunst vollkommen. Dem diese aber unbekannt sind; der nicht mit ihren Hilfsmitteln und Absichten,
mit
Zweytes Kapitel. Vom Heilvermoͤgen der Natur und der Kunſt.
§. 1.
In dieſem Kapitel halte ich mich unmittelbar an den Menſchen, in wiefern er der Gegenſtand des Arz- tes iſt. Das Heilvermoͤgen der menſchlichen Na- tur und der Kunſt; die unentbehrlichſten Erfor- derniſſe zur Wirkſamkeit der Natur; und eini- ge der wichtigſten Hilfsmitteln der Natur und der Kunſt erforſchen, durch Beyſpiele erlaͤutern, und dem Geiſte der Leſer tief einpraͤgen: — Dieſes iſts, was ich zu unternehmen wage, und einigermaſſen aus- zufuͤhren wuͤnſche.
Die Erkenntniß dieſer Dinge verdient die Auf- merkſamkeit des Weltweiſen und des Arztes; auf ihr beruht der ganze Umfang der Heilkunde; ohne ſie kann der groͤßte Arzt keinen Menſchen geſund erhal- ten, und keinen Kranken heilen. Wer die Kraͤfte der Natur kennt, und zu brauchen weiß, der iſt in der Kunſt vollkommen. Dem dieſe aber unbekannt ſind; der nicht mit ihren Hilfsmitteln und Abſichten,
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[[205]/0226]
Zweytes Kapitel.
Vom
Heilvermoͤgen der Natur und der
Kunſt.
§. 1.
In dieſem Kapitel halte ich mich unmittelbar an
den Menſchen, in wiefern er der Gegenſtand des Arz-
tes iſt. Das Heilvermoͤgen der menſchlichen Na-
tur und der Kunſt; die unentbehrlichſten Erfor-
derniſſe zur Wirkſamkeit der Natur; und eini-
ge der wichtigſten Hilfsmitteln der Natur und
der Kunſt erforſchen, durch Beyſpiele erlaͤutern, und
dem Geiſte der Leſer tief einpraͤgen: — Dieſes iſts,
was ich zu unternehmen wage, und einigermaſſen aus-
zufuͤhren wuͤnſche.
Die Erkenntniß dieſer Dinge verdient die Auf-
merkſamkeit des Weltweiſen und des Arztes; auf ihr
beruht der ganze Umfang der Heilkunde; ohne ſie
kann der groͤßte Arzt keinen Menſchen geſund erhal-
ten, und keinen Kranken heilen. Wer die Kraͤfte
der Natur kennt, und zu brauchen weiß, der iſt in
der Kunſt vollkommen. Dem dieſe aber unbekannt
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. [205]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/226>, abgerufen am 04.05.2024.
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