und theils auch der Bemühung der Seele: der er- stern in den Fällen, wo durch Krankheit, durch heftige Eindrücke auf die Sinne, und durch andere Ursachen gewisse Bilder der Seele so tief eingeprägt sind, daß sie bey allen Gelegenheiten leicht wieder erneuert werden können; der letztern aber da, wo durch lange Beschäftigung gewisse Bilder von den übri- gen an Lebhaftigkeit einen Vorzug gewonnen haben. In allen Fällen, wo die Organisation allein die Bil- der hervorbringt, haben wir auf ihre Lebhaftigkeit gar keine oder nur eine geringe Gewalt; gar keine in heftigen hitzigen Krankheiten und Verrückungen; sehr geringe in dem ersten Entstehen der hitzigen Krankhei- ten, in denjenigen Bildern, die durch starke Sensation der Seele tief eingedrückt sind.
Weil die Erscheinungen von der wechselseitigen Einwirkung der Seele und des Körpers dem Welt- weisen und dem Arzte gleich wichtig sind; aber auch jeden zu so manchem vorgreiflichen Trugschluß verlei- ten, so will ich die beyderseitige Herrschaft und Ab- hängigkeit, so wie sie einstweilen eingesehen werden, noch vollständiger darstellen. Tiedemann hat in sei- nen Untersuchungen über den Menschen sehr viel Gu- tes darüber gesagt.
Vom
und theils auch der Bemuͤhung der Seele: der er- ſtern in den Faͤllen, wo durch Krankheit, durch heftige Eindruͤcke auf die Sinne, und durch andere Urſachen gewiſſe Bilder der Seele ſo tief eingepraͤgt ſind, daß ſie bey allen Gelegenheiten leicht wieder erneuert werden koͤnnen; der letztern aber da, wo durch lange Beſchaͤftigung gewiſſe Bilder von den uͤbri- gen an Lebhaftigkeit einen Vorzug gewonnen haben. In allen Faͤllen, wo die Organiſation allein die Bil- der hervorbringt, haben wir auf ihre Lebhaftigkeit gar keine oder nur eine geringe Gewalt; gar keine in heftigen hitzigen Krankheiten und Verruͤckungen; ſehr geringe in dem erſten Entſtehen der hitzigen Krankhei- ten, in denjenigen Bildern, die durch ſtarke Senſation der Seele tief eingedruͤckt ſind.
Weil die Erſcheinungen von der wechſelſeitigen Einwirkung der Seele und des Koͤrpers dem Welt- weiſen und dem Arzte gleich wichtig ſind; aber auch jeden zu ſo manchem vorgreiflichen Trugſchluß verlei- ten, ſo will ich die beyderſeitige Herrſchaft und Ab- haͤngigkeit, ſo wie ſie einſtweilen eingeſehen werden, noch vollſtaͤndiger darſtellen. Tiedemann hat in ſei- nen Unterſuchungen uͤber den Menſchen ſehr viel Gu- tes daruͤber geſagt.
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und theils auch der Bemuͤhung der Seele: der er-
ſtern in den Faͤllen, wo durch Krankheit, durch
heftige Eindruͤcke auf die Sinne, und durch andere
Urſachen gewiſſe Bilder der Seele ſo tief eingepraͤgt
ſind, daß ſie bey allen Gelegenheiten leicht wieder
erneuert werden koͤnnen; der letztern aber da, wo
durch lange Beſchaͤftigung gewiſſe Bilder von den uͤbri-
gen an Lebhaftigkeit einen Vorzug gewonnen haben.
In allen Faͤllen, wo die Organiſation allein die Bil-
der hervorbringt, haben wir auf ihre Lebhaftigkeit gar
keine oder nur eine geringe Gewalt; gar keine in
heftigen hitzigen Krankheiten und Verruͤckungen; ſehr
geringe in dem erſten Entſtehen der hitzigen Krankhei-
ten, in denjenigen Bildern, die durch ſtarke Senſation
der Seele tief eingedruͤckt ſind.
Weil die Erſcheinungen von der wechſelſeitigen
Einwirkung der Seele und des Koͤrpers dem Welt-
weiſen und dem Arzte gleich wichtig ſind; aber auch
jeden zu ſo manchem vorgreiflichen Trugſchluß verlei-
ten, ſo will ich die beyderſeitige Herrſchaft und Ab-
haͤngigkeit, ſo wie ſie einſtweilen eingeſehen werden,
noch vollſtaͤndiger darſtellen. Tiedemann hat in ſei-
nen Unterſuchungen uͤber den Menſchen ſehr viel Gu-
tes daruͤber geſagt.
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/201>, abgerufen am 16.02.2025.
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