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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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man nur in Rücksicht der Vergleichung des Gehirns
mit seinen Nerven sagen könne: der Mensch habe das
größte Gehirn. So wie aber die Verstandeskräfte
abnehmen, und nach Mannigfaltigkeit der Umstände
in verschiedenen Menschen abnehmen mußten, so nimmt
auch das Verhältniß des Gehirns gegen die Nerven-
maaße ab. Er führt den Pater Charlevoix an,
nach welchem die Negern von Guinea sehr beschränkte
Geisteskräfte haben; viele unter ihnen schienen voll-
kommen dumm, es gäbe, die nicht über drey zäh-
len könnten, von selbst dächten sie nichts, hätten kein
Gedächtniß, und das Vergangene seye ihnen eben so
unbekannt als das Zukünftige, sie seyen sehr verschwie-
gen u. s. w. Paw sagt: "Als die Europäer in West-
indien im fünfzehnten Jahrhunderte ankamen, so war
daselbst nicht ein Amerikaner, der schreiben oder lesen
konnte; und noch in unsern Tagen findet man nicht
einen denkenden Amerikaner. (Wir haben in Wien
an Herrn Angelo eine Ausnahme) -- -- -- Der
Verstand ist nicht allen Völkern unseres festen Landes
gleich verliehen worden: die unter der heißen Zone
verbrannten Neger, und die unter dem Polarzirkel ge-
frornen Lappländer haben keine philosophische Abhand-
lungen geschrieben, und werden auch keine niemals
schreiben; aber man hat auf der ganzen neuen Welt,
Trotz der großen Verschiedenheit der Himmelsgegenden
keinen Menschen von einer Fähigkeit gefunden, womit
er den andern übertroffen hätte. -- -- Es sind fast
dreyhundert Jahre verflossen, daß Amerika entdeckt
worden ist; man hat seit dieser Zeit nicht unterlassen,

Ame-

man nur in Ruͤckſicht der Vergleichung des Gehirns
mit ſeinen Nerven ſagen koͤnne: der Menſch habe das
groͤßte Gehirn. So wie aber die Verſtandeskraͤfte
abnehmen, und nach Mannigfaltigkeit der Umſtaͤnde
in verſchiedenen Menſchen abnehmen mußten, ſo nimmt
auch das Verhaͤltniß des Gehirns gegen die Nerven-
maaße ab. Er fuͤhrt den Pater Charlevoix an,
nach welchem die Negern von Guinea ſehr beſchraͤnkte
Geiſteskraͤfte haben; viele unter ihnen ſchienen voll-
kommen dumm, es gaͤbe, die nicht uͤber drey zaͤh-
len koͤnnten, von ſelbſt daͤchten ſie nichts, haͤtten kein
Gedaͤchtniß, und das Vergangene ſeye ihnen eben ſo
unbekannt als das Zukuͤnftige, ſie ſeyen ſehr verſchwie-
gen u. ſ. w. Paw ſagt: „Als die Europaͤer in Weſt-
indien im fuͤnfzehnten Jahrhunderte ankamen, ſo war
daſelbſt nicht ein Amerikaner, der ſchreiben oder leſen
konnte; und noch in unſern Tagen findet man nicht
einen denkenden Amerikaner. (Wir haben in Wien
an Herrn Angelo eine Ausnahme) — — — Der
Verſtand iſt nicht allen Voͤlkern unſeres feſten Landes
gleich verliehen worden: die unter der heißen Zone
verbrannten Neger, und die unter dem Polarzirkel ge-
frornen Lapplaͤnder haben keine philoſophiſche Abhand-
lungen geſchrieben, und werden auch keine niemals
ſchreiben; aber man hat auf der ganzen neuen Welt,
Trotz der großen Verſchiedenheit der Himmelsgegenden
keinen Menſchen von einer Faͤhigkeit gefunden, womit
er den andern uͤbertroffen haͤtte. — — Es ſind faſt
dreyhundert Jahre verfloſſen, daß Amerika entdeckt
worden iſt; man hat ſeit dieſer Zeit nicht unterlaſſen,

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[104/0123] man nur in Ruͤckſicht der Vergleichung des Gehirns mit ſeinen Nerven ſagen koͤnne: der Menſch habe das groͤßte Gehirn. So wie aber die Verſtandeskraͤfte abnehmen, und nach Mannigfaltigkeit der Umſtaͤnde in verſchiedenen Menſchen abnehmen mußten, ſo nimmt auch das Verhaͤltniß des Gehirns gegen die Nerven- maaße ab. Er fuͤhrt den Pater Charlevoix an, nach welchem die Negern von Guinea ſehr beſchraͤnkte Geiſteskraͤfte haben; viele unter ihnen ſchienen voll- kommen dumm, es gaͤbe, die nicht uͤber drey zaͤh- len koͤnnten, von ſelbſt daͤchten ſie nichts, haͤtten kein Gedaͤchtniß, und das Vergangene ſeye ihnen eben ſo unbekannt als das Zukuͤnftige, ſie ſeyen ſehr verſchwie- gen u. ſ. w. Paw ſagt: „Als die Europaͤer in Weſt- indien im fuͤnfzehnten Jahrhunderte ankamen, ſo war daſelbſt nicht ein Amerikaner, der ſchreiben oder leſen konnte; und noch in unſern Tagen findet man nicht einen denkenden Amerikaner. (Wir haben in Wien an Herrn Angelo eine Ausnahme) — — — Der Verſtand iſt nicht allen Voͤlkern unſeres feſten Landes gleich verliehen worden: die unter der heißen Zone verbrannten Neger, und die unter dem Polarzirkel ge- frornen Lapplaͤnder haben keine philoſophiſche Abhand- lungen geſchrieben, und werden auch keine niemals ſchreiben; aber man hat auf der ganzen neuen Welt, Trotz der großen Verſchiedenheit der Himmelsgegenden keinen Menſchen von einer Faͤhigkeit gefunden, womit er den andern uͤbertroffen haͤtte. — — Es ſind faſt dreyhundert Jahre verfloſſen, daß Amerika entdeckt worden iſt; man hat ſeit dieſer Zeit nicht unterlaſſen, Ame-

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/123>, abgerufen am 25.11.2024.