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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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sen ertragen. Der Siamische Gesandte Occum Cham-
mann
nährte sich aus Noth mit Käfern und Heuschre-
cken. Des dänischen Admirals Monks auf Grönland
zurückgebliebenen Leute, wie auch die auf einer der
aleutischen Inseln gestrandeten Rußen verzehrten be-
gierig die faulenden Ueberbleibsel eines toden Wallfi-
sches, und der Commodore Byron schäzte sich glücklich
bey seiner ersten Reise um die Welt, als Gefangener
der Indianer ohnweit dem Magellanslande die Haut
eines stinkenden Seehundschinken benagen zu dürfen.
Was hat nicht Hungersnoth bey uns verdaulich ge-
macht? Selbst Gifte erscheinen, wenn sie nur nicht
ganz unbereitet oder in zu großem Maaße genommen
worden, unserer Natur nicht tödlich. Die Wurzel
des an sich giftigen Manioks ernährt viele tausend A-
merikaner. Man erwäge die vielen, oft sich ganz
entgegengesetzten Speisen und Getränke, die wir täg-
lich zu uns nehmen. Wir mischen oftmals Milch,
Brunnen- und Mineralwasser, Fleischbrühe, Essig,
Oel, Bier, verschiedene Arten Wein, Brantwein
mit einer Summe von vielerley Fleisch, Gemüse,
Früchten und Gewürze zusammen. -- Wessen Thie-
res Organisation ist für so ausserordentlich verschiede-
ne Dinge, für so entgegengesetze Himmelsstriche, u.
s. w. so unzerstörbar eingerichtet? Der Hund, das
nach dem Menschen biegsamste, und also auch nach
ihm am meisten verbreitete Thier ist im Norden dick
behaaret und wird unter dem Aequator kahl; der mu-
thigste europäische Hund wird, wenn er nach den hei-
sesten Theilen von Afrika verführt wird, stumm,

oder
F 2

ſen ertragen. Der Siamiſche Geſandte Occum Cham-
mann
naͤhrte ſich aus Noth mit Kaͤfern und Heuſchre-
cken. Des daͤniſchen Admirals Monks auf Groͤnland
zuruͤckgebliebenen Leute, wie auch die auf einer der
aleutiſchen Inſeln geſtrandeten Rußen verzehrten be-
gierig die faulenden Ueberbleibſel eines toden Wallfi-
ſches, und der Commodore Byron ſchaͤzte ſich gluͤcklich
bey ſeiner erſten Reiſe um die Welt, als Gefangener
der Indianer ohnweit dem Magellanslande die Haut
eines ſtinkenden Seehundſchinken benagen zu duͤrfen.
Was hat nicht Hungersnoth bey uns verdaulich ge-
macht? Selbſt Gifte erſcheinen, wenn ſie nur nicht
ganz unbereitet oder in zu großem Maaße genommen
worden, unſerer Natur nicht toͤdlich. Die Wurzel
des an ſich giftigen Manioks ernaͤhrt viele tauſend A-
merikaner. Man erwaͤge die vielen, oft ſich ganz
entgegengeſetzten Speiſen und Getraͤnke, die wir taͤg-
lich zu uns nehmen. Wir miſchen oftmals Milch,
Brunnen- und Mineralwaſſer, Fleiſchbruͤhe, Eſſig,
Oel, Bier, verſchiedene Arten Wein, Brantwein
mit einer Summe von vielerley Fleiſch, Gemuͤſe,
Fruͤchten und Gewuͤrze zuſammen. — Weſſen Thie-
res Organiſation iſt fuͤr ſo auſſerordentlich verſchiede-
ne Dinge, fuͤr ſo entgegengeſetze Himmelsſtriche, u.
ſ. w. ſo unzerſtoͤrbar eingerichtet? Der Hund, das
nach dem Menſchen biegſamſte, und alſo auch nach
ihm am meiſten verbreitete Thier iſt im Norden dick
behaaret und wird unter dem Aequator kahl; der mu-
thigſte europaͤiſche Hund wird, wenn er nach den hei-
ſeſten Theilen von Afrika verfuͤhrt wird, ſtumm,

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F 2
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[83/0102] ſen ertragen. Der Siamiſche Geſandte Occum Cham- mann naͤhrte ſich aus Noth mit Kaͤfern und Heuſchre- cken. Des daͤniſchen Admirals Monks auf Groͤnland zuruͤckgebliebenen Leute, wie auch die auf einer der aleutiſchen Inſeln geſtrandeten Rußen verzehrten be- gierig die faulenden Ueberbleibſel eines toden Wallfi- ſches, und der Commodore Byron ſchaͤzte ſich gluͤcklich bey ſeiner erſten Reiſe um die Welt, als Gefangener der Indianer ohnweit dem Magellanslande die Haut eines ſtinkenden Seehundſchinken benagen zu duͤrfen. Was hat nicht Hungersnoth bey uns verdaulich ge- macht? Selbſt Gifte erſcheinen, wenn ſie nur nicht ganz unbereitet oder in zu großem Maaße genommen worden, unſerer Natur nicht toͤdlich. Die Wurzel des an ſich giftigen Manioks ernaͤhrt viele tauſend A- merikaner. Man erwaͤge die vielen, oft ſich ganz entgegengeſetzten Speiſen und Getraͤnke, die wir taͤg- lich zu uns nehmen. Wir miſchen oftmals Milch, Brunnen- und Mineralwaſſer, Fleiſchbruͤhe, Eſſig, Oel, Bier, verſchiedene Arten Wein, Brantwein mit einer Summe von vielerley Fleiſch, Gemuͤſe, Fruͤchten und Gewuͤrze zuſammen. — Weſſen Thie- res Organiſation iſt fuͤr ſo auſſerordentlich verſchiede- ne Dinge, fuͤr ſo entgegengeſetze Himmelsſtriche, u. ſ. w. ſo unzerſtoͤrbar eingerichtet? Der Hund, das nach dem Menſchen biegſamſte, und alſo auch nach ihm am meiſten verbreitete Thier iſt im Norden dick behaaret und wird unter dem Aequator kahl; der mu- thigſte europaͤiſche Hund wird, wenn er nach den hei- ſeſten Theilen von Afrika verfuͤhrt wird, ſtumm, oder F 2

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/102>, abgerufen am 22.11.2024.