oder noch werden müssen? und wer will den An- fang und das Ende der ewigen Möglichkeiten, und ihrer Wirklichkeiten, oder Naturen sowohl nach Zeit und Raum, als auch nach der Zahl, durch die künftige und vergangene Zeit denken.
§. 196.
Hiebey unterscheide man genau das, was Gott denklich und möglich ist von dem, was Menschen denklich und möglich ist, als unendlich von einan- der abstehende Dinge. Denn wir denken, ver- möge unserer beseelten Natur; Gott hingegen denkt vermöge seiner ewigen Selbstständigkeit, und von Ihm selbst herrührenden Erkenntniß. Wir nennen, das möglich, wozu unsere Natur- kenntniß, die selbstbestehenden Ordnungen der Kräfte vermögend erachtet; das Mögliche in An- sehung Gottes ist jede Folge der Verhältniß sei- ner Macht, gegen die Wirklichkeit der Naturen.
§. 197.
Das Gott Denkliche wird also für uns immer an sich unergründlich und blos eine Vermuthung
aus
oder noch werden muͤſſen? und wer will den An- fang und das Ende der ewigen Moͤglichkeiten, und ihrer Wirklichkeiten, oder Naturen ſowohl nach Zeit und Raum, als auch nach der Zahl, durch die kuͤnftige und vergangene Zeit denken.
§. 196.
Hiebey unterſcheide man genau das, was Gott denklich und moͤglich iſt von dem, was Menſchen denklich und moͤglich iſt, als unendlich von einan- der abſtehende Dinge. Denn wir denken, ver- moͤge unſerer beſeelten Natur; Gott hingegen denkt vermoͤge ſeiner ewigen Selbſtſtaͤndigkeit, und von Ihm ſelbſt herruͤhrenden Erkenntniß. Wir nennen, das moͤglich, wozu unſere Natur- kenntniß, die ſelbſtbeſtehenden Ordnungen der Kraͤfte vermoͤgend erachtet; das Moͤgliche in An- ſehung Gottes iſt jede Folge der Verhaͤltniß ſei- ner Macht, gegen die Wirklichkeit der Naturen.
§. 197.
Das Gott Denkliche wird alſo fuͤr uns immer an ſich unergruͤndlich und blos eine Vermuthung
aus
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oder noch werden muͤſſen? und wer will den An-
fang und das Ende der ewigen Moͤglichkeiten,
und ihrer Wirklichkeiten, oder Naturen ſowohl
nach Zeit und Raum, als auch nach der Zahl,
durch die kuͤnftige und vergangene Zeit denken.
§. 196.
Hiebey unterſcheide man genau das, was Gott
denklich und moͤglich iſt von dem, was Menſchen
denklich und moͤglich iſt, als unendlich von einan-
der abſtehende Dinge. Denn wir denken, ver-
moͤge unſerer beſeelten Natur; Gott hingegen
denkt vermoͤge ſeiner ewigen Selbſtſtaͤndigkeit,
und von Ihm ſelbſt herruͤhrenden Erkenntniß.
Wir nennen, das moͤglich, wozu unſere Natur-
kenntniß, die ſelbſtbeſtehenden Ordnungen der
Kraͤfte vermoͤgend erachtet; das Moͤgliche in An-
ſehung Gottes iſt jede Folge der Verhaͤltniß ſei-
ner Macht, gegen die Wirklichkeit der Naturen.
§. 197.
Das Gott Denkliche wird alſo fuͤr uns immer
an ſich unergruͤndlich und blos eine Vermuthung
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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/155>, abgerufen am 16.02.2025.
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