jung, besonders die Frau, eine Jrländerinn, voll Lebhaftigkeit, und beweglich wie Quecksilber. Sie erzählt mir unaufhörlich; schade nur, daß ich mich mit ihr so schlecht verständigen kann, denn sie spricht das Englische nach ihrer vaterländischen Mundart aus, und kann wenig französisch. Besonders wünschte ich mich über einen Theil ihrer Erzählun- gen vollständig unterrichten zu können, welcher mich seltsam anzieht. Sie spricht nämlich oft von den Freiwilligen von Baltimore, welche im vo- rigen Jahre Washington zu Hülfe gezogen, und daß darunter mehrere Ausländer gewesen. Un- ter diesen erwähnt sie oft eines jungen Franzo- sen, welcher lange in ihrem Hause gewohnt habe. Die Beschreibung scheint mir, wunderbarer Weise, auf Mucius zu passen, auch der Nahme hat in ihrer Aussprache einige Aehnlichkeit, und so fest ich von der Unmöglichkeit seines Lebens überzeugt bin, so nimmt mein thörichtes Herz doch einen An- theil an diesen Erzählungen, der mich mit Un- ruhe erfüllt. Gern möchte ich nun etwas nähe- res über diesen Fremdling erfahren, möchte seine ferneren Schicksale, seinen jetzigen Aufenthalt wissen; aber entweder weiß die gute Davson
jung, beſonders die Frau, eine Jrlaͤnderinn, voll Lebhaftigkeit, und beweglich wie Queckſilber. Sie erzaͤhlt mir unaufhoͤrlich; ſchade nur, daß ich mich mit ihr ſo ſchlecht verſtaͤndigen kann, denn ſie ſpricht das Engliſche nach ihrer vaterlaͤndiſchen Mundart aus, und kann wenig franzoͤſiſch. Beſonders wuͤnſchte ich mich uͤber einen Theil ihrer Erzaͤhlun- gen vollſtaͤndig unterrichten zu koͤnnen, welcher mich ſeltſam anzieht. Sie ſpricht naͤmlich oft von den Freiwilligen von Baltimore, welche im vo- rigen Jahre Waſhington zu Huͤlfe gezogen, und daß darunter mehrere Auslaͤnder geweſen. Un- ter dieſen erwaͤhnt ſie oft eines jungen Franzo- ſen, welcher lange in ihrem Hauſe gewohnt habe. Die Beſchreibung ſcheint mir, wunderbarer Weiſe, auf Mucius zu paſſen, auch der Nahme hat in ihrer Ausſprache einige Aehnlichkeit, und ſo feſt ich von der Unmoͤglichkeit ſeines Lebens uͤberzeugt bin, ſo nimmt mein thoͤrichtes Herz doch einen An- theil an dieſen Erzaͤhlungen, der mich mit Un- ruhe erfuͤllt. Gern moͤchte ich nun etwas naͤhe- res uͤber dieſen Fremdling erfahren, moͤchte ſeine ferneren Schickſale, ſeinen jetzigen Aufenthalt wiſſen; aber entweder weiß die gute Davſon
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0038"n="30"/>
jung, beſonders die Frau, eine Jrlaͤnderinn, voll<lb/>
Lebhaftigkeit, und beweglich wie Queckſilber. Sie<lb/>
erzaͤhlt mir unaufhoͤrlich; ſchade nur, daß ich mich<lb/>
mit ihr ſo ſchlecht verſtaͤndigen kann, denn ſie ſpricht<lb/>
das Engliſche nach ihrer vaterlaͤndiſchen Mundart<lb/>
aus, und kann wenig franzoͤſiſch. Beſonders<lb/>
wuͤnſchte ich mich uͤber einen Theil ihrer Erzaͤhlun-<lb/>
gen vollſtaͤndig unterrichten zu koͤnnen, welcher<lb/>
mich ſeltſam anzieht. Sie ſpricht naͤmlich oft von<lb/>
den Freiwilligen von Baltimore, welche im vo-<lb/>
rigen Jahre Waſhington zu Huͤlfe gezogen, und<lb/>
daß darunter mehrere Auslaͤnder geweſen. Un-<lb/>
ter dieſen erwaͤhnt ſie oft eines jungen Franzo-<lb/>ſen, welcher lange in ihrem Hauſe gewohnt habe.<lb/>
Die Beſchreibung ſcheint mir, wunderbarer Weiſe,<lb/>
auf Mucius zu paſſen, auch der Nahme hat in<lb/>
ihrer Ausſprache einige Aehnlichkeit, und ſo feſt ich<lb/>
von der Unmoͤglichkeit ſeines Lebens uͤberzeugt<lb/>
bin, ſo nimmt mein thoͤrichtes Herz doch einen An-<lb/>
theil an dieſen Erzaͤhlungen, der mich mit Un-<lb/>
ruhe erfuͤllt. Gern moͤchte ich nun etwas naͤhe-<lb/>
res uͤber dieſen Fremdling erfahren, moͤchte ſeine<lb/>
ferneren Schickſale, ſeinen jetzigen Aufenthalt<lb/>
wiſſen; aber entweder weiß die gute Davſon<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[30/0038]
jung, beſonders die Frau, eine Jrlaͤnderinn, voll
Lebhaftigkeit, und beweglich wie Queckſilber. Sie
erzaͤhlt mir unaufhoͤrlich; ſchade nur, daß ich mich
mit ihr ſo ſchlecht verſtaͤndigen kann, denn ſie ſpricht
das Engliſche nach ihrer vaterlaͤndiſchen Mundart
aus, und kann wenig franzoͤſiſch. Beſonders
wuͤnſchte ich mich uͤber einen Theil ihrer Erzaͤhlun-
gen vollſtaͤndig unterrichten zu koͤnnen, welcher
mich ſeltſam anzieht. Sie ſpricht naͤmlich oft von
den Freiwilligen von Baltimore, welche im vo-
rigen Jahre Waſhington zu Huͤlfe gezogen, und
daß darunter mehrere Auslaͤnder geweſen. Un-
ter dieſen erwaͤhnt ſie oft eines jungen Franzo-
ſen, welcher lange in ihrem Hauſe gewohnt habe.
Die Beſchreibung ſcheint mir, wunderbarer Weiſe,
auf Mucius zu paſſen, auch der Nahme hat in
ihrer Ausſprache einige Aehnlichkeit, und ſo feſt ich
von der Unmoͤglichkeit ſeines Lebens uͤberzeugt
bin, ſo nimmt mein thoͤrichtes Herz doch einen An-
theil an dieſen Erzaͤhlungen, der mich mit Un-
ruhe erfuͤllt. Gern moͤchte ich nun etwas naͤhe-
res uͤber dieſen Fremdling erfahren, moͤchte ſeine
ferneren Schickſale, ſeinen jetzigen Aufenthalt
wiſſen; aber entweder weiß die gute Davſon
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/38>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.