Vorstellungen und Mythen der Völker mensch- liche Erkenntnisse sind, und mehr und minder irren, daß aber in allen eine und dieselbe Wahr- heit herrscht. Er ist unser Schöpfer und Er- halter, der Geber alles Guten, Jhm sind wir Dankbarkeit und Ergebung schuldig." Wir knie- ten alle um die heilige Flamme, und im stillen, heißen Gebet erhoben sich unsre Herzen zum Ewigen. Fröhlich kehrten wir zurück zum ein- fachen Frühmahle. Dann durchgingen wir un- sere nächsten Umgebungen, ein wahres Paradies, in welchem sich fast alle Zonen des Erdkreises zu verbinden scheinen. Jtaliens Orangenbäume duften dicht neben den deutschen Eichen; die Dattelpalme Asiens und der südliche Kokos ver- schmähen die Nachbarschaft der nordischen Tanne nicht, und Libanons Zeder prangt neben den heimischen Tulpenbäumen, Zipressen, Lerchenbäu- men und Pappeln; Ahorn, Buchen, Platanen, und die weiße Birke der Sumach und die Ta- marinde, Kastanien-Nuß-und Mandelbäume ste- sten einzeln und gemischt, in mahlerischen Grup- pen. Alle Obstarten der bekannten Welt ge- deihen hier in einem hohen Grade der Verede-
Vorſtellungen und Mythen der Voͤlker menſch- liche Erkenntniſſe ſind, und mehr und minder irren, daß aber in allen eine und dieſelbe Wahr- heit herrſcht. Er iſt unſer Schoͤpfer und Er- halter, der Geber alles Guten, Jhm ſind wir Dankbarkeit und Ergebung ſchuldig.‟ Wir knie- ten alle um die heilige Flamme, und im ſtillen, heißen Gebet erhoben ſich unſre Herzen zum Ewigen. Froͤhlich kehrten wir zuruͤck zum ein- fachen Fruͤhmahle. Dann durchgingen wir un- ſere naͤchſten Umgebungen, ein wahres Paradies, in welchem ſich faſt alle Zonen des Erdkreiſes zu verbinden ſcheinen. Jtaliens Orangenbaͤume duften dicht neben den deutſchen Eichen; die Dattelpalme Aſiens und der ſuͤdliche Kokos ver- ſchmaͤhen die Nachbarſchaft der nordiſchen Tanne nicht, und Libanons Zeder prangt neben den heimiſchen Tulpenbaͤumen, Zipreſſen, Lerchenbaͤu- men und Pappeln; Ahorn, Buchen, Platanen, und die weiße Birke der Sumach und die Ta- marinde, Kaſtanien-Nuß-und Mandelbaͤume ſte- ſten einzeln und gemiſcht, in mahleriſchen Grup- pen. Alle Obſtarten der bekannten Welt ge- deihen hier in einem hohen Grade der Verede-
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Vorſtellungen und Mythen der Voͤlker menſch-
liche Erkenntniſſe ſind, und mehr und minder
irren, daß aber in allen eine und dieſelbe Wahr-
heit herrſcht. Er iſt unſer Schoͤpfer und Er-
halter, der Geber alles Guten, Jhm ſind wir
Dankbarkeit und Ergebung ſchuldig.‟ Wir knie-
ten alle um die heilige Flamme, und im ſtillen,
heißen Gebet erhoben ſich unſre Herzen zum
Ewigen. Froͤhlich kehrten wir zuruͤck zum ein-
fachen Fruͤhmahle. Dann durchgingen wir un-
ſere naͤchſten Umgebungen, ein wahres Paradies,
in welchem ſich faſt alle Zonen des Erdkreiſes
zu verbinden ſcheinen. Jtaliens Orangenbaͤume
duften dicht neben den deutſchen Eichen; die
Dattelpalme Aſiens und der ſuͤdliche Kokos ver-
ſchmaͤhen die Nachbarſchaft der nordiſchen Tanne
nicht, und Libanons Zeder prangt neben den
heimiſchen Tulpenbaͤumen, Zipreſſen, Lerchenbaͤu-
men und Pappeln; Ahorn, Buchen, Platanen,
und die weiße Birke der Sumach und die Ta-
marinde, Kaſtanien-Nuß-und Mandelbaͤume ſte-
ſten einzeln und gemiſcht, in mahleriſchen Grup-
pen. Alle Obſtarten der bekannten Welt ge-
deihen hier in einem hohen Grade der Verede-
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/113>, abgerufen am 16.02.2025.
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