Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.war unbewaffnet, doch hing ihm noch das leere Degengefäß zur Seite. Vor dem Wirthshause wurde Halt gemacht und die Drei traten zu der bewaffneten Schaar auf den freien Vorplatz heran. Theobald wäre diesem Schauspiele lieber ausgewichen, aber es bot sich kein Ausweg mehr dar, und so zog er sich wieder an die Laubwand zurück, um wenigstens dem Blicke des Obersten zu entgehen. Dieser schrie den Bewaffneten zu, sich vor dem Ausgange am Hause aufzustellen und ihre Gewehre schußfertig zu halten; dann warf er sich erschöpft an einem Tische nieder und wischte sich den Schweiß von der Stirne. Am besten ist's nun, sagte er zu seinem Begleiter, nachdem er ein wenig ausgeathmet, Ihr geht mit einigen dieser braven Männer selbst nach dem Rathhause hinein, um genaue Weisung zu holen. Ich werde für unsern Hauptmann Sorge tragen indessen ...was? Zu Befehl, Herr Oberst. Der Mann steckte seinen Degen in die Scheide, nahm sich zwei der Bewaffneten zum Geleite und schritt auf die Straße hinaus. Ihr habt über Durst geklagt! fuhr dann der Oberst zu seinem Gefangenen fort, indem er eine der aufgestellten Flaschen ergriff und ein Glas einschenkte, da trinkt; war wohl eine heiße Jagd ... nicht? Der Hauptmann nahm das Glas, um dasselbe mit einer leichten Verbeugung gegen den Spender auf einen Zug leerzutrinken. war unbewaffnet, doch hing ihm noch das leere Degengefäß zur Seite. Vor dem Wirthshause wurde Halt gemacht und die Drei traten zu der bewaffneten Schaar auf den freien Vorplatz heran. Theobald wäre diesem Schauspiele lieber ausgewichen, aber es bot sich kein Ausweg mehr dar, und so zog er sich wieder an die Laubwand zurück, um wenigstens dem Blicke des Obersten zu entgehen. Dieser schrie den Bewaffneten zu, sich vor dem Ausgange am Hause aufzustellen und ihre Gewehre schußfertig zu halten; dann warf er sich erschöpft an einem Tische nieder und wischte sich den Schweiß von der Stirne. Am besten ist's nun, sagte er zu seinem Begleiter, nachdem er ein wenig ausgeathmet, Ihr geht mit einigen dieser braven Männer selbst nach dem Rathhause hinein, um genaue Weisung zu holen. Ich werde für unsern Hauptmann Sorge tragen indessen …was? Zu Befehl, Herr Oberst. Der Mann steckte seinen Degen in die Scheide, nahm sich zwei der Bewaffneten zum Geleite und schritt auf die Straße hinaus. Ihr habt über Durst geklagt! fuhr dann der Oberst zu seinem Gefangenen fort, indem er eine der aufgestellten Flaschen ergriff und ein Glas einschenkte, da trinkt; war wohl eine heiße Jagd … nicht? Der Hauptmann nahm das Glas, um dasselbe mit einer leichten Verbeugung gegen den Spender auf einen Zug leerzutrinken. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <p><pb facs="#f0066"/> war unbewaffnet, doch hing ihm noch das leere Degengefäß zur Seite. Vor dem Wirthshause wurde Halt gemacht und die Drei traten zu der bewaffneten Schaar auf den freien Vorplatz heran.</p><lb/> <p>Theobald wäre diesem Schauspiele lieber ausgewichen, aber es bot sich kein Ausweg mehr dar, und so zog er sich wieder an die Laubwand zurück, um wenigstens dem Blicke des Obersten zu entgehen. Dieser schrie den Bewaffneten zu, sich vor dem Ausgange am Hause aufzustellen und ihre Gewehre schußfertig zu halten; dann warf er sich erschöpft an einem Tische nieder und wischte sich den Schweiß von der Stirne.</p><lb/> <p>Am besten ist's nun, sagte er zu seinem Begleiter, nachdem er ein wenig ausgeathmet, Ihr geht mit einigen dieser braven Männer selbst nach dem Rathhause hinein, um genaue Weisung zu holen. Ich werde für unsern Hauptmann Sorge tragen indessen …was?</p><lb/> <p>Zu Befehl, Herr Oberst. Der Mann steckte seinen Degen in die Scheide, nahm sich zwei der Bewaffneten zum Geleite und schritt auf die Straße hinaus.</p><lb/> <p>Ihr habt über Durst geklagt! fuhr dann der Oberst zu seinem Gefangenen fort, indem er eine der aufgestellten Flaschen ergriff und ein Glas einschenkte, da trinkt; war wohl eine heiße Jagd … nicht?</p><lb/> <p>Der Hauptmann nahm das Glas, um dasselbe mit einer leichten Verbeugung gegen den Spender auf einen Zug leerzutrinken.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0066]
war unbewaffnet, doch hing ihm noch das leere Degengefäß zur Seite. Vor dem Wirthshause wurde Halt gemacht und die Drei traten zu der bewaffneten Schaar auf den freien Vorplatz heran.
Theobald wäre diesem Schauspiele lieber ausgewichen, aber es bot sich kein Ausweg mehr dar, und so zog er sich wieder an die Laubwand zurück, um wenigstens dem Blicke des Obersten zu entgehen. Dieser schrie den Bewaffneten zu, sich vor dem Ausgange am Hause aufzustellen und ihre Gewehre schußfertig zu halten; dann warf er sich erschöpft an einem Tische nieder und wischte sich den Schweiß von der Stirne.
Am besten ist's nun, sagte er zu seinem Begleiter, nachdem er ein wenig ausgeathmet, Ihr geht mit einigen dieser braven Männer selbst nach dem Rathhause hinein, um genaue Weisung zu holen. Ich werde für unsern Hauptmann Sorge tragen indessen …was?
Zu Befehl, Herr Oberst. Der Mann steckte seinen Degen in die Scheide, nahm sich zwei der Bewaffneten zum Geleite und schritt auf die Straße hinaus.
Ihr habt über Durst geklagt! fuhr dann der Oberst zu seinem Gefangenen fort, indem er eine der aufgestellten Flaschen ergriff und ein Glas einschenkte, da trinkt; war wohl eine heiße Jagd … nicht?
Der Hauptmann nahm das Glas, um dasselbe mit einer leichten Verbeugung gegen den Spender auf einen Zug leerzutrinken.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/66 |
Zitationshilfe: | Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/66>, abgerufen am 27.07.2024. |