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Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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schrie der Oberst; was verstehst du von solchen Dingen! Sechs Fuß, im höchsten Fall eine Linie drunter, und gewachsen wie eine Rothtanne; alle Wetter, und dabei mit Kamm und Bürste hantieren! Aber will nicht, hab' schon zu viel Blut an dem Einen gesehen, sagt' er ... Dummheiten.

Der Oberst hatte die letzten Worte mehr vor sich hin, als gegen seine Tochter gewendet gesprochen, und doch streiften sie das Roth von ihren Wangen so plötzlich ab, wie im Vorfrühling eine windgehetzte Schneewolke den Sonnenschein von den aufblühenden Wiesen streicht. Schon zu viel Blut gesehen? flüsterte es bange in ihr ... armer Mann, und das wäre der dunkle, schwere Traum, von dem du gesprochen hast!

Der Oberst ging selbst eine Weile nachdenklich auf und nieder, während er bei jedem Schritte mit seinem Stocke leise auf den Boden stieß. Endlich sagte er, ohne jedoch aufzublicken: Wahr ist's schon, es giebt manchmal curiose Geschichten, ganz kauderwelsche Geschichten, und alle Wetter ... sie können Jedem passiren, so oder so ... hm, hm. Na, Jule, fuhr er, mit der Hand über sein Gesicht streifend und sich an seine Tochter wendend, wieder mit seiner dröhnenden Stimme fort: Jetzt geh' ich ... he, bist böse, was?

Nein Papa, ich wüßte nicht, warum ich das sein sollte.

Schwerenoth, das will ich auch meinen. Aber noch eins, halt; den Friseurgesellen da kannst in Ruh'

schrie der Oberst; was verstehst du von solchen Dingen! Sechs Fuß, im höchsten Fall eine Linie drunter, und gewachsen wie eine Rothtanne; alle Wetter, und dabei mit Kamm und Bürste hantieren! Aber will nicht, hab' schon zu viel Blut an dem Einen gesehen, sagt' er … Dummheiten.

Der Oberst hatte die letzten Worte mehr vor sich hin, als gegen seine Tochter gewendet gesprochen, und doch streiften sie das Roth von ihren Wangen so plötzlich ab, wie im Vorfrühling eine windgehetzte Schneewolke den Sonnenschein von den aufblühenden Wiesen streicht. Schon zu viel Blut gesehen? flüsterte es bange in ihr … armer Mann, und das wäre der dunkle, schwere Traum, von dem du gesprochen hast!

Der Oberst ging selbst eine Weile nachdenklich auf und nieder, während er bei jedem Schritte mit seinem Stocke leise auf den Boden stieß. Endlich sagte er, ohne jedoch aufzublicken: Wahr ist's schon, es giebt manchmal curiose Geschichten, ganz kauderwelsche Geschichten, und alle Wetter … sie können Jedem passiren, so oder so … hm, hm. Na, Jule, fuhr er, mit der Hand über sein Gesicht streifend und sich an seine Tochter wendend, wieder mit seiner dröhnenden Stimme fort: Jetzt geh' ich … he, bist böse, was?

Nein Papa, ich wüßte nicht, warum ich das sein sollte.

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[0037] schrie der Oberst; was verstehst du von solchen Dingen! Sechs Fuß, im höchsten Fall eine Linie drunter, und gewachsen wie eine Rothtanne; alle Wetter, und dabei mit Kamm und Bürste hantieren! Aber will nicht, hab' schon zu viel Blut an dem Einen gesehen, sagt' er … Dummheiten. Der Oberst hatte die letzten Worte mehr vor sich hin, als gegen seine Tochter gewendet gesprochen, und doch streiften sie das Roth von ihren Wangen so plötzlich ab, wie im Vorfrühling eine windgehetzte Schneewolke den Sonnenschein von den aufblühenden Wiesen streicht. Schon zu viel Blut gesehen? flüsterte es bange in ihr … armer Mann, und das wäre der dunkle, schwere Traum, von dem du gesprochen hast! Der Oberst ging selbst eine Weile nachdenklich auf und nieder, während er bei jedem Schritte mit seinem Stocke leise auf den Boden stieß. Endlich sagte er, ohne jedoch aufzublicken: Wahr ist's schon, es giebt manchmal curiose Geschichten, ganz kauderwelsche Geschichten, und alle Wetter … sie können Jedem passiren, so oder so … hm, hm. Na, Jule, fuhr er, mit der Hand über sein Gesicht streifend und sich an seine Tochter wendend, wieder mit seiner dröhnenden Stimme fort: Jetzt geh' ich … he, bist böse, was? Nein Papa, ich wüßte nicht, warum ich das sein sollte. Schwerenoth, das will ich auch meinen. Aber noch eins, halt; den Friseurgesellen da kannst in Ruh'

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:04:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:04:13Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/37>, abgerufen am 27.11.2024.