Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.brecher! Doch steigt nur aus, der Commandant des Schlosses ist ein vertrauter und ergebener Freund unseres Hauses. -- Fast zur nämlichen Stunde kehrte in Bern der Meister Hänni von einer der Bürgerwachen, die er jeden andern Abend beziehen mußte, nach Hause zurück. Nun weiß ich, erzählte er, kaum durch die Thüre getreten, seiner harrenden Frau, warum unser Herr Theobald nicht mehr heimgekommen nach der Hochzeit, und warum diese selbst so plötzlich und still gefeiert worden ist. Der Krieg ist wieder ausgebrochen in Deutschland draußen, und der Junker hat augenblicklich mit seinen beiden Schwägern zum Heere abreisen müssen. Die Drei sind Kriegskameraden zusammen, wie es einst ihre Väter waren. Man hat ihm den Soldaten immer angesehen, wenn er so hoch aufrecht dastand, dem Herrn Theobald. Und seine gnädige Frau, die Julia? Die zieht, bis der Kriegssturm vorüber ist und sie ruhig zu ihrem Gemahle reisen kann, auf eines der Landgüter ihres Vaters im Waadtlande drinnen. Die armen Leute! seufzte die Meisterin mitleidig, so vornehm und schön Beide sind, so haben sie doch auch schon ihr Kreuz; wer weiß, ob sie einander nur wiedersehen in diesem Leben, wenn der Junker Theobald in den Krieg ziehen muß! brecher! Doch steigt nur aus, der Commandant des Schlosses ist ein vertrauter und ergebener Freund unseres Hauses. — Fast zur nämlichen Stunde kehrte in Bern der Meister Hänni von einer der Bürgerwachen, die er jeden andern Abend beziehen mußte, nach Hause zurück. Nun weiß ich, erzählte er, kaum durch die Thüre getreten, seiner harrenden Frau, warum unser Herr Theobald nicht mehr heimgekommen nach der Hochzeit, und warum diese selbst so plötzlich und still gefeiert worden ist. Der Krieg ist wieder ausgebrochen in Deutschland draußen, und der Junker hat augenblicklich mit seinen beiden Schwägern zum Heere abreisen müssen. Die Drei sind Kriegskameraden zusammen, wie es einst ihre Väter waren. Man hat ihm den Soldaten immer angesehen, wenn er so hoch aufrecht dastand, dem Herrn Theobald. Und seine gnädige Frau, die Julia? Die zieht, bis der Kriegssturm vorüber ist und sie ruhig zu ihrem Gemahle reisen kann, auf eines der Landgüter ihres Vaters im Waadtlande drinnen. Die armen Leute! seufzte die Meisterin mitleidig, so vornehm und schön Beide sind, so haben sie doch auch schon ihr Kreuz; wer weiß, ob sie einander nur wiedersehen in diesem Leben, wenn der Junker Theobald in den Krieg ziehen muß! <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="6"> <p><pb facs="#f0107"/> brecher! Doch steigt nur aus, der Commandant des Schlosses ist ein vertrauter und ergebener Freund unseres Hauses. —</p><lb/> <p>Fast zur nämlichen Stunde kehrte in Bern der Meister Hänni von einer der Bürgerwachen, die er jeden andern Abend beziehen mußte, nach Hause zurück. Nun weiß ich, erzählte er, kaum durch die Thüre getreten, seiner harrenden Frau, warum unser Herr Theobald nicht mehr heimgekommen nach der Hochzeit, und warum diese selbst so plötzlich und still gefeiert worden ist. Der Krieg ist wieder ausgebrochen in Deutschland draußen, und der Junker hat augenblicklich mit seinen beiden Schwägern zum Heere abreisen müssen. Die Drei sind Kriegskameraden zusammen, wie es einst ihre Väter waren. Man hat ihm den Soldaten immer angesehen, wenn er so hoch aufrecht dastand, dem Herrn Theobald.</p><lb/> <p>Und seine gnädige Frau, die Julia?</p><lb/> <p>Die zieht, bis der Kriegssturm vorüber ist und sie ruhig zu ihrem Gemahle reisen kann, auf eines der Landgüter ihres Vaters im Waadtlande drinnen.</p><lb/> <p>Die armen Leute! seufzte die Meisterin mitleidig, so vornehm und schön Beide sind, so haben sie doch auch schon ihr Kreuz; wer weiß, ob sie einander nur wiedersehen in diesem Leben, wenn der Junker Theobald in den Krieg ziehen muß!</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0107]
brecher! Doch steigt nur aus, der Commandant des Schlosses ist ein vertrauter und ergebener Freund unseres Hauses. —
Fast zur nämlichen Stunde kehrte in Bern der Meister Hänni von einer der Bürgerwachen, die er jeden andern Abend beziehen mußte, nach Hause zurück. Nun weiß ich, erzählte er, kaum durch die Thüre getreten, seiner harrenden Frau, warum unser Herr Theobald nicht mehr heimgekommen nach der Hochzeit, und warum diese selbst so plötzlich und still gefeiert worden ist. Der Krieg ist wieder ausgebrochen in Deutschland draußen, und der Junker hat augenblicklich mit seinen beiden Schwägern zum Heere abreisen müssen. Die Drei sind Kriegskameraden zusammen, wie es einst ihre Väter waren. Man hat ihm den Soldaten immer angesehen, wenn er so hoch aufrecht dastand, dem Herrn Theobald.
Und seine gnädige Frau, die Julia?
Die zieht, bis der Kriegssturm vorüber ist und sie ruhig zu ihrem Gemahle reisen kann, auf eines der Landgüter ihres Vaters im Waadtlande drinnen.
Die armen Leute! seufzte die Meisterin mitleidig, so vornehm und schön Beide sind, so haben sie doch auch schon ihr Kreuz; wer weiß, ob sie einander nur wiedersehen in diesem Leben, wenn der Junker Theobald in den Krieg ziehen muß!
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Zitationshilfe: | Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/107>, abgerufen am 27.07.2024. |