Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

Von denen Dorfschaften.
Schäfer, Namens Schirack, ein Mann von
60 Jahren in der Lautschen Heyde, bey der
sogenannten Bauer-Mühle gefunden, indem
er sich selbst gehangen hatte, so daß niemand
wuste, wo er geblieben, bis gedachten Tages
Abends in der Dämmerung, denn als die
Küh-Hirten ihr Vieh nach Hause trieben,
stiessen sie ohngefehr an seinen Fuß, worüber
sie so heftig erschracken, daß sie auch etliche
Tage kranck lagen, er wurde den 12 hujus
durch den Senftenbergischen Caviller abge-
schnitten, und auf die Senftenbergische und
Tätzschwitzsche Grentze verscharret. Die Ursa-
che, warum er sich einen solchen Tod angethan,
wuste niemand, war sonst dem äuserlichen
Ansehen nach, ein guter Christ, der sich zur
Kirche und Heil. Abendmahl fleißig hielt,
wie er denn auch etliche Tage zuvor zum Heil.
Abendmahl gewesen, war kein Säuffer noch
Flucher, etliche Wochen zuvor war er zum
Hoyerswerdischen Scharfrichter gekommen
und ihm angesagt, wie ein Mann von Gey-
erswalde vor etlichen Jahren dem Pachter zu
Cortiz etliche Stück Rind-Vieh, so umge-
fallen, in ein Loch verscharret, den Ort wolte
er ihm auch zeigen, ist auch darauf mit diesen
ins Amt gegangen, und eben solches ausge-
saget, hierauf kömt der Scharf-Richter nach
Geyerswalde, und schicket nach Tätzschwitz

nach
T

Von denen Dorfſchaften.
Schaͤfer, Namens Schirack, ein Mann von
60 Jahren in der Lautſchen Heyde, bey der
ſogenannten Bauer-Muͤhle gefunden, indem
er ſich ſelbſt gehangen hatte, ſo daß niemand
wuſte, wo er geblieben, bis gedachten Tages
Abends in der Daͤmmerung, denn als die
Kuͤh-Hirten ihr Vieh nach Hauſe trieben,
ſtieſſen ſie ohngefehr an ſeinen Fuß, woruͤber
ſie ſo heftig erſchracken, daß ſie auch etliche
Tage kranck lagen, er wurde den 12 hujus
durch den Senftenbergiſchen Caviller abge-
ſchnitten, und auf die Senftenbergiſche und
Taͤtzſchwitzſche Grentze verſcharret. Die Urſa-
che, warum er ſich einen ſolchen Tod angethan,
wuſte niemand, war ſonſt dem aͤuſerlichen
Anſehen nach, ein guter Chriſt, der ſich zur
Kirche und Heil. Abendmahl fleißig hielt,
wie er denn auch etliche Tage zuvor zum Heil.
Abendmahl geweſen, war kein Saͤuffer noch
Flucher, etliche Wochen zuvor war er zum
Hoyerswerdiſchen Scharfrichter gekommen
und ihm angeſagt, wie ein Mann von Gey-
erswalde vor etlichen Jahren dem Pachter zu
Cortiz etliche Stuͤck Rind-Vieh, ſo umge-
fallen, in ein Loch verſcharret, den Ort wolte
er ihm auch zeigen, iſt auch darauf mit dieſen
ins Amt gegangen, und eben ſolches ausge-
ſaget, hierauf koͤmt der Scharf-Richter nach
Geyerswalde, und ſchicket nach Taͤtzſchwitz

nach
T
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0291" n="273"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von denen Dorf&#x017F;chaften.</hi></fw><lb/>
Scha&#x0364;fer, Namens Schirack, ein Mann von<lb/>
60 Jahren in der Laut&#x017F;chen Heyde, bey der<lb/>
&#x017F;ogenannten Bauer-Mu&#x0364;hle gefunden, indem<lb/>
er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t gehangen hatte, &#x017F;o daß niemand<lb/>
wu&#x017F;te, wo er geblieben, bis gedachten Tages<lb/>
Abends in der Da&#x0364;mmerung, denn als die<lb/>
Ku&#x0364;h-Hirten ihr Vieh nach Hau&#x017F;e trieben,<lb/>
&#x017F;tie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ohngefehr an &#x017F;einen Fuß, woru&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;o heftig er&#x017F;chracken, daß &#x017F;ie auch etliche<lb/>
Tage kranck lagen, er wurde den 12 <hi rendition="#aq">hujus</hi><lb/>
durch den Senftenbergi&#x017F;chen Caviller abge-<lb/>
&#x017F;chnitten, und auf die Senftenbergi&#x017F;che und<lb/>
Ta&#x0364;tz&#x017F;chwitz&#x017F;che Grentze ver&#x017F;charret. Die Ur&#x017F;a-<lb/>
che, warum er &#x017F;ich einen &#x017F;olchen Tod angethan,<lb/>
wu&#x017F;te niemand, war &#x017F;on&#x017F;t dem a&#x0364;u&#x017F;erlichen<lb/>
An&#x017F;ehen nach, ein guter Chri&#x017F;t, der &#x017F;ich zur<lb/>
Kirche und Heil. Abendmahl fleißig hielt,<lb/>
wie er denn auch etliche Tage zuvor zum Heil.<lb/>
Abendmahl gewe&#x017F;en, war kein Sa&#x0364;uffer noch<lb/>
Flucher, etliche Wochen zuvor war er zum<lb/>
Hoyerswerdi&#x017F;chen Scharfrichter gekommen<lb/>
und ihm ange&#x017F;agt, wie ein Mann von Gey-<lb/>
erswalde vor etlichen Jahren dem Pachter zu<lb/>
Cortiz etliche Stu&#x0364;ck Rind-Vieh, &#x017F;o umge-<lb/>
fallen, in ein Loch ver&#x017F;charret, den Ort wolte<lb/>
er ihm auch zeigen, i&#x017F;t auch darauf mit die&#x017F;en<lb/>
ins Amt gegangen, und eben &#x017F;olches ausge-<lb/>
&#x017F;aget, hierauf ko&#x0364;mt der Scharf-Richter nach<lb/>
Geyerswalde, und &#x017F;chicket nach Ta&#x0364;tz&#x017F;chwitz<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T</fw><fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[273/0291] Von denen Dorfſchaften. Schaͤfer, Namens Schirack, ein Mann von 60 Jahren in der Lautſchen Heyde, bey der ſogenannten Bauer-Muͤhle gefunden, indem er ſich ſelbſt gehangen hatte, ſo daß niemand wuſte, wo er geblieben, bis gedachten Tages Abends in der Daͤmmerung, denn als die Kuͤh-Hirten ihr Vieh nach Hauſe trieben, ſtieſſen ſie ohngefehr an ſeinen Fuß, woruͤber ſie ſo heftig erſchracken, daß ſie auch etliche Tage kranck lagen, er wurde den 12 hujus durch den Senftenbergiſchen Caviller abge- ſchnitten, und auf die Senftenbergiſche und Taͤtzſchwitzſche Grentze verſcharret. Die Urſa- che, warum er ſich einen ſolchen Tod angethan, wuſte niemand, war ſonſt dem aͤuſerlichen Anſehen nach, ein guter Chriſt, der ſich zur Kirche und Heil. Abendmahl fleißig hielt, wie er denn auch etliche Tage zuvor zum Heil. Abendmahl geweſen, war kein Saͤuffer noch Flucher, etliche Wochen zuvor war er zum Hoyerswerdiſchen Scharfrichter gekommen und ihm angeſagt, wie ein Mann von Gey- erswalde vor etlichen Jahren dem Pachter zu Cortiz etliche Stuͤck Rind-Vieh, ſo umge- fallen, in ein Loch verſcharret, den Ort wolte er ihm auch zeigen, iſt auch darauf mit dieſen ins Amt gegangen, und eben ſolches ausge- ſaget, hierauf koͤmt der Scharf-Richter nach Geyerswalde, und ſchicket nach Taͤtzſchwitz nach T

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/291
Zitationshilfe: Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/291>, abgerufen am 28.11.2024.