Freiligrath, Ferdinand: Ça ira! Herisau, 1846.Noch schwelgt ihr in dem Blitzenden, und thut in eurem Dünkel, traun! Als käme nun und nie der Lenz, als würd' es nun und nimmer thau'n! Doch mälig steigt die Sonne schon, und weich erhebt sich schon ein Weh'n; Die Decke tropft, der Boden schwimmt -- O, schlüpfrig und gefährlich Geh'n! Ihr aber wollt verschlungen sein! Dasteht ihr und kapitulirt Lang erst mit jeder Scholle noch, ob sie -- von Neuem nicht gefriert! Umsonst, ihr Herrn! Kein Halten mehr! Ihr sprecht den Lenz zum Winter nicht, Und hat das Eis einmal gekracht, so glaubt mir! daß es bald auch bricht! Noch ſchwelgt ihr in dem Blitzenden, und thut in eurem Dünkel, traun! Als käme nun und nie der Lenz, als würd’ es nun und nimmer thau’n! Doch mälig ſteigt die Sonne ſchon, und weich erhebt ſich ſchon ein Weh’n; Die Decke tropft, der Boden ſchwimmt — O, ſchlüpfrig und gefährlich Geh’n! Ihr aber wollt verſchlungen ſein! Daſteht ihr und kapitulirt Lang erſt mit jeder Scholle noch, ob ſie — von Neuem nicht gefriert! Umſonſt, ihr Herrn! Kein Halten mehr! Ihr ſprecht den Lenz zum Winter nicht, Und hat das Eis einmal gekracht, ſo glaubt mir! daß es bald auch bricht! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0027" n="19"/> <lg n="2"> <l>Noch ſchwelgt ihr in dem Blitzenden, und thut in</l><lb/> <l>eurem Dünkel, traun!</l><lb/> <l>Als käme nun und nie der Lenz, als würd’ es</l><lb/> <l>nun und nimmer thau’n!</l><lb/> <l>Doch mälig ſteigt die Sonne ſchon, und weich</l><lb/> <l>erhebt ſich ſchon ein Weh’n;</l><lb/> <l>Die Decke tropft, der Boden ſchwimmt — O,</l><lb/> <l>ſchlüpfrig und gefährlich Geh’n!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ihr aber <hi rendition="#g">wollt</hi> verſchlungen ſein! Daſteht ihr</l><lb/> <l>und kapitulirt</l><lb/> <l>Lang erſt mit jeder Scholle noch, ob ſie — von</l><lb/> <l>Neuem nicht gefriert!</l><lb/> <l>Umſonſt, ihr Herrn! Kein Halten mehr! Ihr ſprecht</l><lb/> <l>den Lenz zum Winter nicht,</l><lb/> <l>Und hat das Eis einmal gekracht, ſo glaubt mir!</l><lb/> <l>daß es bald auch bricht!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0027]
Noch ſchwelgt ihr in dem Blitzenden, und thut in
eurem Dünkel, traun!
Als käme nun und nie der Lenz, als würd’ es
nun und nimmer thau’n!
Doch mälig ſteigt die Sonne ſchon, und weich
erhebt ſich ſchon ein Weh’n;
Die Decke tropft, der Boden ſchwimmt — O,
ſchlüpfrig und gefährlich Geh’n!
Ihr aber wollt verſchlungen ſein! Daſteht ihr
und kapitulirt
Lang erſt mit jeder Scholle noch, ob ſie — von
Neuem nicht gefriert!
Umſonſt, ihr Herrn! Kein Halten mehr! Ihr ſprecht
den Lenz zum Winter nicht,
Und hat das Eis einmal gekracht, ſo glaubt mir!
daß es bald auch bricht!
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Zitationshilfe: | Freiligrath, Ferdinand: Ça ira! Herisau, 1846, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/freiligrath_caira_1846/27>, abgerufen am 07.07.2024. |