Freiligrath, Ferdinand: Ça ira! Herisau, 1846.Die Fluthen aber jauchzten auf! Ja, die der Frost in Bande schlug, Die gestern eine Hofburg noch und eines Hofes Unsinn trug, Die es noch gestern schweigend litt, daß man ihr auflud Pomp und Staat, Daß eine üpp'ge Kaiserin hoffärtig sie mit Füßen trat: -- Dieselbe Newa jauchzt' empor! Abwärts mit brau- sendem Erguß, Abwärts durch Schnee und Schollenwerk schob sich und drängte sich der Fluß! Die letzten Spuren seiner Schmach malmt' er und knirscht' er kurz und klein -- Und strömte groß und ruhig dann in's ewig freie Meer hinein! 2
Die Fluthen aber jauchzten auf! Ja, die der Froſt in Bande ſchlug, Die geſtern eine Hofburg noch und eines Hofes Unſinn trug, Die es noch geſtern ſchweigend litt, daß man ihr auflud Pomp und Staat, Daß eine üpp’ge Kaiſerin hoffärtig ſie mit Füßen trat: — Dieſelbe Newa jauchzt’ empor! Abwärts mit brau- ſendem Erguß, Abwärts durch Schnee und Schollenwerk ſchob ſich und drängte ſich der Fluß! Die letzten Spuren ſeiner Schmach malmt’ er und knirſcht’ er kurz und klein — Und ſtrömte groß und ruhig dann in’s ewig freie Meer hinein! 2
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Die Fluthen aber jauchzten auf! Ja, die der Froſt
in Bande ſchlug,
Die geſtern eine Hofburg noch und eines Hofes
Unſinn trug,
Die es noch geſtern ſchweigend litt, daß man ihr
auflud Pomp und Staat,
Daß eine üpp’ge Kaiſerin hoffärtig ſie mit Füßen
trat: —
Dieſelbe Newa jauchzt’ empor! Abwärts mit brau-
ſendem Erguß,
Abwärts durch Schnee und Schollenwerk ſchob ſich
und drängte ſich der Fluß!
Die letzten Spuren ſeiner Schmach malmt’ er und
knirſcht’ er kurz und klein —
Und ſtrömte groß und ruhig dann in’s ewig freie
Meer hinein!
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Zitationshilfe: | Freiligrath, Ferdinand: Ça ira! Herisau, 1846, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/freiligrath_caira_1846/25>, abgerufen am 07.07.2024. |