Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.Nun brach der Lärm erst recht los. Iversen saß betroffen da über das Lachen, das er entfesselt. "Es ist richtig! Sie ist es. Eben darum! Die ewige Braut! Ja, ja, so heißt sie. Und bei der wohnst du!" "Wahrscheinlich ist es erst noch gar nicht dieselbe," sagte Iversen mit entschiedener Gelassenheit; "die Doktorin Röslin, bei der ich wohne, hat nichts Lächerliches." "Aber die ewige Braut heißt sie doch." "Unsinn, sie war verheirathet, ist jetzt wohl schon lange Wittwe, wenigstens sprach sie von ihrem Schwiegervater." "Nein, sie war nie verheirathet, sie war nur dreißig Jahre lang verlobt." Ein unermeßliches Gelächter erhob sich. Ein kleiner dicker Neunzehnjähriger mußte sich die Thränen abwischen. "Der Iversen! der Iversen!" gluckste er krampfhaft. "Aber mit welchem Recht nennt sie sich denn Frau? der Titel kommt ihr doch nicht zu?" meinte ein vorsichtiger Jurist. "Ja, es gab dann zuletzt noch eine Nothtaufe, wollt' ich sagen Nothtrauung; als der ewige Bräutigam auf dem Sterbebett war, glaub' ich. Aber er war schon ganz blöd und stumpf." "Natürlich! sonst hätte er sich wohl gedrückt," hieß es. Nun brach der Lärm erst recht los. Iversen saß betroffen da über das Lachen, das er entfesselt. „Es ist richtig! Sie ist es. Eben darum! Die ewige Braut! Ja, ja, so heißt sie. Und bei der wohnst du!“ „Wahrscheinlich ist es erst noch gar nicht dieselbe,“ sagte Iversen mit entschiedener Gelassenheit; „die Doktorin Röslin, bei der ich wohne, hat nichts Lächerliches.“ „Aber die ewige Braut heißt sie doch.“ „Unsinn, sie war verheirathet, ist jetzt wohl schon lange Wittwe, wenigstens sprach sie von ihrem Schwiegervater.“ „Nein, sie war nie verheirathet, sie war nur dreißig Jahre lang verlobt.“ Ein unermeßliches Gelächter erhob sich. Ein kleiner dicker Neunzehnjähriger mußte sich die Thränen abwischen. „Der Iversen! der Iversen!“ gluckste er krampfhaft. „Aber mit welchem Recht nennt sie sich denn Frau? der Titel kommt ihr doch nicht zu?“ meinte ein vorsichtiger Jurist. „Ja, es gab dann zuletzt noch eine Nothtaufe, wollt’ ich sagen Nothtrauung; als der ewige Bräutigam auf dem Sterbebett war, glaub’ ich. Aber er war schon ganz blöd und stumpf.“ „Natürlich! sonst hätte er sich wohl gedrückt,“ hieß es. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0028" n="20"/> <p>Nun brach der Lärm erst recht los. Iversen saß betroffen da über das Lachen, das er entfesselt. „Es ist richtig! Sie ist es. Eben darum! Die ewige Braut! Ja, ja, so heißt sie. Und bei der wohnst du!“</p> <p>„Wahrscheinlich ist es erst noch gar nicht dieselbe,“ sagte Iversen mit entschiedener Gelassenheit; „die Doktorin Röslin, bei der ich wohne, hat nichts Lächerliches.“</p> <p>„Aber die ewige Braut heißt sie doch.“</p> <p>„Unsinn, sie war verheirathet, ist jetzt wohl schon lange Wittwe, wenigstens sprach sie von ihrem Schwiegervater.“</p> <p>„Nein, sie war nie verheirathet, sie war nur dreißig Jahre lang verlobt.“</p> <p>Ein unermeßliches Gelächter erhob sich. Ein kleiner dicker Neunzehnjähriger mußte sich die Thränen abwischen.</p> <p>„Der Iversen! der Iversen!“ gluckste er krampfhaft.</p> <p>„Aber mit welchem Recht nennt sie sich denn Frau? der Titel kommt ihr doch nicht zu?“ meinte ein vorsichtiger Jurist.</p> <p>„Ja, es gab dann zuletzt noch eine Nothtaufe, wollt’ ich sagen Nothtrauung; als der ewige Bräutigam auf dem Sterbebett war, glaub’ ich. Aber er war schon ganz blöd und stumpf.“</p> <p>„Natürlich! sonst hätte er sich wohl gedrückt,“ hieß es.</p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0028]
Nun brach der Lärm erst recht los. Iversen saß betroffen da über das Lachen, das er entfesselt. „Es ist richtig! Sie ist es. Eben darum! Die ewige Braut! Ja, ja, so heißt sie. Und bei der wohnst du!“
„Wahrscheinlich ist es erst noch gar nicht dieselbe,“ sagte Iversen mit entschiedener Gelassenheit; „die Doktorin Röslin, bei der ich wohne, hat nichts Lächerliches.“
„Aber die ewige Braut heißt sie doch.“
„Unsinn, sie war verheirathet, ist jetzt wohl schon lange Wittwe, wenigstens sprach sie von ihrem Schwiegervater.“
„Nein, sie war nie verheirathet, sie war nur dreißig Jahre lang verlobt.“
Ein unermeßliches Gelächter erhob sich. Ein kleiner dicker Neunzehnjähriger mußte sich die Thränen abwischen.
„Der Iversen! der Iversen!“ gluckste er krampfhaft.
„Aber mit welchem Recht nennt sie sich denn Frau? der Titel kommt ihr doch nicht zu?“ meinte ein vorsichtiger Jurist.
„Ja, es gab dann zuletzt noch eine Nothtaufe, wollt’ ich sagen Nothtrauung; als der ewige Bräutigam auf dem Sterbebett war, glaub’ ich. Aber er war schon ganz blöd und stumpf.“
„Natürlich! sonst hätte er sich wohl gedrückt,“ hieß es.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/28 |
Zitationshilfe: | Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/28>, abgerufen am 23.07.2024. |