Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.Porzellanteller! Nein, lachen Sie nicht, es ist schon ein Fortschritt, früher dachte sie an gar nichts! Und dann dieser Heroismus, jede Woche zu mir laufen, ohne Wissen der Mutter Baronin, - das muß auch angeschlagen werden!" "Sie liebt Sie schwärmerisch," meinte Richard ironisch. Lore schüttelte den Kopf. "Sie sind ein schlechter Mensch, denken Sie sich doch einmal hinein in solch eine vergitterte, enge, arme Seele! Das ist doch nichts zu verspotten?" "Ich kann es einfach nicht, Fräulein," er sah sie mit schalkhaft leuchtenden Augen an, "und ich bin doch sehr vergnügt, daß sie weg ist!" "Aber Kaffee gibt's nicht," - eine leichte Befangenheit machte sie stocken - "nehmen Sie mit meinem Thee ohne Milch vorlieb, nicht einmal Zwieback kann ich Ihnen heut anbieten." Es klang ein bißchen betrübt. Er wollte sie trösten, aber das gab nun erst recht eine verlegene Rederei. "Ach," sagte sie, den Kopf zurückwerfend, "was drücken wir uns da um diese einfache Thatsache herum. Sie wissen's ja schon, daß ich arm bin, es ist nicht das erste Mal, daß mir ein erwartetes Honorar ausbleibt, und daß ich mein Brod ohne Butter esse!" Hausdörffer starrte sie entsetzt an. "So von der Hand in den Mund?" stammelte er. Porzellanteller! Nein, lachen Sie nicht, es ist schon ein Fortschritt, früher dachte sie an gar nichts! Und dann dieser Heroismus, jede Woche zu mir laufen, ohne Wissen der Mutter Baronin, – das muß auch angeschlagen werden!“ „Sie liebt Sie schwärmerisch,“ meinte Richard ironisch. Lore schüttelte den Kopf. „Sie sind ein schlechter Mensch, denken Sie sich doch einmal hinein in solch eine vergitterte, enge, arme Seele! Das ist doch nichts zu verspotten?“ „Ich kann es einfach nicht, Fräulein,“ er sah sie mit schalkhaft leuchtenden Augen an, „und ich bin doch sehr vergnügt, daß sie weg ist!“ „Aber Kaffee gibt’s nicht,“ – eine leichte Befangenheit machte sie stocken – „nehmen Sie mit meinem Thee ohne Milch vorlieb, nicht einmal Zwieback kann ich Ihnen heut anbieten.“ Es klang ein bißchen betrübt. Er wollte sie trösten, aber das gab nun erst recht eine verlegene Rederei. „Ach,“ sagte sie, den Kopf zurückwerfend, „was drücken wir uns da um diese einfache Thatsache herum. Sie wissen’s ja schon, daß ich arm bin, es ist nicht das erste Mal, daß mir ein erwartetes Honorar ausbleibt, und daß ich mein Brod ohne Butter esse!“ Hausdörffer starrte sie entsetzt an. „So von der Hand in den Mund?“ stammelte er. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0188" n="180"/> Porzellanteller! Nein, lachen Sie nicht, es ist schon ein Fortschritt, früher dachte sie an gar nichts! Und dann dieser Heroismus, jede Woche zu mir laufen, ohne Wissen der Mutter Baronin, – das muß auch angeschlagen werden!“</p> <p>„Sie liebt Sie schwärmerisch,“ meinte Richard ironisch.</p> <p>Lore schüttelte den Kopf. „Sie sind ein schlechter Mensch, denken Sie sich doch einmal hinein in solch eine vergitterte, enge, arme Seele! Das ist doch nichts zu verspotten?“</p> <p>„Ich kann es einfach nicht, Fräulein,“ er sah sie mit schalkhaft leuchtenden Augen an, „und ich bin doch sehr vergnügt, daß sie weg ist!“</p> <p>„Aber Kaffee gibt’s nicht,“ – eine leichte Befangenheit machte sie stocken – „nehmen Sie mit meinem Thee ohne Milch vorlieb, nicht einmal Zwieback kann ich Ihnen heut anbieten.“ Es klang ein bißchen betrübt. Er wollte sie trösten, aber das gab nun erst recht eine verlegene Rederei.</p> <p>„Ach,“ sagte sie, den Kopf zurückwerfend, „was drücken wir uns da um diese einfache Thatsache herum. Sie wissen’s ja schon, daß ich arm bin, es ist nicht das erste Mal, daß mir ein erwartetes Honorar ausbleibt, und daß ich mein Brod ohne Butter esse!“</p> <p>Hausdörffer starrte sie entsetzt an. „So von der Hand in den Mund?“ stammelte er.</p> </div> </body> </text> </TEI> [180/0188]
Porzellanteller! Nein, lachen Sie nicht, es ist schon ein Fortschritt, früher dachte sie an gar nichts! Und dann dieser Heroismus, jede Woche zu mir laufen, ohne Wissen der Mutter Baronin, – das muß auch angeschlagen werden!“
„Sie liebt Sie schwärmerisch,“ meinte Richard ironisch.
Lore schüttelte den Kopf. „Sie sind ein schlechter Mensch, denken Sie sich doch einmal hinein in solch eine vergitterte, enge, arme Seele! Das ist doch nichts zu verspotten?“
„Ich kann es einfach nicht, Fräulein,“ er sah sie mit schalkhaft leuchtenden Augen an, „und ich bin doch sehr vergnügt, daß sie weg ist!“
„Aber Kaffee gibt’s nicht,“ – eine leichte Befangenheit machte sie stocken – „nehmen Sie mit meinem Thee ohne Milch vorlieb, nicht einmal Zwieback kann ich Ihnen heut anbieten.“ Es klang ein bißchen betrübt. Er wollte sie trösten, aber das gab nun erst recht eine verlegene Rederei.
„Ach,“ sagte sie, den Kopf zurückwerfend, „was drücken wir uns da um diese einfache Thatsache herum. Sie wissen’s ja schon, daß ich arm bin, es ist nicht das erste Mal, daß mir ein erwartetes Honorar ausbleibt, und daß ich mein Brod ohne Butter esse!“
Hausdörffer starrte sie entsetzt an. „So von der Hand in den Mund?“ stammelte er.
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