Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.hatte sich über ihre Züge gebreitet. "Vor einer Woche sprachen Sie noch von Ihrer unverbrüchlichen Treue -" Sie schlug die Hände zusammen. "Gott im Himmel, wird denn solche Perfidie auch an geschützten jungen Mädchen verübt? Ach, wenn mein Mann noch lebte!" Hausdörffer ließ nun auch den Kopf hängen. "Und mit mir haben Sie kein Mitleid? Bin ich nicht auch enttäuscht? Ja, wenn ich ein leichtsinniger Mensch wäre! Aber sehen Sie, grade dann würde ich Toni unbekümmert heirathen, obgleich sie mich nicht liebt -" "Toni, die bereit ist Ihnen ihr junges Leben zu widmen!" fiel Mama grollend ein. "Und die nicht einen Funken Vertrauen zu mir hat! Ich bin ihr wie der erste Mensch von der Straße, irgend ein Mordbrenner! Dabei zufällig ihr Bräutigam! Nein - thun Sie mit mir, was Sie wollen, jetzt kann ich's nicht!" "Vertrauen! Und verdienten Sie es denn, Herr!" schrie die Mutter, "liefern Sie mir nicht den Beweis, daß ich recht that, mein Kind noch immer zu warnen? Zwei schöne gestohlene Jahre?" Sie verstummte. "Gut!" sagte sie plötzlich eiskalt, "die Sache ist erledigt. Ich kann mich nicht weiter wegwerfen. Das übrige wird mein Sachwalter mit Ihnen auszumachen haben, Sie sollen nicht zu leichten Kaufs davon kommen." Sie hatte hochrothe Flecke auf den Backen, und hatte sich über ihre Züge gebreitet. „Vor einer Woche sprachen Sie noch von Ihrer unverbrüchlichen Treue –“ Sie schlug die Hände zusammen. „Gott im Himmel, wird denn solche Perfidie auch an geschützten jungen Mädchen verübt? Ach, wenn mein Mann noch lebte!“ Hausdörffer ließ nun auch den Kopf hängen. „Und mit mir haben Sie kein Mitleid? Bin ich nicht auch enttäuscht? Ja, wenn ich ein leichtsinniger Mensch wäre! Aber sehen Sie, grade dann würde ich Toni unbekümmert heirathen, obgleich sie mich nicht liebt –“ „Toni, die bereit ist Ihnen ihr junges Leben zu widmen!“ fiel Mama grollend ein. „Und die nicht einen Funken Vertrauen zu mir hat! Ich bin ihr wie der erste Mensch von der Straße, irgend ein Mordbrenner! Dabei zufällig ihr Bräutigam! Nein – thun Sie mit mir, was Sie wollen, jetzt kann ich’s nicht!“ „Vertrauen! Und verdienten Sie es denn, Herr!“ schrie die Mutter, „liefern Sie mir nicht den Beweis, daß ich recht that, mein Kind noch immer zu warnen? Zwei schöne gestohlene Jahre?“ Sie verstummte. „Gut!“ sagte sie plötzlich eiskalt, „die Sache ist erledigt. Ich kann mich nicht weiter wegwerfen. Das übrige wird mein Sachwalter mit Ihnen auszumachen haben, Sie sollen nicht zu leichten Kaufs davon kommen.“ Sie hatte hochrothe Flecke auf den Backen, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0175" n="167"/> hatte sich über ihre Züge gebreitet. „Vor einer Woche sprachen Sie noch von Ihrer unverbrüchlichen Treue –“ Sie schlug die Hände zusammen. „Gott im Himmel, wird denn solche Perfidie auch an geschützten jungen Mädchen verübt? Ach, wenn mein Mann noch lebte!“</p> <p>Hausdörffer ließ nun auch den Kopf hängen. „Und mit mir haben Sie kein Mitleid? Bin ich nicht auch enttäuscht? Ja, wenn ich ein leichtsinniger Mensch wäre! Aber sehen Sie, grade dann würde ich Toni unbekümmert heirathen, obgleich sie mich nicht liebt –“</p> <p>„Toni, die bereit ist Ihnen ihr junges Leben zu widmen!“ fiel Mama grollend ein.</p> <p>„Und die nicht einen Funken Vertrauen zu mir hat! Ich bin ihr wie der erste Mensch von der Straße, irgend ein Mordbrenner! Dabei zufällig ihr Bräutigam! Nein – thun Sie mit mir, was Sie wollen, jetzt kann ich’s nicht!“</p> <p>„Vertrauen! Und verdienten Sie es denn, Herr!“ schrie die Mutter, „liefern Sie mir nicht den Beweis, daß ich recht that, mein Kind noch immer zu warnen? Zwei schöne gestohlene Jahre?“ Sie verstummte. „Gut!“ sagte sie plötzlich eiskalt, „die Sache ist erledigt. Ich kann mich nicht weiter wegwerfen. Das übrige wird mein Sachwalter mit Ihnen auszumachen haben, Sie sollen nicht zu leichten Kaufs davon kommen.“</p> <p>Sie hatte hochrothe Flecke auf den Backen, und </p> </div> </body> </text> </TEI> [167/0175]
hatte sich über ihre Züge gebreitet. „Vor einer Woche sprachen Sie noch von Ihrer unverbrüchlichen Treue –“ Sie schlug die Hände zusammen. „Gott im Himmel, wird denn solche Perfidie auch an geschützten jungen Mädchen verübt? Ach, wenn mein Mann noch lebte!“
Hausdörffer ließ nun auch den Kopf hängen. „Und mit mir haben Sie kein Mitleid? Bin ich nicht auch enttäuscht? Ja, wenn ich ein leichtsinniger Mensch wäre! Aber sehen Sie, grade dann würde ich Toni unbekümmert heirathen, obgleich sie mich nicht liebt –“
„Toni, die bereit ist Ihnen ihr junges Leben zu widmen!“ fiel Mama grollend ein.
„Und die nicht einen Funken Vertrauen zu mir hat! Ich bin ihr wie der erste Mensch von der Straße, irgend ein Mordbrenner! Dabei zufällig ihr Bräutigam! Nein – thun Sie mit mir, was Sie wollen, jetzt kann ich’s nicht!“
„Vertrauen! Und verdienten Sie es denn, Herr!“ schrie die Mutter, „liefern Sie mir nicht den Beweis, daß ich recht that, mein Kind noch immer zu warnen? Zwei schöne gestohlene Jahre?“ Sie verstummte. „Gut!“ sagte sie plötzlich eiskalt, „die Sache ist erledigt. Ich kann mich nicht weiter wegwerfen. Das übrige wird mein Sachwalter mit Ihnen auszumachen haben, Sie sollen nicht zu leichten Kaufs davon kommen.“
Sie hatte hochrothe Flecke auf den Backen, und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |