Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht weiter um sie bekümmerte. Die Hündin seines
Onkels, eine sehr zänkische, bissige, alte Jungfer ver¬
liebte sich sterblich in den Don Juan und starb an
gebrochenem Herzen. Der Teckel wurde schließlich von
einer Dogge todtgebissen, und sein Herr wollte nun
keinen Hund wieder haben. Es war Alles sehr spa߬
haft, wie er es erzählte, aber ich konnte doch nicht
so recht darüber lachen. Ich sagte ihm, ich möchte
lieber treue Hunde, wie Putzi, die andern verdienten
gar nicht den edlen Hundenamen; Putzi würde gewiß
sterben, wenn ich stürbe, und er solle sich nur ruhig
wieder einen Hund anschaffen, einen wie Putzi. Aber
er sagte, solchen fände er doch nicht. Nachher kamen
Papa und Mama auch aus ihren Zimmern auf den
Balkon heraus, und wir plauderten alle vier ganz
gemüthlich. Ich habe meistens zugehört, Papa sprach
mit dem Maler über italienische Kunst und das in¬
teressirte mich sehr. Herr Schmidthammer kennt die
meisten Maler und Zeichner in München und erzählte
uns viel Lustiges aus dem Künstlerleben, -- er war
ganz verwundert, daß wir noch so wenig davon gesehen
haben, obwohl wir schon bald ein Jahr dort leben.
Er hat Papa um Erlaubniß gebeten, uns in Mün¬
chen besuchen zu dürfen, und so werdet Ihr ihn ja
nun auch bald kennen lernen. Er ist noch etwas
größer als Rudi, sieht ihm überhaupt gar nicht ähn¬
lich, und doch fühle ich mich so zu ihm hingezogen,

Frapan, Bittersüß. 15

nicht weiter um ſie bekümmerte. Die Hündin ſeines
Onkels, eine ſehr zänkiſche, biſſige, alte Jungfer ver¬
liebte ſich ſterblich in den Don Juan und ſtarb an
gebrochenem Herzen. Der Teckel wurde ſchließlich von
einer Dogge todtgebiſſen, und ſein Herr wollte nun
keinen Hund wieder haben. Es war Alles ſehr ſpa߬
haft, wie er es erzählte, aber ich konnte doch nicht
ſo recht darüber lachen. Ich ſagte ihm, ich möchte
lieber treue Hunde, wie Putzi, die andern verdienten
gar nicht den edlen Hundenamen; Putzi würde gewiß
ſterben, wenn ich ſtürbe, und er ſolle ſich nur ruhig
wieder einen Hund anſchaffen, einen wie Putzi. Aber
er ſagte, ſolchen fände er doch nicht. Nachher kamen
Papa und Mama auch aus ihren Zimmern auf den
Balkon heraus, und wir plauderten alle vier ganz
gemüthlich. Ich habe meiſtens zugehört, Papa ſprach
mit dem Maler über italieniſche Kunſt und das in¬
tereſſirte mich ſehr. Herr Schmidthammer kennt die
meiſten Maler und Zeichner in München und erzählte
uns viel Luſtiges aus dem Künſtlerleben, — er war
ganz verwundert, daß wir noch ſo wenig davon geſehen
haben, obwohl wir ſchon bald ein Jahr dort leben.
Er hat Papa um Erlaubniß gebeten, uns in Mün¬
chen beſuchen zu dürfen, und ſo werdet Ihr ihn ja
nun auch bald kennen lernen. Er iſt noch etwas
größer als Rudi, ſieht ihm überhaupt gar nicht ähn¬
lich, und doch fühle ich mich ſo zu ihm hingezogen,

Frapan, Bitterſüß. 15
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="letter" n="2">
          <p><pb facs="#f0241" n="225"/>
nicht weiter um &#x017F;ie bekümmerte. Die Hündin &#x017F;eines<lb/>
Onkels, eine &#x017F;ehr zänki&#x017F;che, bi&#x017F;&#x017F;ige, alte Jungfer ver¬<lb/>
liebte &#x017F;ich &#x017F;terblich in den Don Juan und &#x017F;tarb an<lb/>
gebrochenem Herzen. Der Teckel wurde &#x017F;chließlich von<lb/>
einer Dogge todtgebi&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;ein Herr wollte nun<lb/>
keinen Hund wieder haben. Es war Alles &#x017F;ehr &#x017F;pa߬<lb/>
haft, wie er es erzählte, aber ich konnte doch nicht<lb/>
&#x017F;o recht darüber lachen. Ich &#x017F;agte ihm, ich möchte<lb/>
lieber treue Hunde, wie Putzi, die andern verdienten<lb/>
gar nicht den edlen Hundenamen; Putzi würde gewiß<lb/>
&#x017F;terben, wenn ich &#x017F;türbe, und er &#x017F;olle &#x017F;ich nur ruhig<lb/>
wieder einen Hund an&#x017F;chaffen, einen wie Putzi. Aber<lb/>
er &#x017F;agte, &#x017F;olchen fände er doch nicht. Nachher kamen<lb/>
Papa und Mama auch aus ihren Zimmern auf den<lb/>
Balkon heraus, und wir plauderten alle vier ganz<lb/>
gemüthlich. Ich habe mei&#x017F;tens zugehört, Papa &#x017F;prach<lb/>
mit dem Maler über italieni&#x017F;che Kun&#x017F;t und das in¬<lb/>
tere&#x017F;&#x017F;irte mich &#x017F;ehr. Herr Schmidthammer kennt die<lb/>
mei&#x017F;ten Maler und Zeichner in München und erzählte<lb/>
uns viel Lu&#x017F;tiges aus dem Kün&#x017F;tlerleben, &#x2014; er war<lb/>
ganz verwundert, daß wir noch &#x017F;o wenig davon ge&#x017F;ehen<lb/>
haben, obwohl wir &#x017F;chon bald ein Jahr dort leben.<lb/>
Er hat Papa um Erlaubniß gebeten, uns in Mün¬<lb/>
chen be&#x017F;uchen zu dürfen, und &#x017F;o werdet Ihr ihn ja<lb/>
nun auch bald kennen lernen. Er i&#x017F;t noch etwas<lb/>
größer als Rudi, &#x017F;ieht ihm überhaupt gar nicht ähn¬<lb/>
lich, und doch fühle ich mich &#x017F;o zu ihm hingezogen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Frapan</hi>, Bitter&#x017F;üß. 15<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0241] nicht weiter um ſie bekümmerte. Die Hündin ſeines Onkels, eine ſehr zänkiſche, biſſige, alte Jungfer ver¬ liebte ſich ſterblich in den Don Juan und ſtarb an gebrochenem Herzen. Der Teckel wurde ſchließlich von einer Dogge todtgebiſſen, und ſein Herr wollte nun keinen Hund wieder haben. Es war Alles ſehr ſpa߬ haft, wie er es erzählte, aber ich konnte doch nicht ſo recht darüber lachen. Ich ſagte ihm, ich möchte lieber treue Hunde, wie Putzi, die andern verdienten gar nicht den edlen Hundenamen; Putzi würde gewiß ſterben, wenn ich ſtürbe, und er ſolle ſich nur ruhig wieder einen Hund anſchaffen, einen wie Putzi. Aber er ſagte, ſolchen fände er doch nicht. Nachher kamen Papa und Mama auch aus ihren Zimmern auf den Balkon heraus, und wir plauderten alle vier ganz gemüthlich. Ich habe meiſtens zugehört, Papa ſprach mit dem Maler über italieniſche Kunſt und das in¬ tereſſirte mich ſehr. Herr Schmidthammer kennt die meiſten Maler und Zeichner in München und erzählte uns viel Luſtiges aus dem Künſtlerleben, — er war ganz verwundert, daß wir noch ſo wenig davon geſehen haben, obwohl wir ſchon bald ein Jahr dort leben. Er hat Papa um Erlaubniß gebeten, uns in Mün¬ chen beſuchen zu dürfen, und ſo werdet Ihr ihn ja nun auch bald kennen lernen. Er iſt noch etwas größer als Rudi, ſieht ihm überhaupt gar nicht ähn¬ lich, und doch fühle ich mich ſo zu ihm hingezogen, Frapan, Bitterſüß. 15

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/241
Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/241>, abgerufen am 15.10.2024.