"Monika!" rief der Unteroffizier halblaut, indem er sich auf einen der Steinblöcke schwang, die das Gitter trugen. Das Mädchen schien aber nicht ge¬ hört zu haben, obschon sie ziemlich nahe stand. Laut zu rufen getraute er sich nicht, er fürchtete den Spott der Wegarbeiter. So stand er und schaute. Ein hellgrüner Zwergwald von Salatstauden zum Ver¬ setzen bedeckte eins der Beete; über die anderen mit ihrer schwarzen, krümeligen, aufgelockerten Erde waren pünktlich in Reihen Fäden gespannt, damit die jun¬ gen Setzlinge in regelmäßigen Abständen ihre neuen Plätze fänden, wo sie Haupt und Wurzel dehnen und strecken konnten. Junge Pfirsichstämme mit grünen, flaumigen, nußgroßen Früchtchen zwischen dem blanken Laub standen in den Gemüsebeeten; doch war der Raum nicht bloß dem Nutzen unterthänig; um den Rabattenrand zogen sich blüthenschwere Rosenstöcke, nicht eben die edelsten, aber dafür die dankbarsten Sorten, -- besonders das Bäumchen, neben dem sich jetzt das Mädchen mit ihrem Setzling bückte, breitete sich weit wie eine Laube über den Weg mit seinen zahllosen, vollen, kleinen, weißen Rosen und den kuge¬ ligen, rothen Knospen. Der Unteroffizier war auch ein Gartenfreund, und der Anblick der sorgsam ge¬ pflegten Stelle mit der schönen Pflegerin inmitten that ihm so wohl, daß er eine ganze Weile stand und zuschaute, ehe er wieder rief. Wie die Monika
„Monika!“ rief der Unteroffizier halblaut, indem er ſich auf einen der Steinblöcke ſchwang, die das Gitter trugen. Das Mädchen ſchien aber nicht ge¬ hört zu haben, obſchon ſie ziemlich nahe ſtand. Laut zu rufen getraute er ſich nicht, er fürchtete den Spott der Wegarbeiter. So ſtand er und ſchaute. Ein hellgrüner Zwergwald von Salatſtauden zum Ver¬ ſetzen bedeckte eins der Beete; über die anderen mit ihrer ſchwarzen, krümeligen, aufgelockerten Erde waren pünktlich in Reihen Fäden geſpannt, damit die jun¬ gen Setzlinge in regelmäßigen Abſtänden ihre neuen Plätze fänden, wo ſie Haupt und Wurzel dehnen und ſtrecken konnten. Junge Pfirſichſtämme mit grünen, flaumigen, nußgroßen Früchtchen zwiſchen dem blanken Laub ſtanden in den Gemüſebeeten; doch war der Raum nicht bloß dem Nutzen unterthänig; um den Rabattenrand zogen ſich blüthenſchwere Roſenſtöcke, nicht eben die edelſten, aber dafür die dankbarſten Sorten, — beſonders das Bäumchen, neben dem ſich jetzt das Mädchen mit ihrem Setzling bückte, breitete ſich weit wie eine Laube über den Weg mit ſeinen zahlloſen, vollen, kleinen, weißen Roſen und den kuge¬ ligen, rothen Knoſpen. Der Unteroffizier war auch ein Gartenfreund, und der Anblick der ſorgſam ge¬ pflegten Stelle mit der ſchönen Pflegerin inmitten that ihm ſo wohl, daß er eine ganze Weile ſtand und zuſchaute, ehe er wieder rief. Wie die Monika
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„Monika!“ rief der Unteroffizier halblaut, indem
er ſich auf einen der Steinblöcke ſchwang, die das
Gitter trugen. Das Mädchen ſchien aber nicht ge¬
hört zu haben, obſchon ſie ziemlich nahe ſtand. Laut
zu rufen getraute er ſich nicht, er fürchtete den Spott
der Wegarbeiter. So ſtand er und ſchaute. Ein
hellgrüner Zwergwald von Salatſtauden zum Ver¬
ſetzen bedeckte eins der Beete; über die anderen mit
ihrer ſchwarzen, krümeligen, aufgelockerten Erde waren
pünktlich in Reihen Fäden geſpannt, damit die jun¬
gen Setzlinge in regelmäßigen Abſtänden ihre neuen
Plätze fänden, wo ſie Haupt und Wurzel dehnen und
ſtrecken konnten. Junge Pfirſichſtämme mit grünen,
flaumigen, nußgroßen Früchtchen zwiſchen dem blanken
Laub ſtanden in den Gemüſebeeten; doch war der
Raum nicht bloß dem Nutzen unterthänig; um den
Rabattenrand zogen ſich blüthenſchwere Roſenſtöcke,
nicht eben die edelſten, aber dafür die dankbarſten
Sorten, — beſonders das Bäumchen, neben dem ſich
jetzt das Mädchen mit ihrem Setzling bückte, breitete
ſich weit wie eine Laube über den Weg mit ſeinen
zahlloſen, vollen, kleinen, weißen Roſen und den kuge¬
ligen, rothen Knoſpen. Der Unteroffizier war auch
ein Gartenfreund, und der Anblick der ſorgſam ge¬
pflegten Stelle mit der ſchönen Pflegerin inmitten
that ihm ſo wohl, daß er eine ganze Weile ſtand
und zuſchaute, ehe er wieder rief. Wie die Monika
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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/167>, abgerufen am 24.11.2024.
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