Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.-- es ist eine gute Milch, frisch gemolken, da müßt "Und hier bist Du!" sagte Loni, noch immer "Hier bin ich." Ein kleines Kind kam heran und legte ihr ein "Sie sind wohl recht brav und haben Dich lieb, "'s passirt," erwiderte Marianne lächelnd und Das Wort schien ein Lockruf zu sein. Mehr Marianne gab den Ton an, dann begannen sie, — es iſt eine gute Milch, friſch gemolken, da müßt „Und hier biſt Du!“ ſagte Loni, noch immer „Hier bin ich.“ Ein kleines Kind kam heran und legte ihr ein „Sie ſind wohl recht brav und haben Dich lieb, „'s paſſirt,“ erwiderte Marianne lächelnd und Das Wort ſchien ein Lockruf zu ſein. Mehr Marianne gab den Ton an, dann begannen ſie, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0156" n="140"/> — es iſt eine gute Milch, friſch gemolken, da müßt<lb/> Ihr mithalten,“ ſagte Marianne eifrig und machte<lb/> dem Paare Platz auf der Bank.</p><lb/> <p>„Und hier biſt Du!“ ſagte Loni, noch immer<lb/> verwundert.</p><lb/> <p>„Hier bin ich.“</p><lb/> <p>Ein kleines Kind kam heran und legte ihr ein<lb/> Sträußchen in den Schoß. Ein anderes umklam¬<lb/> merte, hinter der Bank ſtehend, ihren Hals. Mari¬<lb/> anne legte ihre Hand auf die zwei verſchlungenen<lb/> Kinderhändchen und ſah den Freunden ruhig in die<lb/> Augen.</p><lb/> <p>„Sie ſind wohl recht brav und haben Dich lieb,<lb/> gelt?“ meinte Loni.</p><lb/> <p>„'s paſſirt,“ erwiderte Marianne lächelnd und<lb/> den kleinen Kopf ſtreichelnd, der ſich von hinten jetzt<lb/> auf ihre Schulter legte. „Sie können auch ſingen.“</p><lb/> <p>Das Wort ſchien ein Lockruf zu ſein. Mehr<lb/> Kinder kamen heran und ſtellten ſich um die Bank<lb/> auf. Einige taſteten ſich mühſam vorwärts, aber<lb/> immer war ein Schweſterärmchen da, das zu rechter<lb/> Zeit half und ſtützte. Die älteren Zöglinge bewegten<lb/> ſich mit ziemlicher Sicherheit.</p><lb/> <p>Marianne gab den Ton an, dann begannen ſie,<lb/> hell und rein wie Vögel und ebenſo froh; die noch<lb/> am Boden gekauert hatten, richteten ſich nacheinander<lb/> auf und fielen ein: „Gang i ans Brünnele, trink<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [140/0156]
— es iſt eine gute Milch, friſch gemolken, da müßt
Ihr mithalten,“ ſagte Marianne eifrig und machte
dem Paare Platz auf der Bank.
„Und hier biſt Du!“ ſagte Loni, noch immer
verwundert.
„Hier bin ich.“
Ein kleines Kind kam heran und legte ihr ein
Sträußchen in den Schoß. Ein anderes umklam¬
merte, hinter der Bank ſtehend, ihren Hals. Mari¬
anne legte ihre Hand auf die zwei verſchlungenen
Kinderhändchen und ſah den Freunden ruhig in die
Augen.
„Sie ſind wohl recht brav und haben Dich lieb,
gelt?“ meinte Loni.
„'s paſſirt,“ erwiderte Marianne lächelnd und
den kleinen Kopf ſtreichelnd, der ſich von hinten jetzt
auf ihre Schulter legte. „Sie können auch ſingen.“
Das Wort ſchien ein Lockruf zu ſein. Mehr
Kinder kamen heran und ſtellten ſich um die Bank
auf. Einige taſteten ſich mühſam vorwärts, aber
immer war ein Schweſterärmchen da, das zu rechter
Zeit half und ſtützte. Die älteren Zöglinge bewegten
ſich mit ziemlicher Sicherheit.
Marianne gab den Ton an, dann begannen ſie,
hell und rein wie Vögel und ebenſo froh; die noch
am Boden gekauert hatten, richteten ſich nacheinander
auf und fielen ein: „Gang i ans Brünnele, trink
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