Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.ein Hündchen oder Kätzchen, das ein Recht hat auf Leo kam ihm entgegen, es schien, daß er eine "Fräulein Marianne?" sagte er erwartungsvoll. "Sie war nicht hier?" rief Alfred, von einer Der Junge schüttelte den Kopf. "Es hat mich Alfred schlug die Thür hinter ihm zu und warf "Die Emerenz hat gesagt, das Fräulein sei fort." "Wo ist die Emerenz?" rief Alfred aufspringend. "Sie ist schon wieder weg, und die Hausfrau Alfred nahm ihn kopfnickend, wie etwas Er¬ "Ich bin nicht schwach, geliebter Freund, aber ein Hündchen oder Kätzchen, das ein Recht hat auf Leo kam ihm entgegen, es ſchien, daß er eine „Fräulein Marianne?“ ſagte er erwartungsvoll. „Sie war nicht hier?“ rief Alfred, von einer Der Junge ſchüttelte den Kopf. „Es hat mich Alfred ſchlug die Thür hinter ihm zu und warf „Die Emerenz hat geſagt, das Fräulein ſei fort.“ „Wo iſt die Emerenz?“ rief Alfred aufſpringend. „Sie iſt ſchon wieder weg, und die Hausfrau Alfred nahm ihn kopfnickend, wie etwas Er¬ „Ich bin nicht ſchwach, geliebter Freund, aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0150" n="134"/> ein Hündchen oder Kätzchen, das ein Recht hat auf<lb/> den Eintritt.</p><lb/> <p>Leo kam ihm entgegen, es ſchien, daß er eine<lb/> Frage in ſeinem dicken Kopf bewege.</p><lb/> <p>„Fräulein Marianne?“ ſagte er erwartungsvoll.</p><lb/> <p>„Sie war nicht hier?“ rief Alfred, von einer<lb/> blaſſen Hoffnung erfaßt.</p><lb/> <p>Der Junge ſchüttelte den Kopf. „Es hat mich<lb/> ſelbſt gewundert.“</p><lb/> <p>Alfred ſchlug die Thür hinter ihm zu und warf<lb/> ſich in einen Stuhl. Doch war kaum eine Minute<lb/> vergangen, ſo ward die Thür wieder geöffnet, und<lb/> der Junge guckte herein:</p><lb/> <p>„Die Emerenz hat geſagt, das Fräulein ſei fort.“</p><lb/> <p>„Wo iſt die Emerenz?“ rief Alfred aufſpringend.</p><lb/> <p>„Sie iſt ſchon wieder weg, und die Hausfrau<lb/> hat mir den Brief da geben.“</p><lb/> <p>Alfred nahm ihn kopfnickend, wie etwas Er¬<lb/> wartetes. Als er ihn aber entfaltete und las, all die<lb/> Liebe und Zärtlichkeit, die ein blutendes Herz in<lb/> dieſe Blätter gelegt, da brach er ganz zuſammen und<lb/> rief mit tauſend Schmerzen nach der Geliebten und<lb/> Verlorenen. Warum verloren? Ach, da ſtand es<lb/> nur zu klar:</p><lb/> <p>„Ich bin nicht ſchwach, geliebter Freund, aber<lb/> doch auch nicht ſtark genug, um noch einmal Dein<lb/> Zurückſchaudern zu ertragen, wenn Du mich erblick¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [134/0150]
ein Hündchen oder Kätzchen, das ein Recht hat auf
den Eintritt.
Leo kam ihm entgegen, es ſchien, daß er eine
Frage in ſeinem dicken Kopf bewege.
„Fräulein Marianne?“ ſagte er erwartungsvoll.
„Sie war nicht hier?“ rief Alfred, von einer
blaſſen Hoffnung erfaßt.
Der Junge ſchüttelte den Kopf. „Es hat mich
ſelbſt gewundert.“
Alfred ſchlug die Thür hinter ihm zu und warf
ſich in einen Stuhl. Doch war kaum eine Minute
vergangen, ſo ward die Thür wieder geöffnet, und
der Junge guckte herein:
„Die Emerenz hat geſagt, das Fräulein ſei fort.“
„Wo iſt die Emerenz?“ rief Alfred aufſpringend.
„Sie iſt ſchon wieder weg, und die Hausfrau
hat mir den Brief da geben.“
Alfred nahm ihn kopfnickend, wie etwas Er¬
wartetes. Als er ihn aber entfaltete und las, all die
Liebe und Zärtlichkeit, die ein blutendes Herz in
dieſe Blätter gelegt, da brach er ganz zuſammen und
rief mit tauſend Schmerzen nach der Geliebten und
Verlorenen. Warum verloren? Ach, da ſtand es
nur zu klar:
„Ich bin nicht ſchwach, geliebter Freund, aber
doch auch nicht ſtark genug, um noch einmal Dein
Zurückſchaudern zu ertragen, wenn Du mich erblick¬
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