Während des Angriffs auf das Lager von Neuhorn¬ bach, wo er im Gefolge des verwegen vordringenden Königs sich allzuweit vorgewagt, und über dem Ver¬ bande eines feindlichen schwer Verwundeten aufgehal¬ ten hat, geräth er in französische Hand. Er wird nach Paris gebracht; sein guter Stern will, daß es eine einem Conventsmitgliede verwandte, einflußreiche Per¬ sönlichkeit ist, die ihm das Leben verdankt; sie erwirkt ihm die Freiheit, sich in Instituten und Spitälern umzuthun. Die große, wildbewegte Hauptstadt, die zahlreichen Opfer der Schlachtfelder, ja nicht zum Ge¬ ringsten die der Henkerbühne werden eine Vorlage für den energischen Trieb. Selber inmitten dieser tumul¬ tuarischen Welt fällt hin und wieder ein beachtender Blick auf den rastlos forschenden Fremden.
"Der Frieden von Basel führte die ausgewech¬ selten Gefangenen in ihr Vaterland zurück. Auch un¬ ser Doctor hatte die Freiheit, zu gehen. Aber er blieb. "Was wollen Sie," sagte er mir, "der Arzt, als solcher, unterscheidet nicht Heimische und Fremde, nicht Freund und Feind. Er unterscheidet nur Ge¬ sunde und Kranke, Gebrechliche und Heile als Material, und sucht, so lange er lernt, das günstigste Terrain für seine Kunst und Pflicht." Freiwillig begleitete er
Während des Angriffs auf das Lager von Neuhorn¬ bach, wo er im Gefolge des verwegen vordringenden Königs ſich allzuweit vorgewagt, und über dem Ver¬ bande eines feindlichen ſchwer Verwundeten aufgehal¬ ten hat, geräth er in franzöſiſche Hand. Er wird nach Paris gebracht; ſein guter Stern will, daß es eine einem Conventsmitgliede verwandte, einflußreiche Per¬ ſönlichkeit iſt, die ihm das Leben verdankt; ſie erwirkt ihm die Freiheit, ſich in Inſtituten und Spitälern umzuthun. Die große, wildbewegte Hauptſtadt, die zahlreichen Opfer der Schlachtfelder, ja nicht zum Ge¬ ringſten die der Henkerbühne werden eine Vorlage für den energiſchen Trieb. Selber inmitten dieſer tumul¬ tuariſchen Welt fällt hin und wieder ein beachtender Blick auf den raſtlos forſchenden Fremden.
„Der Frieden von Baſel führte die ausgewech¬ ſelten Gefangenen in ihr Vaterland zurück. Auch un¬ ſer Doctor hatte die Freiheit, zu gehen. Aber er blieb. „Was wollen Sie,“ ſagte er mir, „der Arzt, als ſolcher, unterſcheidet nicht Heimiſche und Fremde, nicht Freund und Feind. Er unterſcheidet nur Ge¬ ſunde und Kranke, Gebrechliche und Heile als Material, und ſucht, ſo lange er lernt, das günſtigſte Terrain für ſeine Kunſt und Pflicht.“ Freiwillig begleitete er
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Während des Angriffs auf das Lager von Neuhorn¬
bach, wo er im Gefolge des verwegen vordringenden
Königs ſich allzuweit vorgewagt, und über dem Ver¬
bande eines feindlichen ſchwer Verwundeten aufgehal¬
ten hat, geräth er in franzöſiſche Hand. Er wird nach
Paris gebracht; ſein guter Stern will, daß es eine
einem Conventsmitgliede verwandte, einflußreiche Per¬
ſönlichkeit iſt, die ihm das Leben verdankt; ſie erwirkt
ihm die Freiheit, ſich in Inſtituten und Spitälern
umzuthun. Die große, wildbewegte Hauptſtadt, die
zahlreichen Opfer der Schlachtfelder, ja nicht zum Ge¬
ringſten die der Henkerbühne werden eine Vorlage für
den energiſchen Trieb. Selber inmitten dieſer tumul¬
tuariſchen Welt fällt hin und wieder ein beachtender
Blick auf den raſtlos forſchenden Fremden.
„Der Frieden von Baſel führte die ausgewech¬
ſelten Gefangenen in ihr Vaterland zurück. Auch un¬
ſer Doctor hatte die Freiheit, zu gehen. Aber er
blieb. „Was wollen Sie,“ ſagte er mir, „der Arzt,
als ſolcher, unterſcheidet nicht Heimiſche und Fremde,
nicht Freund und Feind. Er unterſcheidet nur Ge¬
ſunde und Kranke, Gebrechliche und Heile als Material,
und ſucht, ſo lange er lernt, das günſtigſte Terrain
für ſeine Kunſt und Pflicht.“ Freiwillig begleitete er
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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin02_1871/77>, abgerufen am 25.11.2024.
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