François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.derin? Nichts von alledem ist ihr bewußt; aber heute Ich öffnete das Fenster, benetzte die Erstarrte Aber die böse Stunde verrann. Ein erwärmen¬ derin? Nichts von alledem iſt ihr bewußt; aber heute Ich öffnete das Fenſter, benetzte die Erſtarrte Aber die böſe Stunde verrann. Ein erwärmen¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="16"/> derin? Nichts von alledem iſt ihr bewußt; aber heute<lb/> noch fühlt ſie den Schauer, der ſie in jenem Augen¬<lb/> blicke überrieſelte, den Schauer neuerwachenden Lebens<lb/> nach dem gellenden Todesſchrei. Nein, er war nicht<lb/> todt, nicht völlig todt; eine Spur von ihm lebte, und<lb/> ich beneidete das glückſelige Weib, dem ſeine Liebe ſie<lb/> eingeprägt hatte!</p><lb/> <p>Ich öffnete das Fenſter, benetzte die Erſtarrte<lb/> mit kölniſchem Waſſer, hauchte meinen Athem auf ihre<lb/> Lippen; mit Todesangſt fühlte ich ihren Puls und<lb/> hätte auch ſchreien mögen vor Entzücken, als ich den<lb/> erſten matten Schlag ſpürte. Endlich ſchlug ſie die<lb/> Augen auf und ſchaute wirr umher, wie beim Er¬<lb/> wachen aus einem entſetzlichen Traum. Jetzt fiel ihr<lb/> Blick auf mich, und es war ein markerſchütternder<lb/> Schrei, der das rückkehrende Bewußtſein verkündete.<lb/> Gleich einer Wahnſinnigen ſprang ſie aus dem Bett,<lb/> wand ſich am Boden mit entblößtem Buſen und zer¬<lb/> rauftem Haar: „Tödte mich, tödte mich, Hardine!“<lb/> gellte das verzweifelnde Weib.</p><lb/> <p>Aber die böſe Stunde verrann. Ein erwärmen¬<lb/> des Feuer praſſelte im Ofen, die Lampe brannte ruhig<lb/> auf dem Tiſch. Dorothee lag eingehüllt im Bett; ihre<lb/> Thränen rieſelten über die bleichen Wangen und:<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0020]
derin? Nichts von alledem iſt ihr bewußt; aber heute
noch fühlt ſie den Schauer, der ſie in jenem Augen¬
blicke überrieſelte, den Schauer neuerwachenden Lebens
nach dem gellenden Todesſchrei. Nein, er war nicht
todt, nicht völlig todt; eine Spur von ihm lebte, und
ich beneidete das glückſelige Weib, dem ſeine Liebe ſie
eingeprägt hatte!
Ich öffnete das Fenſter, benetzte die Erſtarrte
mit kölniſchem Waſſer, hauchte meinen Athem auf ihre
Lippen; mit Todesangſt fühlte ich ihren Puls und
hätte auch ſchreien mögen vor Entzücken, als ich den
erſten matten Schlag ſpürte. Endlich ſchlug ſie die
Augen auf und ſchaute wirr umher, wie beim Er¬
wachen aus einem entſetzlichen Traum. Jetzt fiel ihr
Blick auf mich, und es war ein markerſchütternder
Schrei, der das rückkehrende Bewußtſein verkündete.
Gleich einer Wahnſinnigen ſprang ſie aus dem Bett,
wand ſich am Boden mit entblößtem Buſen und zer¬
rauftem Haar: „Tödte mich, tödte mich, Hardine!“
gellte das verzweifelnde Weib.
Aber die böſe Stunde verrann. Ein erwärmen¬
des Feuer praſſelte im Ofen, die Lampe brannte ruhig
auf dem Tiſch. Dorothee lag eingehüllt im Bett; ihre
Thränen rieſelten über die bleichen Wangen und:
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