François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.Bruchstücke schon während der vorjährigen Mobil¬ Mehr aber als diese actuellen Anschauungen war es Bruchſtücke ſchon während der vorjährigen Mobil¬ Mehr aber als dieſe actuellen Anſchauungen war es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0121" n="117"/> Bruchſtücke ſchon während der vorjährigen Mobil¬<lb/> machung hatte kennen lernen, zog durch unſere Straßen,<lb/> dem unfernen Hauptquartier entgegen. Mit natür¬<lb/> lichem Scharfblick für alles Praktiſche und als Sol¬<lb/> datenkind mit manchen militairiſchen Bedürfnißfragen<lb/> vertraut, mußten mir während dieſer Eindrücke Be¬<lb/> denken aufſteigen, welche die Folgezeit nur all zu<lb/> deutlich gerechtfertigt hat.</p><lb/> <p>Mehr aber als dieſe actuellen Anſchauungen war es<lb/> eine nachſchleichende Erinnerung, welche ſich unheilweiſ¬<lb/> ſagend zwiſchen den bunten Wechſel drängte. Ich ſah<lb/> und hörte die cavalière Laune unter den Epigonen<lb/> aus Friedrichs Heldenſchule, die einzige Stimmung,<lb/> welche öffentlich zur Schau getragen ward und welche<lb/> die weniger heißblütigen ſächſiſchen Bundesgenoſſen<lb/> häufig genug verletzte; — nun man konnte ſie be¬<lb/> lächeln. Ich wechſelte, in flüchtigem Begegnen, ein<lb/> Wort mit dem heldenmüthigen Prinzen, der mich,<lb/> wenn auch mit genialiſcherem Gepräge, ſo lebhaft an<lb/> den Betrauerten von Valmy erinnerte; ich verneigte<lb/> mich vor der Huldgeſtalt der Königin und las die ſtolze,<lb/> ſiegeriſche Zuverſicht in dem ſchönſten Frauenauge:<lb/> — nun jenes Wort und dieſer Blick hätten das Ver¬<lb/> trauen beleben dürfen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [117/0121]
Bruchſtücke ſchon während der vorjährigen Mobil¬
machung hatte kennen lernen, zog durch unſere Straßen,
dem unfernen Hauptquartier entgegen. Mit natür¬
lichem Scharfblick für alles Praktiſche und als Sol¬
datenkind mit manchen militairiſchen Bedürfnißfragen
vertraut, mußten mir während dieſer Eindrücke Be¬
denken aufſteigen, welche die Folgezeit nur all zu
deutlich gerechtfertigt hat.
Mehr aber als dieſe actuellen Anſchauungen war es
eine nachſchleichende Erinnerung, welche ſich unheilweiſ¬
ſagend zwiſchen den bunten Wechſel drängte. Ich ſah
und hörte die cavalière Laune unter den Epigonen
aus Friedrichs Heldenſchule, die einzige Stimmung,
welche öffentlich zur Schau getragen ward und welche
die weniger heißblütigen ſächſiſchen Bundesgenoſſen
häufig genug verletzte; — nun man konnte ſie be¬
lächeln. Ich wechſelte, in flüchtigem Begegnen, ein
Wort mit dem heldenmüthigen Prinzen, der mich,
wenn auch mit genialiſcherem Gepräge, ſo lebhaft an
den Betrauerten von Valmy erinnerte; ich verneigte
mich vor der Huldgeſtalt der Königin und las die ſtolze,
ſiegeriſche Zuverſicht in dem ſchönſten Frauenauge:
— nun jenes Wort und dieſer Blick hätten das Ver¬
trauen beleben dürfen.
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