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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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in das Gebiet der auserkorenen Ehrenbürgerin ent¬
lassen werden. Und so endete der Rasttag in Fräu¬
lein Hardinens Vaterstadt als ein Freuden- und
Erntetag für den ehemaligen Waisenknaben, der ihren
Schutz genossen hatte.

Den Himmel voller Geigen und mit reichlich ge¬
füllter Tasche holte er am anderen Morgen sein kleines
Mädchen aus dem Nachbarhause ab, drückte den vor
den Thüren harrenden Bürgern zu Dank und Abschied
die Hand und -- besann sich erst jetzt, daß er ver¬
gessen hatte, nach Namen und Wohnort der Dame
zu fragen, deren Wohlthat er genossen habe und von
Neuem beanspruchen wollte! Möglich, daß er beide
gestern in seinem Freudenrausche überhörte, so oder so,
aber gleichviel! Er kannte den Namen "von Recken¬
burg" nicht, er wußte kein Wort von dem Stammsitze
der Familie, der reichsten Herrschaft, dem Stolze der
Provinz! Wer vermöchte das verdrießliche Staunen
unserer freigebigen Bürger zu beschreiben! War der
Mann mit dem ehrlichen Soldatengesicht, mit seinen
Orden und Narben, seinen Fahrten und Schwänken,
mit der Berufung auf Fräulein Hardinen ein toll¬
köpfiger Abenteurer, ein Betrüger, der ihre Leicht¬
gläubigkeit benutzt hatte, um seinen Seckel zu füllen?

in das Gebiet der auserkorenen Ehrenbürgerin ent¬
laſſen werden. Und ſo endete der Raſttag in Fräu¬
lein Hardinens Vaterſtadt als ein Freuden- und
Erntetag für den ehemaligen Waiſenknaben, der ihren
Schutz genoſſen hatte.

Den Himmel voller Geigen und mit reichlich ge¬
füllter Taſche holte er am anderen Morgen ſein kleines
Mädchen aus dem Nachbarhauſe ab, drückte den vor
den Thüren harrenden Bürgern zu Dank und Abſchied
die Hand und — beſann ſich erſt jetzt, daß er ver¬
geſſen hatte, nach Namen und Wohnort der Dame
zu fragen, deren Wohlthat er genoſſen habe und von
Neuem beanſpruchen wollte! Möglich, daß er beide
geſtern in ſeinem Freudenrauſche überhörte, ſo oder ſo,
aber gleichviel! Er kannte den Namen „von Recken¬
burg“ nicht, er wußte kein Wort von dem Stammſitze
der Familie, der reichſten Herrſchaft, dem Stolze der
Provinz! Wer vermöchte das verdrießliche Staunen
unſerer freigebigen Bürger zu beſchreiben! War der
Mann mit dem ehrlichen Soldatengeſicht, mit ſeinen
Orden und Narben, ſeinen Fahrten und Schwänken,
mit der Berufung auf Fräulein Hardinen ein toll¬
köpfiger Abenteurer, ein Betrüger, der ihre Leicht¬
gläubigkeit benutzt hatte, um ſeinen Seckel zu füllen?

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[50/0057] in das Gebiet der auserkorenen Ehrenbürgerin ent¬ laſſen werden. Und ſo endete der Raſttag in Fräu¬ lein Hardinens Vaterſtadt als ein Freuden- und Erntetag für den ehemaligen Waiſenknaben, der ihren Schutz genoſſen hatte. Den Himmel voller Geigen und mit reichlich ge¬ füllter Taſche holte er am anderen Morgen ſein kleines Mädchen aus dem Nachbarhauſe ab, drückte den vor den Thüren harrenden Bürgern zu Dank und Abſchied die Hand und — beſann ſich erſt jetzt, daß er ver¬ geſſen hatte, nach Namen und Wohnort der Dame zu fragen, deren Wohlthat er genoſſen habe und von Neuem beanſpruchen wollte! Möglich, daß er beide geſtern in ſeinem Freudenrauſche überhörte, ſo oder ſo, aber gleichviel! Er kannte den Namen „von Recken¬ burg“ nicht, er wußte kein Wort von dem Stammſitze der Familie, der reichſten Herrſchaft, dem Stolze der Provinz! Wer vermöchte das verdrießliche Staunen unſerer freigebigen Bürger zu beſchreiben! War der Mann mit dem ehrlichen Soldatengeſicht, mit ſeinen Orden und Narben, ſeinen Fahrten und Schwänken, mit der Berufung auf Fräulein Hardinen ein toll¬ köpfiger Abenteurer, ein Betrüger, der ihre Leicht¬ gläubigkeit benutzt hatte, um ſeinen Seckel zu füllen?

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/57>, abgerufen am 25.11.2024.