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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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Zeit. Er war ein Mann rasch zum Lieben und Wieder¬
lieben, nicht einer, der nach dem Aufbrausen der Lei¬
denschaft Ruhe erträgt und gewährt. Fort denn mit
den Chimären der Reckenburg, fort auf Nimmer¬
wiederkehr.

Ich wollte das, wollte es ernsthaft und ohne
Erfolg war meine Anstrengung selber in diesen ernsten
Stunden nicht. Ich sah ja zwei von uns, richtig ge¬
stellt wieder auf dem Platze, von dem sich ihre Wünsche
einen Moment verirrt hatten: den Prinzen im Kampfe
gegen die Feinde alt geheiligter Ordnung; mich in der
Werkstatt von Reckenburg. Schwer war es allein, das
zum Leben erwachte Kind in seiner bräutlichen Wittwen¬
kammer still wieder einzurichten.

Aber wo blieb Dorothee? Hatte ich ihren leisen
Schritt überhört? Ein Wort der Aufklärung und des
Trostes sollte nicht bis morgen verzögert werden.
Thränen rinnen am stillsten in der Nacht und Kinder
schlummern sanft, nachdem sie sich ausgeweint haben.
So klinkte ich denn noch einmal an der Thür und
fand sie noch immer verschlossen. Sie mochte wohl
früh zur Ruhe gegangen sein und von Innen ver¬
riegelt haben.

Zeit. Er war ein Mann raſch zum Lieben und Wieder¬
lieben, nicht einer, der nach dem Aufbrauſen der Lei¬
denſchaft Ruhe erträgt und gewährt. Fort denn mit
den Chimären der Reckenburg, fort auf Nimmer¬
wiederkehr.

Ich wollte das, wollte es ernſthaft und ohne
Erfolg war meine Anſtrengung ſelber in dieſen ernſten
Stunden nicht. Ich ſah ja zwei von uns, richtig ge¬
ſtellt wieder auf dem Platze, von dem ſich ihre Wünſche
einen Moment verirrt hatten: den Prinzen im Kampfe
gegen die Feinde alt geheiligter Ordnung; mich in der
Werkſtatt von Reckenburg. Schwer war es allein, das
zum Leben erwachte Kind in ſeiner bräutlichen Wittwen¬
kammer ſtill wieder einzurichten.

Aber wo blieb Dorothee? Hatte ich ihren leiſen
Schritt überhört? Ein Wort der Aufklärung und des
Troſtes ſollte nicht bis morgen verzögert werden.
Thränen rinnen am ſtillſten in der Nacht und Kinder
ſchlummern ſanft, nachdem ſie ſich ausgeweint haben.
So klinkte ich denn noch einmal an der Thür und
fand ſie noch immer verſchloſſen. Sie mochte wohl
früh zur Ruhe gegangen ſein und von Innen ver¬
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[265/0272] Zeit. Er war ein Mann raſch zum Lieben und Wieder¬ lieben, nicht einer, der nach dem Aufbrauſen der Lei¬ denſchaft Ruhe erträgt und gewährt. Fort denn mit den Chimären der Reckenburg, fort auf Nimmer¬ wiederkehr. Ich wollte das, wollte es ernſthaft und ohne Erfolg war meine Anſtrengung ſelber in dieſen ernſten Stunden nicht. Ich ſah ja zwei von uns, richtig ge¬ ſtellt wieder auf dem Platze, von dem ſich ihre Wünſche einen Moment verirrt hatten: den Prinzen im Kampfe gegen die Feinde alt geheiligter Ordnung; mich in der Werkſtatt von Reckenburg. Schwer war es allein, das zum Leben erwachte Kind in ſeiner bräutlichen Wittwen¬ kammer ſtill wieder einzurichten. Aber wo blieb Dorothee? Hatte ich ihren leiſen Schritt überhört? Ein Wort der Aufklärung und des Troſtes ſollte nicht bis morgen verzögert werden. Thränen rinnen am ſtillſten in der Nacht und Kinder ſchlummern ſanft, nachdem ſie ſich ausgeweint haben. So klinkte ich denn noch einmal an der Thür und fand ſie noch immer verſchloſſen. Sie mochte wohl früh zur Ruhe gegangen ſein und von Innen ver¬ riegelt haben.

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/272>, abgerufen am 25.11.2024.