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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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Es ist ein Cercle, eine Präsentation. Mögen die
Amtmannsjungfern in Schäferröckchen einen Prin¬
zen von Geblüt umtänzeln: wir sind nicht des Schlags,
der den Braten von einem Compottellerchen genießt.
Was aber den Puder anbelangt: haben die Jacobine¬
rinnen in Paris ihn abgelegt, der beste Grund für
uns, ihn beizubehalten."

Fahre wohl, Du leichter Nesseltraum! Noblesse
oblige
. Die letzte Reckenburgerin hat ihren Puder
so lange wie Eine und nie in ihrem Leben Rosen getragen.

Der Donnerstagsmorgen brach an und noch
herrschte in der Gesellschaft die bänglichste Spannung.
War der Prinz über Nacht angelangt? War er's
immer noch nicht? Was sollte bei dem weichen Wet¬
ter aus Amtmanns Truthahn, was aus dem wilden
Schweinskopf der Frau Oberforstmeisterin werden?
Durfte die Freifrau von Reckenburg den Teig zum
Spritzkuchen einrühren?

Sie durfte ihn einrühren! Der Papa war es,
der athemlos die frohe Botschaft brachte; der herzens¬
gute Papa, der mit Freuden den saueren Posten eines
maeitre de plaisir und Vortänzers wieder übernom¬
men hatte, heute, wo es galt, seinem prinzlichen Com¬
mandeur einen würdigen Empfang und seiner Tochter

Es iſt ein Cercle, eine Präſentation. Mögen die
Amtmannsjungfern in Schäferröckchen einen Prin¬
zen von Geblüt umtänzeln: wir ſind nicht des Schlags,
der den Braten von einem Compottellerchen genießt.
Was aber den Puder anbelangt: haben die Jacobine¬
rinnen in Paris ihn abgelegt, der beſte Grund für
uns, ihn beizubehalten.“

Fahre wohl, Du leichter Neſſeltraum! Noblesse
oblige
. Die letzte Reckenburgerin hat ihren Puder
ſo lange wie Eine und nie in ihrem Leben Roſen getragen.

Der Donnerſtagsmorgen brach an und noch
herrſchte in der Geſellſchaft die bänglichſte Spannung.
War der Prinz über Nacht angelangt? War er's
immer noch nicht? Was ſollte bei dem weichen Wet¬
ter aus Amtmanns Truthahn, was aus dem wilden
Schweinskopf der Frau Oberforſtmeiſterin werden?
Durfte die Freifrau von Reckenburg den Teig zum
Spritzkuchen einrühren?

Sie durfte ihn einrühren! Der Papa war es,
der athemlos die frohe Botſchaft brachte; der herzens¬
gute Papa, der mit Freuden den ſaueren Poſten eines
maître de plaisir und Vortänzers wieder übernom¬
men hatte, heute, wo es galt, ſeinem prinzlichen Com¬
mandeur einen würdigen Empfang und ſeiner Tochter

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[226/0233] Es iſt ein Cercle, eine Präſentation. Mögen die Amtmannsjungfern in Schäferröckchen einen Prin¬ zen von Geblüt umtänzeln: wir ſind nicht des Schlags, der den Braten von einem Compottellerchen genießt. Was aber den Puder anbelangt: haben die Jacobine¬ rinnen in Paris ihn abgelegt, der beſte Grund für uns, ihn beizubehalten.“ Fahre wohl, Du leichter Neſſeltraum! Noblesse oblige. Die letzte Reckenburgerin hat ihren Puder ſo lange wie Eine und nie in ihrem Leben Roſen getragen. Der Donnerſtagsmorgen brach an und noch herrſchte in der Geſellſchaft die bänglichſte Spannung. War der Prinz über Nacht angelangt? War er's immer noch nicht? Was ſollte bei dem weichen Wet¬ ter aus Amtmanns Truthahn, was aus dem wilden Schweinskopf der Frau Oberforſtmeiſterin werden? Durfte die Freifrau von Reckenburg den Teig zum Spritzkuchen einrühren? Sie durfte ihn einrühren! Der Papa war es, der athemlos die frohe Botſchaft brachte; der herzens¬ gute Papa, der mit Freuden den ſaueren Poſten eines maître de plaisir und Vortänzers wieder übernom¬ men hatte, heute, wo es galt, ſeinem prinzlichen Com¬ mandeur einen würdigen Empfang und ſeiner Tochter

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/233>, abgerufen am 22.11.2024.