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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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zur Prüfung unter ihre Augen lud; das das Zeug¬
niß, daß sie ihre Probe bestanden hatte: das fürstlich¬
freiherrliche Wappen, mit der obligaten Grafenkrone
in Permanenz über der Reckenburg! Die letzte Recken¬
burgerin und der Letzte eines erlauchten Fürstenhauses
die Gründer eines neuen, reichbegüterten Geschlechts!

Ei nun, es war eine Greisenschrulle, würdig der
eisenfesten Erhalterin; aber eine gar anmuthende Schrulle
auch für einen jugendlich Reckenburg'schen Puls. Und
wenn es zuviel behauptet wäre, daß der schöne, prinz¬
liche Zukünftige ihr im Traume erschienen sei: ein
Paar Stunden gewohnter Nachtruhe hat er seiner
Braut in spe wahrhaftig gekostet.

Mein heuriger Reisebegleiter war der Prediger,
der sich durch kleine literarische Arbeiten ein Paar
freie Freudentage erkauft hatte. Es galt einen Besuch
bei seinem in Leipzig studirenden Sohne; es galt
nebenbei einen Blick in den neusten Meßcatalog und
in die antiquarischen Schätze der Metropole deutscher
Bücherwelt. Mein frohmüthiger Freund hoffte, diese
Meßfahrten halbjährig erneuern zu können und wir
verabredeten zum Voraus die gemeinsame Rückreise
im Herbst.

Ohne Zweifel würde mir nun dieses zweitägige

zur Prüfung unter ihre Augen lud; das das Zeug¬
niß, daß ſie ihre Probe beſtanden hatte: das fürſtlich¬
freiherrliche Wappen, mit der obligaten Grafenkrone
in Permanenz über der Reckenburg! Die letzte Recken¬
burgerin und der Letzte eines erlauchten Fürſtenhauſes
die Gründer eines neuen, reichbegüterten Geſchlechts!

Ei nun, es war eine Greiſenſchrulle, würdig der
eiſenfeſten Erhalterin; aber eine gar anmuthende Schrulle
auch für einen jugendlich Reckenburg'ſchen Puls. Und
wenn es zuviel behauptet wäre, daß der ſchöne, prinz¬
liche Zukünftige ihr im Traume erſchienen ſei: ein
Paar Stunden gewohnter Nachtruhe hat er ſeiner
Braut in spe wahrhaftig gekoſtet.

Mein heuriger Reiſebegleiter war der Prediger,
der ſich durch kleine literariſche Arbeiten ein Paar
freie Freudentage erkauft hatte. Es galt einen Beſuch
bei ſeinem in Leipzig ſtudirenden Sohne; es galt
nebenbei einen Blick in den neuſten Meßcatalog und
in die antiquariſchen Schätze der Metropole deutſcher
Bücherwelt. Mein frohmüthiger Freund hoffte, dieſe
Meßfahrten halbjährig erneuern zu können und wir
verabredeten zum Voraus die gemeinſame Rückreiſe
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[213/0220] zur Prüfung unter ihre Augen lud; das das Zeug¬ niß, daß ſie ihre Probe beſtanden hatte: das fürſtlich¬ freiherrliche Wappen, mit der obligaten Grafenkrone in Permanenz über der Reckenburg! Die letzte Recken¬ burgerin und der Letzte eines erlauchten Fürſtenhauſes die Gründer eines neuen, reichbegüterten Geſchlechts! Ei nun, es war eine Greiſenſchrulle, würdig der eiſenfeſten Erhalterin; aber eine gar anmuthende Schrulle auch für einen jugendlich Reckenburg'ſchen Puls. Und wenn es zuviel behauptet wäre, daß der ſchöne, prinz¬ liche Zukünftige ihr im Traume erſchienen ſei: ein Paar Stunden gewohnter Nachtruhe hat er ſeiner Braut in spe wahrhaftig gekoſtet. Mein heuriger Reiſebegleiter war der Prediger, der ſich durch kleine literariſche Arbeiten ein Paar freie Freudentage erkauft hatte. Es galt einen Beſuch bei ſeinem in Leipzig ſtudirenden Sohne; es galt nebenbei einen Blick in den neuſten Meßcatalog und in die antiquariſchen Schätze der Metropole deutſcher Bücherwelt. Mein frohmüthiger Freund hoffte, dieſe Meßfahrten halbjährig erneuern zu können und wir verabredeten zum Voraus die gemeinſame Rückreiſe im Herbſt. Ohne Zweifel würde mir nun dieſes zweitägige

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/220>, abgerufen am 22.11.2024.