Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite

sich seit Kurzem beritten gemacht und der sachverstän¬
dige Rittmeister gesagt: "Ein Teufelskerl, dieser Mosjö
Per--se! Hat niemals ein Pferd, als etwa auf dem
Schindanger, unter dem Leibe gehabt, aber er reitet
wie ein Daus!"

Die Eltern dinirten bei einem benachbarten Guts¬
besitzer, ich war allein zu Haus und am Nachmittag
im Garten beschäftigt, ein Bohnengericht für den mor¬
genden Tisch zu pflücken. Eben hatte ich in der
Weinlaube auf der Terrasse das saure Werk der
Schnitzelei begonnen, als Dörtchen, lachend über das
ganze Gesicht, durch die Heckenlaube herbeiflatterte.

"Nein, Fräulein Hardine," rief sie schon von
Weitem, "nein, giebt es einen curioseren Kunden, als
diesen Mosjö Per--se!"

"Ist Herr Faber zurück?" fragte ich.

Die Dorl nickte. "Eben hat er sein Pferd bei
uns eingestellt. Ich stehe mit dem Vater unter der
Thür. Giebt er mir wohl die Hand wie sonst? Be¬
hüte. Er macht mir einen Diener, so --" sie bückte
sich rasch und tief im Hüftgelenk, als ob ein Taschen¬
messer zusammenklappt, "und schickt mich ohne Um¬
stände fort, weil er mit dem "Herrn Vater" unter
vier Augen zu sprechen habe. Dabei nennt er mich

ſich ſeit Kurzem beritten gemacht und der ſachverſtän¬
dige Rittmeiſter geſagt: „Ein Teufelskerl, dieſer Mosjö
Per—ſé! Hat niemals ein Pferd, als etwa auf dem
Schindanger, unter dem Leibe gehabt, aber er reitet
wie ein Daus!“

Die Eltern dinirten bei einem benachbarten Guts¬
beſitzer, ich war allein zu Haus und am Nachmittag
im Garten beſchäftigt, ein Bohnengericht für den mor¬
genden Tiſch zu pflücken. Eben hatte ich in der
Weinlaube auf der Terraſſe das ſaure Werk der
Schnitzelei begonnen, als Dörtchen, lachend über das
ganze Geſicht, durch die Heckenlaube herbeiflatterte.

„Nein, Fräulein Hardine,“ rief ſie ſchon von
Weitem, „nein, giebt es einen curioſeren Kunden, als
dieſen Mosjö Per—ſé!“

„Iſt Herr Faber zurück?“ fragte ich.

Die Dorl nickte. „Eben hat er ſein Pferd bei
uns eingeſtellt. Ich ſtehe mit dem Vater unter der
Thür. Giebt er mir wohl die Hand wie ſonſt? Be¬
hüte. Er macht mir einen Diener, ſo —“ ſie bückte
ſich raſch und tief im Hüftgelenk, als ob ein Taſchen¬
meſſer zuſammenklappt, „und ſchickt mich ohne Um¬
ſtände fort, weil er mit dem „Herrn Vater“ unter
vier Augen zu ſprechen habe. Dabei nennt er mich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0134" n="127"/>
&#x017F;ich &#x017F;eit Kurzem beritten gemacht und der &#x017F;achver&#x017F;tän¬<lb/>
dige Rittmei&#x017F;ter ge&#x017F;agt: &#x201E;Ein Teufelskerl, die&#x017F;er Mosjö<lb/>
Per&#x2014;&#x017F;<hi rendition="#aq">é</hi>! Hat niemals ein Pferd, als etwa auf dem<lb/>
Schindanger, unter dem Leibe gehabt, aber er reitet<lb/>
wie ein Daus!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die Eltern dinirten bei einem benachbarten Guts¬<lb/>
be&#x017F;itzer, ich war allein zu Haus und am Nachmittag<lb/>
im Garten be&#x017F;chäftigt, ein Bohnengericht für den mor¬<lb/>
genden Ti&#x017F;ch zu pflücken. Eben hatte ich in der<lb/>
Weinlaube auf der Terra&#x017F;&#x017F;e das &#x017F;aure Werk der<lb/>
Schnitzelei begonnen, als Dörtchen, lachend über das<lb/>
ganze Ge&#x017F;icht, durch die Heckenlaube herbeiflatterte.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nein, Fräulein Hardine,&#x201C; rief &#x017F;ie &#x017F;chon von<lb/>
Weitem, &#x201E;nein, giebt es einen curio&#x017F;eren Kunden, als<lb/>
die&#x017F;en Mosjö Per&#x2014;&#x017F;<hi rendition="#aq">é</hi>!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;I&#x017F;t Herr Faber zurück?&#x201C; fragte ich.</p><lb/>
        <p>Die Dorl nickte. &#x201E;Eben hat er &#x017F;ein Pferd bei<lb/>
uns einge&#x017F;tellt. Ich &#x017F;tehe mit dem Vater unter der<lb/>
Thür. Giebt er mir wohl die Hand wie &#x017F;on&#x017F;t? Be¬<lb/>
hüte. Er macht mir einen Diener, &#x017F;o &#x2014;&#x201C; &#x017F;ie bückte<lb/>
&#x017F;ich ra&#x017F;ch und tief im Hüftgelenk, als ob ein Ta&#x017F;chen¬<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er zu&#x017F;ammenklappt, &#x201E;und &#x017F;chickt mich ohne Um¬<lb/>
&#x017F;tände fort, weil er mit dem &#x201E;Herrn Vater&#x201C; unter<lb/>
vier Augen zu &#x017F;prechen habe. Dabei nennt er mich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0134] ſich ſeit Kurzem beritten gemacht und der ſachverſtän¬ dige Rittmeiſter geſagt: „Ein Teufelskerl, dieſer Mosjö Per—ſé! Hat niemals ein Pferd, als etwa auf dem Schindanger, unter dem Leibe gehabt, aber er reitet wie ein Daus!“ Die Eltern dinirten bei einem benachbarten Guts¬ beſitzer, ich war allein zu Haus und am Nachmittag im Garten beſchäftigt, ein Bohnengericht für den mor¬ genden Tiſch zu pflücken. Eben hatte ich in der Weinlaube auf der Terraſſe das ſaure Werk der Schnitzelei begonnen, als Dörtchen, lachend über das ganze Geſicht, durch die Heckenlaube herbeiflatterte. „Nein, Fräulein Hardine,“ rief ſie ſchon von Weitem, „nein, giebt es einen curioſeren Kunden, als dieſen Mosjö Per—ſé!“ „Iſt Herr Faber zurück?“ fragte ich. Die Dorl nickte. „Eben hat er ſein Pferd bei uns eingeſtellt. Ich ſtehe mit dem Vater unter der Thür. Giebt er mir wohl die Hand wie ſonſt? Be¬ hüte. Er macht mir einen Diener, ſo —“ ſie bückte ſich raſch und tief im Hüftgelenk, als ob ein Taſchen¬ meſſer zuſammenklappt, „und ſchickt mich ohne Um¬ ſtände fort, weil er mit dem „Herrn Vater“ unter vier Augen zu ſprechen habe. Dabei nennt er mich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/134
Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/134>, abgerufen am 22.11.2024.