Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.standes/ inzwischen man einen völligen Frieden abhandeln solte/ aufgehoben / und denen fast müssigen Zähnen der Wiener wiederum eine mehrere Arbeit erlaubt. Hiebey ließ auch der König eine sonderbare Großmütigkeit blicken: indem er/ ohnangesehen es/ bey dem Vergleich/ nicht mit einbedungen war/ dannoch alsofort/ an alle Commendanten der eingenommenen Oerter/ einen Currier schickte/ mit Ordre/ die meiste eroberte Städte dem Käiser stracks wieder einzuräumen. Der Oesterreichische Ehren-Spiegel gedenkt/ er habe es deßwegen gethan/ weil er vernommen/ daß der Käiser ihn/ mit der Chur-Würde und Kron Böhmen/ belehnet hätte. Wo von aber Bonfinius kein Wort meldet: ohnangesehen er sonst die Friedens-Bedingung umständlich erzehlt. Wiewol sonst die Belehnung mit Böhmen würklich geschehen ist. Hiemit führte also der König seine Völker wieder heim/ nach Ungarn/ samt dem Namen eines sieghafften Uberwinders. Wiewol/ ohne sonderbaren Gegenstand/ man gut streiten / und obzusiegen hat. Die Stadt Wien aber hatte doch gleichwol hiemit eine ziemliche Probe ihres neuen Gehorsams/ und verbesserter Treu/ abgelegt: Dann mit Gedult/ wider den Hunger/ fechten/ erfordert eben so wol eine tapffere Resolution/ Standhafftigkeit/ und Treu/ als wider einen Sturm und Anlauff/ mit Feuer und Schwerdt kämpffen/ und sein Blut nicht spahren. Nachdem erstgedachter Friede im Jahr 1477. abgehandelt/ und bald hernach geschlossen; ging der Krieg/ im Jahr 1480. gleich wiederum an. Wozu hauptsächlich die Nicht-Entrichtung der 100000. Gulden/ so der Käiser versprochen hatte/ grossen Anlaß gab / und keinen geringern/ dieses/ daß der Käiser das Erz-Bisthum Salzburg dem ausgetretenen Erz-Bischoff von Gran/ zueignen wolte; nachdem der Salzburgische/ Bernhard von Rohr/ sich dessen zu begeben/ und gedachtem Granerischem Erz-Bischoff abzutreten / versprochen; hernach aber/ auf Einreden deß Capitels/ sich anders besonnen/ und sich / seinem Namen gemäß/ in seiner Resolution/ ein Rohr erwiesen hatte: worüber der Käiser / sich also geäfft sehend/ grossen Verdruß empfunden/ und hierauf alle Plätze/ so dem Erz-Stifft zugehörig/ in Oesterreich lagen/ hinweg nehmen/ endlich auch gar schleiffen ließ. Der Erz-Bischoff Rohr rieff den König Matthiam an/ um Schutz: und dieser/ der zu dergleichen Tänzen hurtige Füsse hatte/ ließ sich nicht lange umsonst pfeiffen; sondern ging wider zu Felde. Hiezu that auch nicht wenig der Einfall 500. Käiserlicher Reuter in Ungarn/ die so gar bis gen Raab streifften. Welches dem Könige seinen Kopf so warm machte/ daß er/ mit seinem ganzen Heer/ solches durch Verheerung der Steyermark/ und Belägerung der Stadt Marienburg/ zu rächen/ eilends fortruckte. Und wiewol ihn der päpstliche Legat/ zum Abzuge/ bewegte: schickte er doch bald etliche seiner Hauptleute wieder in die Steyermark; welche/ nebst andren Oertern/ Pettau und Rakelsburg einnahmen. Der Käiser bewarb sich/ im Reich/ um Hülffe; die aber/ mit den Schnecken / standes/ inzwischen man einen völligen Frieden abhandeln solte/ aufgehoben / und denen fast müssigen Zähnen der Wiener wiederum eine mehrere Arbeit erlaubt. Hiebey ließ auch der König eine sonderbare Großmütigkeit blicken: indem er/ ohnangesehen es/ bey dem Vergleich/ nicht mit einbedungen war/ dannoch alsofort/ an alle Commendanten der eingenommenen Oerter/ einen Currier schickte/ mit Ordre/ die meiste eroberte Städte dem Käiser stracks wieder einzuräumen. Der Oesterreichische Ehren-Spiegel gedenkt/ er habe es deßwegen gethan/ weil er vernommen/ daß der Käiser ihn/ mit der Chur-Würde und Kron Böhmen/ belehnet hätte. Wo von aber Bonfinius kein Wort meldet: ohnangesehen er sonst die Friedens-Bedingung umständlich erzehlt. Wiewol sonst die Belehnung mit Böhmen würklich geschehen ist. Hiemit führte also der König seine Völker wieder heim/ nach Ungarn/ samt dem Namen eines sieghafften Uberwinders. Wiewol/ ohne sonderbaren Gegenstand/ man gut streiten / und obzusiegen hat. Die Stadt Wien aber hatte doch gleichwol hiemit eine ziemliche Probe ihres neuen Gehorsams/ und verbesserter Treu/ abgelegt: Dann mit Gedult/ wider den Hunger/ fechten/ erfordert eben so wol eine tapffere Resolution/ Standhafftigkeit/ und Treu/ als wider einen Sturm und Anlauff/ mit Feuer und Schwerdt kämpffen/ und sein Blut nicht spahren. Nachdem erstgedachter Friede im Jahr 1477. abgehandelt/ und bald hernach geschlossen; ging der Krieg/ im Jahr 1480. gleich wiederum an. Wozu hauptsächlich die Nicht-Entrichtung der 100000. Gulden/ so der Käiser versprochen hatte/ grossen Anlaß gab / und keinen geringern/ dieses/ daß der Käiser das Erz-Bisthum Salzburg dem ausgetretenen Erz-Bischoff von Gran/ zueignen wolte; nachdem der Salzburgische/ Bernhard von Rohr/ sich dessen zu begeben/ und gedachtem Granerischem Erz-Bischoff abzutreten / versprochen; hernach aber/ auf Einreden deß Capitels/ sich anders besonnen/ und sich / seinem Namen gemäß/ in seiner Resolution/ ein Rohr erwiesen hatte: worüber der Käiser / sich also geäfft sehend/ grossen Verdruß empfunden/ und hierauf alle Plätze/ so dem Erz-Stifft zugehörig/ in Oesterreich lagen/ hinweg nehmen/ endlich auch gar schleiffen ließ. Der Erz-Bischoff Rohr rieff den König Matthiam an/ um Schutz: und dieser/ der zu dergleichen Tänzen hurtige Füsse hatte/ ließ sich nicht lange umsonst pfeiffen; sondern ging wider zu Felde. Hiezu that auch nicht wenig der Einfall 500. Käiserlicher Reuter in Ungarn/ die so gar bis gen Raab streifften. Welches dem Könige seinen Kopf so warm machte/ daß er/ mit seinem ganzen Heer/ solches durch Verheerung der Steyermark/ und Belägerung der Stadt Marienburg/ zu rächen/ eilends fortruckte. Und wiewol ihn der päpstliche Legat/ zum Abzuge/ bewegte: schickte er doch bald etliche seiner Hauptleute wieder in die Steyermark; welche/ nebst andren Oertern/ Pettau und Rakelsburg einnahmen. Der Käiser bewarb sich/ im Reich/ um Hülffe; die aber/ mit den Schnecken / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0068" n="60"/> standes/ inzwischen man einen völligen Frieden abhandeln solte/ aufgehoben / und denen fast müssigen Zähnen der Wiener wiederum eine mehrere Arbeit erlaubt.</p> <p>Hiebey ließ auch der König eine sonderbare Großmütigkeit blicken: indem er/ ohnangesehen es/ bey dem Vergleich/ nicht mit einbedungen war/ dannoch alsofort/ an alle Commendanten der eingenommenen Oerter/ einen Currier schickte/ mit Ordre/ die meiste eroberte Städte dem Käiser stracks wieder einzuräumen. Der Oesterreichische Ehren-Spiegel gedenkt/ er habe es deßwegen gethan/ weil er vernommen/ daß der Käiser ihn/ mit der Chur-Würde und Kron Böhmen/ belehnet hätte. Wo von aber Bonfinius kein Wort meldet: ohnangesehen er sonst die Friedens-Bedingung umständlich erzehlt. Wiewol sonst die Belehnung mit Böhmen würklich geschehen ist.</p> <p>Hiemit führte also der König seine Völker wieder heim/ nach Ungarn/ samt dem Namen eines sieghafften Uberwinders. Wiewol/ ohne sonderbaren Gegenstand/ man gut streiten / und obzusiegen hat. Die Stadt Wien aber hatte doch gleichwol hiemit eine ziemliche Probe ihres neuen Gehorsams/ und verbesserter Treu/ abgelegt: Dann mit Gedult/ wider den Hunger/ fechten/ erfordert eben so wol eine tapffere Resolution/ Standhafftigkeit/ und Treu/ als wider einen Sturm und Anlauff/ mit Feuer und Schwerdt kämpffen/ und sein Blut nicht spahren.</p> <p>Nachdem erstgedachter Friede im Jahr 1477. abgehandelt/ und bald hernach geschlossen; ging der Krieg/ im Jahr 1480. gleich wiederum an. Wozu hauptsächlich die Nicht-Entrichtung der 100000. Gulden/ so der Käiser versprochen hatte/ grossen Anlaß gab / und keinen geringern/ dieses/ daß der Käiser das Erz-Bisthum Salzburg dem ausgetretenen Erz-Bischoff von Gran/ zueignen wolte; nachdem der Salzburgische/ Bernhard von Rohr/ sich dessen zu begeben/ und gedachtem Granerischem Erz-Bischoff abzutreten / versprochen; hernach aber/ auf Einreden deß Capitels/ sich anders besonnen/ und sich / seinem Namen gemäß/ in seiner Resolution/ ein Rohr erwiesen hatte: worüber der Käiser / sich also geäfft sehend/ grossen Verdruß empfunden/ und hierauf alle Plätze/ so dem Erz-Stifft zugehörig/ in Oesterreich lagen/ hinweg nehmen/ endlich auch gar schleiffen ließ. Der Erz-Bischoff Rohr rieff den König Matthiam an/ um Schutz: und dieser/ der zu dergleichen Tänzen hurtige Füsse hatte/ ließ sich nicht lange umsonst pfeiffen; sondern ging wider zu Felde.</p> <p>Hiezu that auch nicht wenig der Einfall 500. Käiserlicher Reuter in Ungarn/ die so gar bis gen Raab streifften. Welches dem Könige seinen Kopf so warm machte/ daß er/ mit seinem ganzen Heer/ solches durch Verheerung der Steyermark/ und Belägerung der Stadt Marienburg/ zu rächen/ eilends fortruckte. Und wiewol ihn der päpstliche Legat/ zum Abzuge/ bewegte: schickte er doch bald etliche seiner Hauptleute wieder in die Steyermark; welche/ nebst andren Oertern/ Pettau und Rakelsburg einnahmen.</p> <p>Der Käiser bewarb sich/ im Reich/ um Hülffe; die aber/ mit den Schnecken / </p> </div> </body> </text> </TEI> [60/0068]
standes/ inzwischen man einen völligen Frieden abhandeln solte/ aufgehoben / und denen fast müssigen Zähnen der Wiener wiederum eine mehrere Arbeit erlaubt.
Hiebey ließ auch der König eine sonderbare Großmütigkeit blicken: indem er/ ohnangesehen es/ bey dem Vergleich/ nicht mit einbedungen war/ dannoch alsofort/ an alle Commendanten der eingenommenen Oerter/ einen Currier schickte/ mit Ordre/ die meiste eroberte Städte dem Käiser stracks wieder einzuräumen. Der Oesterreichische Ehren-Spiegel gedenkt/ er habe es deßwegen gethan/ weil er vernommen/ daß der Käiser ihn/ mit der Chur-Würde und Kron Böhmen/ belehnet hätte. Wo von aber Bonfinius kein Wort meldet: ohnangesehen er sonst die Friedens-Bedingung umständlich erzehlt. Wiewol sonst die Belehnung mit Böhmen würklich geschehen ist.
Hiemit führte also der König seine Völker wieder heim/ nach Ungarn/ samt dem Namen eines sieghafften Uberwinders. Wiewol/ ohne sonderbaren Gegenstand/ man gut streiten / und obzusiegen hat. Die Stadt Wien aber hatte doch gleichwol hiemit eine ziemliche Probe ihres neuen Gehorsams/ und verbesserter Treu/ abgelegt: Dann mit Gedult/ wider den Hunger/ fechten/ erfordert eben so wol eine tapffere Resolution/ Standhafftigkeit/ und Treu/ als wider einen Sturm und Anlauff/ mit Feuer und Schwerdt kämpffen/ und sein Blut nicht spahren.
Nachdem erstgedachter Friede im Jahr 1477. abgehandelt/ und bald hernach geschlossen; ging der Krieg/ im Jahr 1480. gleich wiederum an. Wozu hauptsächlich die Nicht-Entrichtung der 100000. Gulden/ so der Käiser versprochen hatte/ grossen Anlaß gab / und keinen geringern/ dieses/ daß der Käiser das Erz-Bisthum Salzburg dem ausgetretenen Erz-Bischoff von Gran/ zueignen wolte; nachdem der Salzburgische/ Bernhard von Rohr/ sich dessen zu begeben/ und gedachtem Granerischem Erz-Bischoff abzutreten / versprochen; hernach aber/ auf Einreden deß Capitels/ sich anders besonnen/ und sich / seinem Namen gemäß/ in seiner Resolution/ ein Rohr erwiesen hatte: worüber der Käiser / sich also geäfft sehend/ grossen Verdruß empfunden/ und hierauf alle Plätze/ so dem Erz-Stifft zugehörig/ in Oesterreich lagen/ hinweg nehmen/ endlich auch gar schleiffen ließ. Der Erz-Bischoff Rohr rieff den König Matthiam an/ um Schutz: und dieser/ der zu dergleichen Tänzen hurtige Füsse hatte/ ließ sich nicht lange umsonst pfeiffen; sondern ging wider zu Felde.
Hiezu that auch nicht wenig der Einfall 500. Käiserlicher Reuter in Ungarn/ die so gar bis gen Raab streifften. Welches dem Könige seinen Kopf so warm machte/ daß er/ mit seinem ganzen Heer/ solches durch Verheerung der Steyermark/ und Belägerung der Stadt Marienburg/ zu rächen/ eilends fortruckte. Und wiewol ihn der päpstliche Legat/ zum Abzuge/ bewegte: schickte er doch bald etliche seiner Hauptleute wieder in die Steyermark; welche/ nebst andren Oertern/ Pettau und Rakelsburg einnahmen.
Der Käiser bewarb sich/ im Reich/ um Hülffe; die aber/ mit den Schnecken /
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/68>, abgerufen am 16.02.2025. |