Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.herum lagen/ aus deren Brüsten theils armselige Waislein/ an statt der Muttermilch/ laue Blut noch sogen. Diese liessen Ihro Bischoffliche Gnaden / entweder aus eigenem Beutel versorgen/ oder verschafften zum wenigsten/ daß mildthätige Christliche Matronen/ solch ihr Elend und Jammer mit barmherzigen Augen ansahen/ und vor dero Wart/ Pflege/ Genesung und Unterhaltung/ sich sorgfältig erwiesen. Welches der höchst-getrohnte Weisen-Vatter im Himmel/ ausser Zweiffel/ unvergolten nicht lassen wird. Den 13. frühe/ wurden Ihre Majestät/ der König in Polen/ beede Chur-Fürstliche Durchleucht Durchleucht/ aus Bayrn und Sachsen/ Ihro Durchleucht der Herzog von Lothringen/ und alle Generals-Personen/ von Ihro Hochgräflichen Excellenz/ Herrn General Grafen von Stahrenberg/ als Preis-würdigstem Erhalter der Stadt Wienn/ in des Feindes Approchen und Gräben der Vestung geführet/ um deroselben Zustand und Beschaffenheit in Augenschein zu nehmen: Welche samt- und einhellig nicht allein die vernünftig und valereuse Conduite und Gegenwehr Ihrer Excellenz/ Herrn General Grafen von Stahrenberg/ sondern auch der ganzen Guarnison Standhaftigkeit/ mit Erstaunung rühmeten. Wobey man aller anwesenden Officir Comportement/ Valeur und Eifer/ wie auch der gemeinen Knechte Muth und Standhaftigkeit/ auch der gesamten Burgerschaft und hochlöblichen Universität angewendten Fleiß/ Treu und Wolthun/ allhier/ Weitläuftigkeit halber / nicht vorgenommen haben/ sondern allein gedenken will/ daß alle/ bis auf den letzten Blutstropffen sich zu wehren und beysammen zu bleiben resolvirt, und dasjenige unverweigerlich praestirt haben/ was allen generosen und mannhaften Soldaten und aufrichtigen Burgern wol anstehet und geziemet/ dadurch sie dann auch billig den jenigen grossen Ruhm erworben/ welchen die ganze Welt ihnen willig zusprechen/ und in die historische Tafeln der Ewigkeit eingraben wird. Nachdem nun Ihre Königliche Majestät in Polen alles besichtiget/ begaben sich Dieselbe/ mit einem kleinen Gefolg/ mit Ihro Excellenz/ Herrn General Grafen von Stahrenberg/ in die Stadt/ allwo Sie befunden/ daß solche sich kaum über fünff Tage mehr hätte halten können. Niemal ist so grosse/ in kurzer Zeit gefertigte Arbeit/ mit Menschen Augen gesehen worden/ wie in Zubereitung der Minen/ gewaltige Stein und Felsen durchbrochen/ und übern Hauffen geworffen worden. Worauf Ihre Königliche Majestät Sich zu den Herren Augustinern in die Loretha Capell erhoben/ um daselbst GOtt dem Allmächtigen für die erhaltene Victori Dank zu sagen / woselbsten Sie eine grosse Menge Leute angetroffen/ so sich hinzu gedrungen/ Deroselben die Hände/ ja Füsse und Kleider zu küssen: Die meisten musten zufrieden seyn/ daß sie nur den Rock anrühren konten. Allda hörte man schreyen und ruffen: Ach lasset uns herzu / daß wir die streitbare Hand küssen! Sie liessen ein Triumph- und Jubel-Geschrey bis an die Wolken erschallen/ und ob gleich Ihre Königliche Majestät ein demütiges Mißfallen hierüber bezeugten/ auch die Teutsche Officir gebetten/ daß solches möchte herum lagen/ aus deren Brüsten theils armselige Waislein/ an statt der Muttermilch/ laue Blut noch sogen. Diese liessen Ihro Bischoffliche Gnaden / entweder aus eigenem Beutel versorgen/ oder verschafften zum wenigsten/ daß mildthätige Christliche Matronen/ solch ihr Elend und Jammer mit barmherzigen Augen ansahen/ und vor dero Wart/ Pflege/ Genesung und Unterhaltung/ sich sorgfältig erwiesen. Welches der höchst-getrohnte Weisen-Vatter im Himmel/ ausser Zweiffel/ unvergolten nicht lassen wird. Den 13. frühe/ wurden Ihre Majestät/ der König in Polen/ beede Chur-Fürstliche Durchleucht Durchleucht/ aus Bayrn und Sachsen/ Ihro Durchleucht der Herzog von Lothringen/ und alle Generals-Personen/ von Ihro Hochgräflichen Excellenz/ Herrn General Grafen von Stahrenberg/ als Preis-würdigstem Erhalter der Stadt Wienn/ in des Feindes Approchen und Gräben der Vestung geführet/ um deroselben Zustand und Beschaffenheit in Augenschein zu nehmen: Welche samt- und einhellig nicht allein die vernünftig und valereuse Conduite und Gegenwehr Ihrer Excellenz/ Herrn General Grafen von Stahrenberg/ sondern auch der ganzen Guarnison Standhaftigkeit/ mit Erstaunung rühmeten. Wobey man aller anwesenden Officir Comportement/ Valeur und Eifer/ wie auch der gemeinen Knechte Muth und Standhaftigkeit/ auch der gesamten Burgerschaft und hochlöblichen Universität angewendten Fleiß/ Treu und Wolthun/ allhier/ Weitläuftigkeit halber / nicht vorgenommen haben/ sondern allein gedenken will/ daß alle/ bis auf den letzten Blutstropffen sich zu wehren und beysammen zu bleiben resolvirt, und dasjenige unverweigerlich praestirt haben/ was allen generosen und mannhaften Soldaten und aufrichtigen Burgern wol anstehet und geziemet/ dadurch sie dann auch billig den jenigen grossen Ruhm erworben/ welchen die ganze Welt ihnen willig zusprechen/ und in die historische Tafeln der Ewigkeit eingraben wird. Nachdem nun Ihre Königliche Majestät in Polen alles besichtiget/ begaben sich Dieselbe/ mit einem kleinen Gefolg/ mit Ihro Excellenz/ Herrn General Grafen von Stahrenberg/ in die Stadt/ allwo Sie befunden/ daß solche sich kaum über fünff Tage mehr hätte halten können. Niemal ist so grosse/ in kurzer Zeit gefertigte Arbeit/ mit Menschen Augen gesehen worden/ wie in Zubereitung der Minen/ gewaltige Stein und Felsen durchbrochen/ und übern Hauffen geworffen worden. Worauf Ihre Königliche Majestät Sich zu den Herren Augustinern in die Loretha Capell erhoben/ um daselbst GOtt dem Allmächtigen für die erhaltene Victori Dank zu sagen / woselbsten Sie eine grosse Menge Leute angetroffen/ so sich hinzu gedrungen/ Deroselben die Hände/ ja Füsse und Kleider zu küssen: Die meisten musten zufrieden seyn/ daß sie nur den Rock anrühren konten. Allda hörte man schreyen und ruffen: Ach lasset uns herzu / daß wir die streitbare Hand küssen! Sie liessen ein Triumph- und Jubel-Geschrey bis an die Wolken erschallen/ und ob gleich Ihre Königliche Majestät ein demütiges Mißfallen hierüber bezeugten/ auch die Teutsche Officir gebetten/ daß solches möchte <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0280" n="68"/> herum lagen/ aus deren Brüsten theils armselige Waislein/ an statt der Muttermilch/ laue Blut noch sogen. Diese liessen Ihro Bischoffliche Gnaden / entweder aus eigenem Beutel versorgen/ oder verschafften zum wenigsten/ daß mildthätige Christliche Matronen/ solch ihr Elend und Jammer mit barmherzigen Augen ansahen/ und vor dero Wart/ Pflege/ Genesung und Unterhaltung/ sich sorgfältig erwiesen. Welches der höchst-getrohnte Weisen-Vatter im Himmel/ ausser Zweiffel/ unvergolten nicht lassen wird.</p> <p>Den 13. frühe/ wurden Ihre Majestät/ der König in Polen/ beede Chur-Fürstliche Durchleucht Durchleucht/ aus Bayrn und Sachsen/ Ihro Durchleucht der Herzog von Lothringen/ und alle Generals-Personen/ von Ihro Hochgräflichen Excellenz/ Herrn General Grafen von Stahrenberg/ als Preis-würdigstem Erhalter der Stadt Wienn/ in des Feindes Approchen und Gräben der Vestung geführet/ um deroselben Zustand und Beschaffenheit in Augenschein zu nehmen: Welche samt- und einhellig nicht allein die vernünftig und valereuse Conduite und Gegenwehr Ihrer Excellenz/ Herrn General Grafen von Stahrenberg/ sondern auch der ganzen Guarnison Standhaftigkeit/ mit Erstaunung rühmeten. Wobey man aller anwesenden Officir Comportement/ Valeur und Eifer/ wie auch der gemeinen Knechte Muth und Standhaftigkeit/ auch der gesamten Burgerschaft und hochlöblichen Universität angewendten Fleiß/ Treu und Wolthun/ allhier/ Weitläuftigkeit halber / nicht vorgenommen haben/ sondern allein gedenken will/ daß alle/ bis auf den letzten Blutstropffen sich zu wehren und beysammen zu bleiben resolvirt, und dasjenige unverweigerlich praestirt haben/ was allen generosen und mannhaften Soldaten und aufrichtigen Burgern wol anstehet und geziemet/ dadurch sie dann auch billig den jenigen grossen Ruhm erworben/ welchen die ganze Welt ihnen willig zusprechen/ und in die historische Tafeln der Ewigkeit eingraben wird. Nachdem nun Ihre Königliche Majestät in Polen alles besichtiget/ begaben sich Dieselbe/ mit einem kleinen Gefolg/ mit Ihro Excellenz/ Herrn General Grafen von Stahrenberg/ in die Stadt/ allwo Sie befunden/ daß solche sich kaum über fünff Tage mehr hätte halten können. Niemal ist so grosse/ in kurzer Zeit gefertigte Arbeit/ mit Menschen Augen gesehen worden/ wie in Zubereitung der Minen/ gewaltige Stein und Felsen durchbrochen/ und übern Hauffen geworffen worden. Worauf Ihre Königliche Majestät Sich zu den Herren Augustinern in die Loretha Capell erhoben/ um daselbst GOtt dem Allmächtigen für die erhaltene Victori Dank zu sagen / woselbsten Sie eine grosse Menge Leute angetroffen/ so sich hinzu gedrungen/ Deroselben die Hände/ ja Füsse und Kleider zu küssen: Die meisten musten zufrieden seyn/ daß sie nur den Rock anrühren konten. Allda hörte man schreyen und ruffen: Ach lasset uns herzu / daß wir die streitbare Hand küssen! Sie liessen ein Triumph- und Jubel-Geschrey bis an die Wolken erschallen/ und ob gleich Ihre Königliche Majestät ein demütiges Mißfallen hierüber bezeugten/ auch die Teutsche Officir gebetten/ daß solches möchte </p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0280]
herum lagen/ aus deren Brüsten theils armselige Waislein/ an statt der Muttermilch/ laue Blut noch sogen. Diese liessen Ihro Bischoffliche Gnaden / entweder aus eigenem Beutel versorgen/ oder verschafften zum wenigsten/ daß mildthätige Christliche Matronen/ solch ihr Elend und Jammer mit barmherzigen Augen ansahen/ und vor dero Wart/ Pflege/ Genesung und Unterhaltung/ sich sorgfältig erwiesen. Welches der höchst-getrohnte Weisen-Vatter im Himmel/ ausser Zweiffel/ unvergolten nicht lassen wird.
Den 13. frühe/ wurden Ihre Majestät/ der König in Polen/ beede Chur-Fürstliche Durchleucht Durchleucht/ aus Bayrn und Sachsen/ Ihro Durchleucht der Herzog von Lothringen/ und alle Generals-Personen/ von Ihro Hochgräflichen Excellenz/ Herrn General Grafen von Stahrenberg/ als Preis-würdigstem Erhalter der Stadt Wienn/ in des Feindes Approchen und Gräben der Vestung geführet/ um deroselben Zustand und Beschaffenheit in Augenschein zu nehmen: Welche samt- und einhellig nicht allein die vernünftig und valereuse Conduite und Gegenwehr Ihrer Excellenz/ Herrn General Grafen von Stahrenberg/ sondern auch der ganzen Guarnison Standhaftigkeit/ mit Erstaunung rühmeten. Wobey man aller anwesenden Officir Comportement/ Valeur und Eifer/ wie auch der gemeinen Knechte Muth und Standhaftigkeit/ auch der gesamten Burgerschaft und hochlöblichen Universität angewendten Fleiß/ Treu und Wolthun/ allhier/ Weitläuftigkeit halber / nicht vorgenommen haben/ sondern allein gedenken will/ daß alle/ bis auf den letzten Blutstropffen sich zu wehren und beysammen zu bleiben resolvirt, und dasjenige unverweigerlich praestirt haben/ was allen generosen und mannhaften Soldaten und aufrichtigen Burgern wol anstehet und geziemet/ dadurch sie dann auch billig den jenigen grossen Ruhm erworben/ welchen die ganze Welt ihnen willig zusprechen/ und in die historische Tafeln der Ewigkeit eingraben wird. Nachdem nun Ihre Königliche Majestät in Polen alles besichtiget/ begaben sich Dieselbe/ mit einem kleinen Gefolg/ mit Ihro Excellenz/ Herrn General Grafen von Stahrenberg/ in die Stadt/ allwo Sie befunden/ daß solche sich kaum über fünff Tage mehr hätte halten können. Niemal ist so grosse/ in kurzer Zeit gefertigte Arbeit/ mit Menschen Augen gesehen worden/ wie in Zubereitung der Minen/ gewaltige Stein und Felsen durchbrochen/ und übern Hauffen geworffen worden. Worauf Ihre Königliche Majestät Sich zu den Herren Augustinern in die Loretha Capell erhoben/ um daselbst GOtt dem Allmächtigen für die erhaltene Victori Dank zu sagen / woselbsten Sie eine grosse Menge Leute angetroffen/ so sich hinzu gedrungen/ Deroselben die Hände/ ja Füsse und Kleider zu küssen: Die meisten musten zufrieden seyn/ daß sie nur den Rock anrühren konten. Allda hörte man schreyen und ruffen: Ach lasset uns herzu / daß wir die streitbare Hand küssen! Sie liessen ein Triumph- und Jubel-Geschrey bis an die Wolken erschallen/ und ob gleich Ihre Königliche Majestät ein demütiges Mißfallen hierüber bezeugten/ auch die Teutsche Officir gebetten/ daß solches möchte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/280 |
Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/280>, abgerufen am 19.07.2024. |