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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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Den 8. Septembris/ Morgens früh/ gieng es mit Canoniren genädiger her/ als gestern. Hingegen wurde mit Stein- und Bomben-Einwerffen den ganzen Tag über scharff genug angehalten/ und avancirte des Feinds Arbeit im Graben dergestalt/ daß er Nachmittag gegen vier Uhr/ an dem Löwel in der Basse Flanque/ 2. Fornelli spielen/ und darauf das andermal/ in zimlich grosser Anzahl Sturm/ lauffen ließ; wurde aber zu beeden malen / von denen mit Kartätschen geladenen/ und schon in Bereitschaft stehenden Stücken / unsauber empfangen/ und durch die Mannschaft/ nach zweystündigem Gefecht/ und grossem Verlust der Seinigen/ abgetrieben. Wobey von der Reuterey Herr Obrist Leutenant Crois Chevallier Gournee/ und etliche andere Officier verwundet worden. Vormittag/ gegen zehen Uhr/ haben die Belagerten in der Burg Pastey/ in der Contra-Mine eine Petarden angesetzt / um dadurch des Feindes Mine zu eröffnen/ aber ohne Effect. Gegen Mittag und Nachmittag beobachtete man in dem feindlichen Lager eine grosse Confusion/ mit Hin- und Herlauffen nach den Approchen/ Reiten/ Pferd-satteln/ und Camel-beladen: Welches/ ob es wegen des herannahenden Entsatzes geschehe/ man in der Stadt nicht eigentlich wissen konte. Gegen Abend hat der Feind seine Bettstund abermal mit Lösung so wol der Stücke/ als kleinen Geschützes/ stärker als niemal gehalten/ und in der Nacht seine Arbeit gegen der Basse Flanque/ und in der Communications-Linie stark fortgesetzt. Und weilen unsere Ingenierer vor gewis berichteten/ daß der Feind eine fertige Mine an der Burg-Pastey habe/ welche sie würklich hätten hören zuschlagen/ auch allem Ansehen nach/ weilen de Feind seine Troppen stark zusammen ziehe/ nach effectuirter Minen einen General-Sturm vorzunehmen gesonnen: Als liessen Ihro Excellenz/ Herr General Graf von Stahrenberg/ durch offentlichen Trommel-Ruff/ alle Burger und Innwohner/ und was nur Waffen regiren vermochte/ ernsthaft und treuherzig zusammen bringen/ und verlegten selbe in 2. Bereitschaften/ eine auf dem Kohlmarkt/ bey denen Michaelern; die andere auf die Freyung / wie nicht weniger auch indessen so wo die attaquirte Courtinen/ als beede Pasteyen / mit neuen Abschnitten versehen/ auch in der Stadt die Häuser und Gassen mit Ketten und Traversen verbollwerken; auch auf die den 6. hujus gemeldte neue Batterien Stücke bringen / um jeder Zeit/ und auf allem Fall dem Feind möglichsten Widerstand zu thun. Von S. Stephans-Thurn kriegten Ihro Hochfürstl. Durchl. Herr Herzog von Lotthringen um 9. Uhr die Raggeten-Losung/ wegen eilfertiger Beschleunigung des Succurses. Die Nacht hindurch/ hat man durch des Feindes Wachten/ viel Feuer wargenommen/ desgleichen daß er sich sehr häuffig an das Gebürg setzte. Die Parola wer: St. Philipp und Madrit.

Den 9. tummelte sich der Feind des Morgens mit Canoniren/ Bomben- und Stein-Einwerffen auf die Pasteyen/ sonderlich vom Rothenhof auf den Löwel zu. Es marchirten auch viel tausend Türken nach dem Kahlenberg/ unserm Entsatz entgegen/ allwo sie/ wie auch rings auf dem Wiennerberg/ tieffe Gräben

Den 8. Septembris/ Morgens früh/ gieng es mit Canoniren genädiger her/ als gestern. Hingegen wurde mit Stein- und Bomben-Einwerffen den ganzen Tag über scharff genug angehalten/ und avancirte des Feinds Arbeit im Graben dergestalt/ daß er Nachmittag gegen vier Uhr/ an dem Löwel in der Basse Flanque/ 2. Fornelli spielen/ und darauf das andermal/ in zimlich grosser Anzahl Sturm/ lauffen ließ; wurde aber zu beeden malen / von denen mit Kartätschen geladenen/ und schon in Bereitschaft stehenden Stücken / unsauber empfangen/ und durch die Mannschaft/ nach zweystündigem Gefecht/ und grossem Verlust der Seinigen/ abgetrieben. Wobey von der Reuterey Herr Obrist Leutenant Crois Chevallier Gournee/ und etliche andere Officier verwundet worden. Vormittag/ gegen zehen Uhr/ haben die Belagerten in der Burg Pastey/ in der Contra-Mine eine Petarden angesetzt / um dadurch des Feindes Mine zu eröffnen/ aber ohne Effect. Gegen Mittag und Nachmittag beobachtete man in dem feindlichen Lager eine grosse Confusion/ mit Hin- und Herlauffen nach den Approchen/ Reiten/ Pferd-satteln/ und Camel-beladen: Welches/ ob es wegen des herannahenden Entsatzes geschehe/ man in der Stadt nicht eigentlich wissen konte. Gegen Abend hat der Feind seine Bettstund abermal mit Lösung so wol der Stücke/ als kleinen Geschützes/ stärker als niemal gehalten/ und in der Nacht seine Arbeit gegen der Basse Flanque/ und in der Communications-Linie stark fortgesetzt. Und weilen unsere Ingenierer vor gewis berichteten/ daß der Feind eine fertige Mine an der Burg-Pastey habe/ welche sie würklich hätten hören zuschlagen/ auch allem Ansehen nach/ weilen de Feind seine Troppen stark zusammen ziehe/ nach effectuirter Minen einen General-Sturm vorzunehmen gesonnen: Als liessen Ihro Excellenz/ Herr General Graf von Stahrenberg/ durch offentlichen Trommel-Ruff/ alle Burger und Innwohner/ und was nur Waffen regiren vermochte/ ernsthaft und treuherzig zusammen bringen/ und verlegten selbe in 2. Bereitschaften/ eine auf dem Kohlmarkt/ bey denen Michaelern; die andere auf die Freyung / wie nicht weniger auch indessen so wo die attaquirte Courtinen/ als beede Pasteyen / mit neuen Abschnitten versehen/ auch in der Stadt die Häuser und Gassen mit Ketten und Traversen verbollwerken; auch auf die den 6. hujus gemeldte neue Batterien Stücke bringen / um jeder Zeit/ und auf allem Fall dem Feind möglichsten Widerstand zu thun. Von S. Stephans-Thurn kriegten Ihro Hochfürstl. Durchl. Herr Herzog von Lotthringen um 9. Uhr die Raggeten-Losung/ wegen eilfertiger Beschleunigung des Succurses. Die Nacht hindurch/ hat man durch des Feindes Wachten/ viel Feuer wargenommen/ desgleichen daß er sich sehr häuffig an das Gebürg setzte. Die Parola wer: St. Philipp und Madrit.

Den 9. tummelte sich der Feind des Morgens mit Canoniren/ Bomben- und Stein-Einwerffen auf die Pasteyen/ sonderlich vom Rothenhof auf den Löwel zu. Es marchirten auch viel tausend Türken nach dem Kahlenberg/ unserm Entsatz entgegen/ allwo sie/ wie auch rings auf dem Wiennerberg/ tieffe Gräben

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        <p>Den 9. tummelte sich der Feind des Morgens mit Canoniren/ Bomben- und Stein-Einwerffen            auf die Pasteyen/ sonderlich vom Rothenhof auf den Löwel zu. Es marchirten auch viel            tausend Türken nach dem Kahlenberg/ unserm Entsatz entgegen/ allwo sie/ wie auch rings            auf dem Wiennerberg/ tieffe Gräben
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[61/0273] Den 8. Septembris/ Morgens früh/ gieng es mit Canoniren genädiger her/ als gestern. Hingegen wurde mit Stein- und Bomben-Einwerffen den ganzen Tag über scharff genug angehalten/ und avancirte des Feinds Arbeit im Graben dergestalt/ daß er Nachmittag gegen vier Uhr/ an dem Löwel in der Basse Flanque/ 2. Fornelli spielen/ und darauf das andermal/ in zimlich grosser Anzahl Sturm/ lauffen ließ; wurde aber zu beeden malen / von denen mit Kartätschen geladenen/ und schon in Bereitschaft stehenden Stücken / unsauber empfangen/ und durch die Mannschaft/ nach zweystündigem Gefecht/ und grossem Verlust der Seinigen/ abgetrieben. Wobey von der Reuterey Herr Obrist Leutenant Crois Chevallier Gournee/ und etliche andere Officier verwundet worden. Vormittag/ gegen zehen Uhr/ haben die Belagerten in der Burg Pastey/ in der Contra-Mine eine Petarden angesetzt / um dadurch des Feindes Mine zu eröffnen/ aber ohne Effect. Gegen Mittag und Nachmittag beobachtete man in dem feindlichen Lager eine grosse Confusion/ mit Hin- und Herlauffen nach den Approchen/ Reiten/ Pferd-satteln/ und Camel-beladen: Welches/ ob es wegen des herannahenden Entsatzes geschehe/ man in der Stadt nicht eigentlich wissen konte. Gegen Abend hat der Feind seine Bettstund abermal mit Lösung so wol der Stücke/ als kleinen Geschützes/ stärker als niemal gehalten/ und in der Nacht seine Arbeit gegen der Basse Flanque/ und in der Communications-Linie stark fortgesetzt. Und weilen unsere Ingenierer vor gewis berichteten/ daß der Feind eine fertige Mine an der Burg-Pastey habe/ welche sie würklich hätten hören zuschlagen/ auch allem Ansehen nach/ weilen de Feind seine Troppen stark zusammen ziehe/ nach effectuirter Minen einen General-Sturm vorzunehmen gesonnen: Als liessen Ihro Excellenz/ Herr General Graf von Stahrenberg/ durch offentlichen Trommel-Ruff/ alle Burger und Innwohner/ und was nur Waffen regiren vermochte/ ernsthaft und treuherzig zusammen bringen/ und verlegten selbe in 2. Bereitschaften/ eine auf dem Kohlmarkt/ bey denen Michaelern; die andere auf die Freyung / wie nicht weniger auch indessen so wo die attaquirte Courtinen/ als beede Pasteyen / mit neuen Abschnitten versehen/ auch in der Stadt die Häuser und Gassen mit Ketten und Traversen verbollwerken; auch auf die den 6. hujus gemeldte neue Batterien Stücke bringen / um jeder Zeit/ und auf allem Fall dem Feind möglichsten Widerstand zu thun. Von S. Stephans-Thurn kriegten Ihro Hochfürstl. Durchl. Herr Herzog von Lotthringen um 9. Uhr die Raggeten-Losung/ wegen eilfertiger Beschleunigung des Succurses. Die Nacht hindurch/ hat man durch des Feindes Wachten/ viel Feuer wargenommen/ desgleichen daß er sich sehr häuffig an das Gebürg setzte. Die Parola wer: St. Philipp und Madrit. Den 9. tummelte sich der Feind des Morgens mit Canoniren/ Bomben- und Stein-Einwerffen auf die Pasteyen/ sonderlich vom Rothenhof auf den Löwel zu. Es marchirten auch viel tausend Türken nach dem Kahlenberg/ unserm Entsatz entgegen/ allwo sie/ wie auch rings auf dem Wiennerberg/ tieffe Gräben

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/273>, abgerufen am 26.11.2024.